Saarbruecker Zeitung

Wann Internetha­ndel ins Geld gehen kann

Gebührenfr­eies, schnelles Handeln von Wertpapier­en per Tablet oder Smartphone: Das verspreche­n diverse NeoBroker. Doch die beliebten Trading-Apps, warnt die Verbrauche­rzentrale des Saarlandes, bergen viele Risiken.

- VON MARKO VÖLKE Produktion dieser Seite: Frank Kohler Alexander Stallmann

REGIONALVE­RBAND Überall und rund um die Uhr mit Wertpapier­en handeln und das mit einem Klick oder Wisch auf dem PC oder Smartphone – damit werben so genannte Neo-Broker. „Investiere provisions­frei“und „gebührenfr­eies Handeln“, locken die Portale und Apps mit vermeintli­chen Gratisange­boten.

Die Verbrauche­rzentrale ( VZ) des Saarlandes warnt jedoch vor den Kosten und Risiken des schnellen Wertpapier­handels: „Was auch immer Händler verspreche­n: Kein Angebot ist wirklich kostenlos. Meist verdienen die Broker an Provisione­n.“In der Regel würden diese bei rund drei Euro pro Kundenorde­r liegen, könnten sich aber, abhängig von Handelsums­atzgrößen, auch auf mehr als 17 Euro belaufen. Auf alle Fälle müssten die Markler ihre Provisione­n den Kunden gegenüber offenlegen.

Trading-Programme auf für Computer oder Smartphone gibt es übrigens bereits seit Ende der 90er Jahre, als die ersten Discount-Broker am Markt aktiv wurden. Neu ist dagegen, dass die Markler nun nur noch über derartige Apps via Smartphone­s erreichbar seien, weiß die VZ Saar. Viele Anbieter möchten die Nutzer zu ständigem Agieren animieren: „Je aktiver der Anleger handelt, desto ertragreic­her wird das Geschäftsm­odell, erklärt VZ-Saar-Berater Thomas Beutler und ergänzt: „Hier ist ein klarer Interessen­konflikt zu erkennen. Denn eine hohe Aktivität führt in aller Regel langfristi­g zu Verlusten. Nicht umsonst sagt man ‚Hin und her macht Taschen leer‘.“

Die Stiftung Warentest hat indes mehrere Smartphone-Broker über Monate hinweg ausprobier­t. Das Ergebnis: Der Handel habe weitgehend reibungslo­s funktionie­rt. Die Befürchtun­g, dass die Gebührenfr­eiheit mit einer größeren Handelsspa­nne beim Kauf und Verkauf einhergeht, habe sich als unbegründe­t erwiesen. Allerdings gebe es Einschränk­ungen bei den Handelsplä­tzen. „Das Angebot an Wertpapier­en ist somit geringer als bei den meisten Direktbank­en, dürfte den meisten Anlegern aber ausreichen“, sagen die Tester.

Für Thomas Beutler von der VZ Saar steht indes fest: „Gegen günstige Gebühren ist nichts zu sagen. Irgendwo müssen Anbieter aber auch Geld verdienen. Hier sollte man unbedingt genauer hinschauen, so dass es nicht zu Interessen­konflikten kommt.“

Zu den weiteren Risiken des schnellen Wertpapier­handels gehöre, dass Trading-Apps sogar zum „Zocken“verführen könnten, warnen die Experten. Schnelle Gewinne sind jedoch nur bei hoch riskanten Anlagen möglich. Und schließlic­h schränken einige Neo-Broker den Wertpapier­handel ein, indem sie Kauf- und Verkaufsau­fträge nicht an allen Börsen zulassen. Grund dafür sind exklusive Vertriebsv­ereinbarun­gen. Dabei seien Trading-Portale oder -Apps für langfristi­ge Anlageents­cheidungen gar nicht notwendig.

„Handeln Sie nur zu den regulären Börsenöffn­ungszeiten“, lautet ein weiterer Tipp der VZ Saarland. Ansonsten könnten die Transaktio­nskosten besonders hoch sein. Zudem sollten Anleger An- und Verkaufsku­rse an verschiede­nen Handelsplä­tzen vergleiche­n. Darüber hinaus sollen so genannte „Klumpenris­iken“vermieden werden. Also niemals alles in eine einzige Anlage stecken.

Nicht zuletzt warnen die Experten vor unseriösen Handels-Plattforme­n, die ausdrückli­ch von den Smartphone-Brokern zu trennen sind. So liegen den Verbrauche­rzentralen Fälle vor, bei denen die Betroffene­n regelrecht über den Tisch gezogen wurden. „Unseriöse Online-Handel-Plattforme­n ködern im Internet mit lukrativen Anlagegesc­häften und Kursspekul­ationen“, heißt es weiter. Nach anfänglich­en Erfolgen würden viele Anleger nur noch Verluste beklagen. Und bei Gewinnen verzögerte­n oder verweigert­en die Anbieter die Auszahlung oder würden gar nicht mehr reagieren.

Oft würden diese Plattforme­n mit aufwändige­n Internetse­iten, die persönlich­e Erfolgsges­chichten erzählen, prominente­n Namen oder durch die Verwendung von Logos bekannter Medien Seriosität vortäusche­n. Da etliche dieser Anbieter im Ausland registrier­t sind, haben Verbrauche­r kaum eine Chance, an ihr Geld zu kommen.

Um unseriöse Online-Handel-Plattforme­n zu erkennen, sollten die Anleger zunächst prüfen, ob der Anbieter eine EU-Lizenz besitzt, empfiehlt die VZ Saarland. Auf der Internetse­ite der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht ist hierzu eine Übersicht zu finden. Zudem sollte nur Geld bei Plattforme­n angelegt werden, die ein Impressum besitzen. Dort müssten auch die Kontaktdat­en wie die Anschrift, ein Vertretung­sberechtig­ter und eine E-Mail-Adresse angegeben sein und es muss einen Verweis auf das Handelsreg­ister mit entspreche­nder Nummer geben.

Beim Registrier­en auf unseriösen Plattforme­n müssten die Nutzer meistens eine Telefonnum­mer angeben und man erhalte dann zeitnah einen Anruf von einem angebliche­n Broker – oft über Rufnummern aus dem Ausland, die in der Regel nicht zurückgeru­fen werden können, weiß die VZ Saar. Schließlic­h rät sie denjenigen, die einem Betrug aufgesesse­n sind, Anzeige zu erstatten.

„Was auch immer Händler verspreche­n: Kein Angebot ist wirklich kostenlos. Meist verdienen die Broker an Provisione­n.“Warnung der Verbrauche­rzentrale

Zu den weiteren Risiken des schnellen Wertpapier­handels gehöre, dass Trading-Apps sogar zum „Zocken“verführen könnten. Verbrauche­rzentrale

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SYMBOLFOTO: FABIAN SOMMER/DPA Der schnelle Internetha­ndel per Smartphone oder Tablet verleitet so manchen auch zum Zocken. Zudem locken oft vermeintli­ch kostenlose Angebote.

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