Forschungsauftrag rettet Frau vor den Taliban
Sarah Faseli hat erfolgreich in Deutschland studiert und sich dann in ihrer Heimat Afghanistan engagiert. Mit dem Vormarsch der Taliban war sie in großer Gefahr — doch ein saarländisches Netzwerk konnte sie zurückholen.
SAARBRÜCKEN Vor gut sechs Wochen berichteten wir über Sarah Faseli. Eine Afghanin, die mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Deutschland studierte, promovierte und 2017 ganz bewusst, obwohl sie hätte in Deutschland bleiben können, in ihre Heimat zurückging, um an der Deutschabteilung der Universität Kabul zu lehren. „Sie wollte das Wissen, das sie sich in Deutschland angeeignet hatte, weitervermitteln“, erzählt der iranisch-stämmige Saarbrücker Asgar Abbaszadeh. Er kennt Faseli gut. Und zwar aus jenen drei Jahren, in denen er mit seiner Frau, der Lehrerin
Martina Walzer, in
Afghanistan lebte und arbeitete.
Vor sechs Wochen berichteten wir auch über die
Bemühungen des
Ehepaares, Sarah
Faseli nach Deutschland zu holen. Denn die Rückkehr der Taliban bedeutet für Faseli eine akute Gefahrensituation. „Für die Taliban ist sie eine unehrbare Frau“, erklärt Abbaszadeh. Als er zu Beginn dieser Woche die Tür öffnet, haben sich die Sorgenfalten auf seiner Stirn gemildert. Seine Bemühungen hatten Erfolg, seit Anfang letzter Woche ist Sarah Faseli in Deutschland.
Asgar Abbaszadeh ist schon seit seinen Studententagen in politischen und soziokulturellen Organisationen aktiv. Er ist unter anderem Mitgründer, Stellvertretender Vorsitzender und kulturpolitischer Sprecher des
Ausländerbeirates Saarbrücken, war Initiator, Gründungsmitglied und 15 Jahre Geschäftsführer von „Ramesch“, einem Verein für interkulturelle und interreligiöse Begegnung und arbeitet derzeit als Berater und Vermittler für interkulturellen und interreligiösen Dialog. In all diesen Funktionen konnte Abbaszadeh über die Jahre hinweg viele Politik-Kontakte zu allen Parteien knüpfen, wie er sagt. Und die macht er sich, im Versuch Sarah Faseli zu helfen, zu Nutze.
An einige Parteien habe er geschrieben, um Hilfe gebeten. Oft hätten diese „nicht einmal geantwortet“. Nicht so Heiko Maas. „Heiko und ich kennen uns, haben gelegentlich Kontakt und er weiß, dass ich und meine Frau in Afghanistan für den Wiederaufbau tätig waren“, erzählt Abbaszadeh. „Über Visumsanträge entscheiden unsere Auslandsvertretungen in jedem Einzelfall nach Maßgabe der geltenden aufenthaltsrechtlichen Vorschriften und sorgfältiger Prüfung aller Umstände im Einzelfall“, lässt das Heiko Maas unterstehende Auswärtige Amt hierzu verkünden. Mehr könne man „aus Gründen des Schutzes der Persönlichkeitsrechte“zum Fall Faseli nicht sagen. Asgar Abbaszadeh weiß mit Zustimmung Faselis allerdings zu berichten, dass sie im Zuge eines sechsmonatigen Forschungsauftrages an der Universität Bochum ein Arbeitsvisum erhalten hat. Während Abbaszadeh hierfür Heiko Maas „Dankbarkeit aussprechen will“, wie er sagt, mahnt er ganz generell: „Dafür wählen wir schließlich auch Politiker: Dass sie sich unserer Anliegen annehmen. Wir müssen dabei humanistisch denken, wir dürfen nicht schauen, welches Land oder Volk uns Profit bringt.“