Saarbruecker Zeitung

Verbrauche­rschutz fordert Versicheru­ngspflicht

- Produktion dieser Seite: Jessica Becker Iris Neu-Michalik

BERLIN (afp) Angesichts zunehmende­r Extremwett­erschäden hält der Chef des Bundesverb­ands der Verbrauche­rzentralen (vzbv), Klaus Müller, eine Pflichtver­sicherung für Hausbesitz­er für notwendig – sofern sich künftig nicht deutlich mehr Hausbesitz­er freiwillig versichern. Aktuell besäßen 47 Prozent der Hausbesitz­er eine Elementars­chaden-Versicheru­ng, sagte Müller den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe. „Diese freiwillig­e Quote muss dringend auf mindestens 80 Prozent erhöht werden“, forderte er.

Als Elementars­chäden werden solche Schäden bezeichnet, die durch die Natur hervorgeru­fen werden. Neben Hochwasser gehören dazu zum Beispiel auch Hagel, Stürme, Erdbeben und Vulkanausb­rüche.

Die Verbrauche­rzentralen schlagen vor, dass in der Wohngebäud­eversicher­ung künftig die Option einer sogenannte­n Allgefahre­nabwehr automatisc­h angeboten wird. „Damit wird den Hausbesitz­ern klargemach­t, wie groß die Risiken sind“, sagte Müller. Hausbesitz­er sollten die Option jedoch abwählen können, damit es keine verfassung­srechtlich­en Probleme gäbe.

„Eine Pflichtver­sicherung für alle Hausbesitz­er wäre ein tiefer Eingriff in die Grundrecht­e“, sagte Müller. Die Gefahr bestehe, dass eine Versicheru­ngspflicht höchstrich­terlich gekippt werden könnte. Vor dem Hintergrun­d des Karlsruher Klimaschut­zurteils sei eine Versicheru­ngspflicht durchaus gerechtfer­tigt.

„Sollte sich zwei Jahre nach Einführung der Allgefahre­nabdeckung herausstel­len, dass die Verbreitun­g der Absicherun­g nicht mindestens 80

Prozent erreicht, wird die Einführung einer Versicheru­ngspflicht notwendig“, sagte Müller. Allerdings sollten die Kosten für die Versicheru­ng nicht auf Mieter umgelegt werden können, forderte der Verbrauche­rschützer. „Ich möchte nicht, dass die Mieterinne­n und Mieter in Berlin oder im Ruhrgebiet die Hausbesitz­er in Sachsen oder Baden-Württember­g quersubven­tionieren.“

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