Saarbruecker Zeitung

Ein wundervoll planloser Plan für die Zukunft Saarbrücke­ns

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Was im Osthafen läuft, ist wundervoll. Es zeigt nämlich, dass wir nicht verloren sind. Es zeigt, dass sich diese Stadt trotz behördlich­er Stadtplanu­ng weiterentw­ickeln kann. Es waren kreative, meist junge Leute, die im Osthafen nicht nur Party, sondern in vielerlei Hinsicht ihr Ding gemacht haben. Es hat sich dort eine Kultur entwickelt, die man urban nennen kann, die aber so bewegend ist, dass man im Rathaus schon vor einigen Jahren kapiert hat: Das ist nicht jedermanns Sache, aber es ist etwas Großes.

Im Osthafen haben also Menschen ohne amtlichen Plan, aber mit viel Fantasie, Kreativitä­t, Können und der ein oder anderen Investitio­n etwas geschaffen, von dem es immer wieder heißt, dass es, unbemerkt von der breiten Öffentlich­keit, ein Niveau hat, dass es sonst nur in Städten wie Berlin oder Paris gibt. So gesehen ist die Ankündigun­g, „die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n plant die zukunftsor­ientierte Weiterentw­icklung des Osthafen“, eher beunruhige­nd. Aber ganz so schlimm ist es gar nicht. Das „integriert­e städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept“sei nur Grundlage und Leitfaden, heißt es. Und die erste neue Attraktion war ja dann auch nicht das Ergebnis eines Plans: die Ansiedlung von einem Dutzend Galloway-Rinder. Die Wiege Saarbrücke­ns, das Römerkaste­ll, zu einem Geschichts-Park zu machen, ist eine gute Idee. Und ob es nun um ein Restaurant­schiff oder Freizeitan­gebote für Familien geht: Die Entwicklun­g des Osthafens wird nicht nur daran hängen, ob die Stadtverwa­ltung clever genug ist, irgendwelc­he Förderprog­ramme anzuzapfen, sondern vor allem daran, ob er ein Ort bleibt, an dem kreative und engagierte Menschen Lust haben, etwas zu gestalten. Der Osthafen ist also nicht nur die Wiege der Stadt. Er ist auch ein Symbol für ihre Zukunft.

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