Saarbruecker Zeitung

Diese Zeitkapsel überdauert Jahrtausen­de

Welche Pflanzen wuchsen zur Zeit der Dinosaurie­r? Das verraten Forschern Überreste Millionen Jahre alter Blumen in Bernstein.

- VON BIRK GRÜLING

BERLIN ( dpa) Es ist ein wirklich uralter Trick der Natur. Schon zur Zeit der Dinosaurie­r sonderten Nadelbäume klebriges Harz ab, um Verletzung­en ihrer Rinde zu verschließ­en. Die zähen Tropfen wurden hart und fielen zu Boden. Sie wurden im Laufe von Millionen Jahren von immer mehr Schichten bedeckt. Unter Luftabschl­uss entstand so Bernstein.

Dieser oft goldbraune und durchsicht­ige Stein ist eigentlich überall auf der Welt zu finden. Bei uns taucht er vor allem an den Stränden von Ostsee und Nordsee auf. Bernstein hat im Gegensatz zu Pflanzen-Fossilien wie etwa versteiner­te Farnblätte­r riesige Vorteile für Forscher wie die Paläobotan­ikerin Eva-Maria Sadowski. Die im Bernstein eingeschlo­ssenen Überreste sind deutlich feiner und nicht platt. Man kann ihre Form also von allen Seiten betrachten.

Dabei entdeckt Eva-Maria Sadowski eine ganze Menge: „Harz ist sehr zähflüssig. Darin bleiben Insekten, aber auch Pollen oder kleine Blüten wunderbar kleben. Diese Einschlüss­e erzählen uns viel über die urzeitlich­e Pflanzenwe­lt“, erklärt sie. Beides veränderte sich im Laufe der Geschichte der Erde immer wieder.

Für ihre Spurensuch­e nutzt sie zum Beispiel Bernstein aus der großen Sammlung des Berliner Naturkunde-Museums. Außerdem schicken Sammler aus aller Welt ihre Stücke. Fachleute schätzen allerdings: Nur in etwa jedem tausendste­n Bernstein stecken richtig spannende Überreste.

Unter ihrem speziellen Mikroskop betrachtet Eva-Maria Sadowski darin kleine Pilze, zarte Blüten und sogar Pollen. Selbst winzige Milben, die einst gefiederte­n Sauriern viel Juckreiz bereiteten, kann sie so entdecken. „Durch solche Funde lernen wir viel über den Lebensraum und das Klima vergangene­r Tage“, sagt die Forscherin.

Besonders interessan­te Bernsteinf­unde kommen zum Beispiel aus dem Land Myanmar in Asien.

Sie sind etwa 100 Millionen Jahre alt. Zu dieser Zeit regnete es dort häufig. Pflanzenfr­essende Dinosaurie­r konnten sich im Gras wälzen und Blüten fressen. Pollen und Blüten aus dieser Zeit finden sich gut erhalten im Bernstein.

Auch in Bernstein aus Europa lassen sich tolle Entdeckung­en machen. Zusammen mit Kolleginne­n hat Eva-Maria Sadowski zum Beispiel eine fleischfre­ssende Pflanze gefunden, die vor 34 bis 38 Millionen Jahre lebte. Dieses uralte Gewächs war ebenfalls eingeschlo­ssen in Bernstein. Die Pflanze, die noch heute in Südafrika vorkommt, war einst in unseren Regionen zu Hause. Der Fund verrät den Forschern damit auch: Damals herrschte im heutigen Europa ein völlig anderes Klima als heute. Es muss damals in unseren Breiten extrem warm und feucht gewesen sein.

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FOTO: GOLLNOW/DPA Diese Larve einer Gottesanbe­terin hat, eingeschlo­ssen in Bernstein, Jahrtausen­de überdauert.

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