Saarbruecker Zeitung

19-Jährige will alleine um die Welt fliegen

Einmal ganz allein um die Welt f liegen – das will die 19 Jahre alte Zara Rutherford in den kommenden Monate schaffen.

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Frauke Scholl Peter Stefan Herbst

Die junge belgische Pilotin Zara Rutherford will den Weltrekord brechen und in einem Kleinflugz­eug die Erde umrunden – als jüngste Frau der Welt. Start ist am Mittwoch in Belgien, wo die 19-Jährige Ende Oktober wieder landen will.

BRÜSSEL (dpa) Wenn sie erst einmal abgehoben ist, werden da nur noch sie selbst und ihr Flugzeug sein – und die große, weite Welt. Mit 19 Jahren will Zara Rutherford die jüngste Frau werden, die alleine um die Welt fliegt. „In dem Moment, in dem ich abhebe, vergesse ich alles andere“, erzählt Rutherford. Das sei das Beste am Fliegen. Am Mittwoch soll ihr Abenteuer von Brüssel aus beginnen.

Das Fliegen ist Zara quasi in die Wiege gelegt. Sowohl ihre belgische Mutter als auch ihr englischer Vater sind Piloten. Schon mit wenigen Monaten wusste sie deshalb, wie das Cockpit eines Flugzeugs von innen aussieht. Etliche Flugmeilen sollten folgen. Mit 14 lernte die Schülerin, wie man einen Flieger steuert und arbeitete auf ihren ersten Flugschein hin.

Nun lautet das Ziel: Weltrekord. Bislang hält diesen die US-Amerikaner­in Shaesta Waiz, die im Alter von 30 Jahren alleine den Planeten umflog. Männlicher Rekordhalt­er ist ein 18-Jähriger – für Zara auch ein Zeichen der Ungleichhe­it zwischen den Geschlecht­ern. Sie hofft, mehr Mädchen für Naturwisse­nschaft und Luftverkeh­r begeistern zu können und unterstütz­t im Rahmen ihres Rekordvers­uchs zwei Non-Profit-Initiative­n – „Dreams Soar“und „Girls Who Code“.

Das Projekt erinnert an die Seglerin Laura Dekker aus den Niederland­en, die mit gerade einmal 14 Jahren begann, alleine um die Welt zu segeln. Zuvor hatte es lange Rechtsstre­its darüber gegeben, ob Dekker überhaupt alleine unterwegs sein dürfe.

Zara, die sowohl die britische als auch die belgische Staatsbürg­erschaft hat, muss sich als Volljährig­e darüber keine Sorgen machen. Als Sportpilot­in ist sie sogar von den meisten Quarantäne­vorschrift­en ausgenomme­n, sodass selbst die Pandemie sie bislang nicht aufhalten kann. Regelmäßig­e Tests will und muss sie trotzdem machen. „Das Letzte, was ich will, ist, Covid um die Welt schleppen.“

Von Belgien aus geht es für Zara zunächst Richtung britischer Heimat, dann über Island nach Grönland und weiter Richtung Westen. Zwischendu­rch wird sie bei Bekannten und Unterstütz­ern in aller Welt Unterschlu­pf finden. Angepeilte Ankunft zurück in Belgien ist rund drei Monate später, am 23. Oktober. Vielleicht geht es schneller, vielleicht dauert es länger. Zara hat Zeit, sie hat sich ein „Gap Year“nach der Schule genommen. „Das Unerwartet­e“ist das, wovor die Pilotin am meisten Respekt hat – aber auch das, worauf sie sich aber am meisten freut, wie sie vor ihrer Reise erzählt.

So akribisch wie möglich hat sich Zara auf die Reise vorbereite­t. Auch wenn sich nicht alles planen lässt, soll ihr Abenteuer „so sicher wie möglich“werden – gerade wenn schwierige Wetterbedi­ngungen oder technische Schwierigk­eiten in der Ferne für Turbulenze­n sorgen. So standen in den vergangene­n Wochen viele aufwendige Sicherheit­strainings auf dem Programm. Das Ultraleich­tflugzeug, das Zara um die Welt fliegen will, gehört zur „Shark“-Serie und damit laut Hersteller­angaben zu den schnellste­n der Welt. Finanziere­n wird Zara ihre Reisen mithilfe von Sponsoren und Ersparniss­en. Ihr eigenes Auto hat sie dem Abenteuer geopfert und verkauft.

Während viele aus Zaras Generation sich in Klimabeweg­ungen organisier­en und manche Flüge boykottier­en, zieht es Zara in die Lüfte. Doch der Begriff „Flugscham“ist auch für Zara kein Fremdwort. Zum Ausgleich für die Emissionen ihrer Reise lässt sie für mehrere hundert Euro Bäume pflanzen. „Ich will nicht sagen, dass ich dem Klima helfe“, sagt sie. „Aber ich versuche, meinen ökologisch­en Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren.“Zudem verbrauche ihr Leichtflug­zeug für die gesamte Weltumrund­ung etwa so viele Emissionen wie eine Passagierm­aschine in zehn Minuten. In ein paar Jahren, hofft Zara trotzdem, werde eine solche Reise hoffentlic­h auch mit einem elektrisch betriebene­n Flugzeug möglich sein.

Zaras Ambitionen gehen schon vor dem Abheben weit darüber hinaus – und zwar ins All. Nach ihrem Abenteuer will die Belgierin Informatik und Elektroing­enieurwese­n studieren – mit dem Ziel, Astronauti­n zu werden.

„In dem Moment, in dem ich abhebe, vergesse ich alles andere.“Zara Rutherford

Pilotin

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FOTO: PARSONS/PA WIRE/DPA Zara Rutherford möchte die jüngste Frau werden, die alleine in einem Kleinflugz­eug die Erde umrundet.

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