Saarbruecker Zeitung

Im ersten Anlauf gescheiter­t, will sich Metz für 2024 erneut als Kulturhaup­tstadt Frankreich­s bewerben.

Im ersten Anlauf knapp gescheiter­t, will sich Metz nach seiner jüngsten Niederlage nicht geschlagen geben: Für 2024 will sich die Stadt erneut als Kulturhaup­tstadt Frankreich bewerben. Derweil könnte ein Projekt schon ohne die Hilfe des Staates umgesetzt

- VON SOPHIA SCHÜLKE

METZ Nach dem Ausscheide­n ist vor der nächsten Bewerbung. In punkto französisc­he Kulturhaup­tstadt will Metz nicht aufgeben. Im März hatte Metz den Titel als Frankreich­s Kulturhaup­tstadt knapp verpasst (wir berichtete­n). Nachdem die Stadt an der Mosel ins Finale gekommen war, erkor die Jury die Industries­tadt Villeurban­ne bei Lyon als ersten Träger des Titels. Will man sich erneut bewerben? „Ja, und zwar mit viel Enthusiasm­us, gleich bei der nächsten Ausgabe“, erklärt Patrick Thil, Beigeordne­ter des Metzer Bürgermeis­ters und Kulturbeau­ftragter, der SZ.

„Wir haben uns für den Zeitraum beworben, in dem Esch-sur-Alzette Europäisch­e Kulturhaup­tstadt ist“, berichtet Thil. Was ein Plus hätte sein können, habe sich in der Wahrnehmun­g der Jury schnell als Handicap herausgest­ellt. „Aufgrund der geografisc­hen, aber auch der intellektu­ellen Nähe zu Esch-sur-Alzette“, sagt Thil, und ist ein guter Verlierer. Die Wahl für Villeurban­ne ist für ihn absolut nachvollzi­ehbar, gerade „als Banlieue, die eher mit brennenden Autos als mit Kultur assoziiert wird, obwohl sie viel für Kultur tun“. Diese Wahl sei ein Paradigmen­wechsel.

Dass Metz eine erneute Kandidatur als Kulturhaup­tstadt Frankreich­s fest ins Auge fasst, hat nichts mit Hybris zu tun. Zum einen, weil Metz bereits die Labels „Ville d’art et d’histoire“und „Ville créative de l’Unesco“für seinen Musikberei­ch trägt. Zum anderen, weil es mit dem Centre Pompidou-Metz und dem Sinfonieor­chester mehr als nur konkurrenz­fähige Kultureinr­ichtungen besitzt. Mit BAM, Arsenal und Trinitaire­s kann die Stadt auch besondere Konzertort­e füllen, wobei man die städtische­n Musikstätt­en samt Sinfonieor­chester unter der Dachmarke der „Cité Musicale“vereint hat. Zudem unterhält Metz publikumsw­irksame Festivals wie die „Constellat­ions“für digitale Kunst und bemüht sich im Festival „Migrations“seit Jahren um sozialen Austausch – um nur einige prominente Beispiele zu nennen.

Nicht zuletzt war es im Entscheid im März sehr knapp, Metz kam ins Finale und wurde Zweiter. „Unser Projekt zu Digitalem und Kunst wurde sehr interessie­rt aufgenomme­n und wir wurden vom Kulturmini­sterium ermutigt, uns mit unserer Kandidatur erneut zu bewerben“, berichtet Thil. Gewisse Anpassunge­n der Kandidatur könne es in der Zwischenze­it geben, aber an der Grundausri­chtung und am französisc­h-deutsch-italienisc­hen Erbe der historisch­en Stadt werde man festhalten. Auch am intergener­ationellen Ansatz.

Unterdesse­n wolle man einige Projekte bereits angehen. „Einige Projekte werden wir schon umsetzen, andere, für die wir die finanzi

Dass Metz eine erneute Kandidatur fest ins Auge fasst, hat nichts mit Hybris zu tun.

elle Unterstütz­ung des Staates gebraucht hätten, nicht“, erklärt Thil. Erstes gilt für die Umsetzung einer Bibliothek direkt im Zentrum mit Mediathek und Cinémathèq­ue. „Derzeit prüfen wir die Möglichkei­t, im ehemaligen Kino Caméo, das wir in Teilen besitzen“, sagt Thil und ergänzt, „ansonsten wären eventuell die großen Einkaufshä­user, die sich gerade leeren, die wir aber nicht besitzen, eine Option“.

Der Titel der Kulturhaup­tstadt Frankreich­s wurde erst ins Leben gerufen und wird im kommenden Jahr von Villeurban­ne zum ersten

Mal mit Leben gefüllt. Das Label ist angelehnt an das 1985 ins Leben gerufene Konzept der „Kulturhaup­tstadt Europas“und soll in Frankreich alle zwei Jahre vergeben werden. Gedacht ist er für Städte oder Gemeindeve­rbände, deren Einwohnerz­ahl zwischen 20 000 und 200 000 liegt. Nach dem Turnus für die „Europäisch­e Kulturhaup­tstadt“ist Frankreich nach 2013 erst wieder 2028 an der Reihe, eine Stadt für ein bedeutende­s, ein Jahr dauerndes europäisch­es Kulturprog­ramm zu stellen. Die längere Wartezeit auf die „Europäisch­e Kulturhaup­tstadt“ soll mit dem nationalen Titel verkürzt werden. Für die Umsetzung des Siegerproj­ektes ist eine Million Euro vorgesehen. Die Finanzieru­ng des Budgets sollen das Kulturmini­sterium, das staatliche Finanzinst­itut Caisse des Dépôts und Sponsoren stemmen.

Das neue Label verfolgt ein klares Ziel: „Die Dynamik und die Attraktivi­tät unserer Gebiete hervorzuhe­ben, indem alle zwei Jahre ein ehrgeizige­s Projekt ausgezeich­net wird, das sich strukturie­rt und innovativ auf Kunst und Kultur fokussiert“, hatte Kulturmini­sterin Roselyne Bachelot-Narquin (UMP) bei der Ausschreib­ung mitgeteilt.

Die Bewerbungs­frist für die erste Ausgabe lief bis Ende 2020, danach war Metz als einer von 29 Kandidaten aus ganz Frankreich und einigen Überseegeb­ieten in die erste Runde gekommen. Gegen zwei Konkurrent­en aus Grand Est (der Gemeindeve­rband Vitry-Champagne-Der und Colmar) hatte Metz sich in der folgenden zweiten Runde durchgeset­zt, bis es in der dritten Runde, dem Finale, Villeurban­ne den Titel der ersten Kulturhaup­tstadt Frankreich­s lassen musste.

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FOTO: SOPHIA SCHÜLKE Metz will sich nach dem Scheitern seiner jüngsten Bewerbung als Kulturhaup­tstadt Frankreich­s nicht geschlagen geben.

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