Nach 300 Jahren gibt’s wieder Luchsbabys in den Nordvogesen
Freudiges Ereignis für Tierschützer: Weibchen Lycka bringt zwei Junge zur Welt. Seit dem 17. Jahrhundert waren die Tiere in dem Massiv verschwunden.
STRASSBURG Der Regionale Naturpark Vosges du Nord hat zwei puschelige Neubürger, aus denen mal scheue und seltene Raubtiere werden wollen. Wie das Office français de la biodiversité (OFB) jetzt bestätigt, hat Lycka, ein Eurasisches Luchsweibchen, in diesem Frühsommer in einem Wald der Nordvogesen zwei Junge zur Welt gebracht. Es ist die erste dokumentierte Luchs-Geburt in den französischen Nordvogesen seit dem Verschwinden der Tiere in dem Massiv im 17. Jahrhundert. „Das ist ein starkes Symbol der Rückeroberung, das alle verzaubert und ehrt, die sich für den Erhalt der Biodiversität in der Region Grand Est einsetzen“, teilte das OFB am Freitag mit.
Die Luchsjunge sind das Ergebnis grenzüberschreitender Arbeit. Im März 2020 wurde Lycka im Rahmen des EU-Finanzierungsinstruments LIFE und mit Unterstützung der Stiftung Natur und Umwelt (Rheinland-Pfalz) im Pfälzerwald mit einem weiteren Weibchen freigelassen. Lycka stammt aus der Schweiz und wog mehr als 20 Kilogramm, als sie im Pfälzerwald in die Luchs-Freiheit entlassen wurde.
Mittels ihres GPS-Sendehalsbands wissen die deutsch-französischen Forscher, was die Luchsdame so treibt. Und, dass sie Ende März 2020 auf französischem Territorium angekommen und in den Nordvogesen heimisch geworden ist. Demnach hat Lycka ihre Jungen im Mai in einem Sperrgebiet zur Welt gebracht. Ein Foto, das die Forscher gemacht haben, zeigt die Jungen im Alter von drei Wochen. Sie seien gesund, die Mutter habe sich in der Nähe aufgehalten, so die Forscher in einer Mitteilung des OFB.
Während des LIFE-Programms wurden zwischen Anfang Januar 2015 und September 2021 insgesamt 20 Luchse aus der Schweiz und der Slowakei, zwölf Weibchen und acht Männchen, in dem grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord angesiedelt. Ein breit angelegtes Monitoring ermöglichte es, dort bisher mindestens 15 Jungtiere nachzuweisen.
Auch wenn diese bestätigte Reproduktion des Eurasischen Luchses in den Vogesen Anlass zur Hoffnung gebe, müsse dennoch daran erinnert werden, dass die Lage der Luchse in den Vogesen „sehr prekär“bleibe, so das OFB. Derzeit sei nicht einmal ein Dutzend Tiere im gesamten Massiv registriert, wobei Lycka das einzige bekannte Weibchen ist. Ein Tier wurde Anfang 2020 in den Hochvogesen illegal abgeschossen, zwei starben bei Kollisionen mit Fahrzeugen, erklärten die französischen Forscher.