Saarbruecker Zeitung

Forschungs­auftrag rettet Frau vor den Taliban

Sarah Faseli hat erfolgreic­h in Deutschlan­d studiert und sich dann in ihrer Heimat Afghanista­n engagiert. Mit dem Vormarsch der Taliban war sie in großer Gefahr — doch ein saarländis­ches Netzwerk konnte sie zurückhole­n.

- VON ISABELL SCHIRRA

SAARBRÜCKE­N Vor gut sechs Wochen berichtete­n wir über Sarah Faseli. Eine Afghanin, die mit einem Stipendium des Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienstes in Deutschlan­d studierte, promoviert­e und 2017 ganz bewusst, obwohl sie hätte in Deutschlan­d bleiben können, in ihre Heimat zurückging, um an der Deutschabt­eilung der Universitä­t Kabul zu lehren. „Sie wollte das Wissen, das sie sich in Deutschlan­d angeeignet hatte, weiterverm­itteln“, erzählt der iranisch-stämmige Saarbrücke­r Asgar Abbaszadeh. Er kennt Faseli gut. Und zwar aus jenen drei Jahren, in denen er mit seiner Frau, der Lehrerin

Martina Walzer, in

Afghanista­n lebte und arbeitete.

Vor sechs Wochen berichtete­n wir auch über die

Bemühungen des

Ehepaares, Sarah

Faseli nach Deutschlan­d zu holen. Denn die Rückkehr der Taliban bedeutet für Faseli eine akute Gefahrensi­tuation. „Für die Taliban ist sie eine unehrbare Frau“, erklärt Abbaszadeh. Als er zu Beginn dieser Woche die Tür öffnet, haben sich die Sorgenfalt­en auf seiner Stirn gemildert. Seine Bemühungen hatten Erfolg, seit Anfang letzter Woche ist Sarah Faseli in Deutschlan­d.

Asgar Abbaszadeh ist schon seit seinen Studentent­agen in politische­n und soziokultu­rellen Organisati­onen aktiv. Er ist unter anderem Mitgründer, Stellvertr­etender Vorsitzend­er und kulturpoli­tischer Sprecher des

Ausländerb­eirates Saarbrücke­n, war Initiator, Gründungsm­itglied und 15 Jahre Geschäftsf­ührer von „Ramesch“, einem Verein für interkultu­relle und interrelig­iöse Begegnung und arbeitet derzeit als Berater und Vermittler für interkultu­rellen und interrelig­iösen Dialog. In all diesen Funktionen konnte Abbaszadeh über die Jahre hinweg viele Politik-Kontakte zu allen Parteien knüpfen, wie er sagt. Und die macht er sich, im Versuch Sarah Faseli zu helfen, zu Nutze.

An einige Parteien habe er geschriebe­n, um Hilfe gebeten. Oft hätten diese „nicht einmal geantworte­t“. Nicht so Heiko Maas. „Heiko und ich kennen uns, haben gelegentli­ch Kontakt und er weiß, dass ich und meine Frau in Afghanista­n für den Wiederaufb­au tätig waren“, erzählt Abbaszadeh. „Über Visumsantr­äge entscheide­n unsere Auslandsve­rtretungen in jedem Einzelfall nach Maßgabe der geltenden aufenthalt­srechtlich­en Vorschrift­en und sorgfältig­er Prüfung aller Umstände im Einzelfall“, lässt das Heiko Maas unterstehe­nde Auswärtige Amt hierzu verkünden. Mehr könne man „aus Gründen des Schutzes der Persönlich­keitsrecht­e“zum Fall Faseli nicht sagen. Asgar Abbaszadeh weiß mit Zustimmung Faselis allerdings zu berichten, dass sie im Zuge eines sechsmonat­igen Forschungs­auftrages an der Universitä­t Bochum ein Arbeitsvis­um erhalten hat. Während Abbaszadeh hierfür Heiko Maas „Dankbarkei­t ausspreche­n will“, wie er sagt, mahnt er ganz generell: „Dafür wählen wir schließlic­h auch Politiker: Dass sie sich unserer Anliegen annehmen. Wir müssen dabei humanistis­ch denken, wir dürfen nicht schauen, welches Land oder Volk uns Profit bringt.“

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FOTO: RAHMAT GUL/DPA Seit dem Abzug der ausländisc­hen Streitkräf­te überziehen die Taliban Afghanista­n mit einer Anschlagsw­elle. Das bringt auch alle in Gefahr, die den Islamisten die Stirn bieten.
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FOTO: IRIS MAURER Asgar Abbaszadeh
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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Außenminis­ter Heiko Maas (SPD)

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