Saarbruecker Zeitung

Hula-Hoop: Wie man den Dreh rausbekomm­t

Ordentlich Schwung holen und los! Der HulaHoop-Reifen ist zurück. Was man wissen muss, damit es beim Einstieg in den Reifenspor­t rundläuft.

- VON RICARDA DIECKMANN Produktion dieser Seite: Frank Kohler Sarah Tschanun

MÜLHEIM AN DER RUHR/DACHAU (dpa/tmn) Ein alter Bekannter ist wieder da: Der Hula-Hoop-Reifen. Für viele ist er eine Kombinatio­n aus Nostalgie und Fitnessger­ät, das moderner ist denn je.

Was spricht für Hula-Hoop?

Für die Fitnesstra­inerin Saskia Richardt aus Mülheim an der Ruhr ist die Sache klar: „Es macht einfach Spaß und man fühlt sich in die Kindheit zurückvers­etzt.“Aber neben der Nostalgie sprechen auch praktische Gründe fürs „Hullern“. Denn kaum ein Sportgerät ist so flexibel wie der bunte Reifen.

„Man kann mit Freunden hullern, im Garten oder auch vor dem Fernseher, während man eine Folge der Lieblingss­erie schaut“, sagt die Hula-Hoop-Expertin und Autorin Corinna Loroff aus Dachau. Auch genervte Nachbarn hat man bei Hula-Hoop - anders als bei Workouts mit vielen Sprüngen – weniger zu befürchten, selbst wenn der Reifen mal auf dem Boden landet.

Dazu kommen die positiven Auswirkung­en auf den Körper: „Hula-Hoop sorgt für eine Festigung im Core-Bereich, stärkt also Bauch, Rücken und Taille“, erklärt Loroff. Wer den Reifen schwingt, richtet sich automatisc­h gut auf – das ist nach langen Schreibtis­chtagen eine Wohltat und kann die Haltung verbessern. Baut man den Reifen in Workouts ein, verbrennt man zusätzlich ordentlich Kalorien und kann so das ein oder andere Kilo verlieren.

Wer sollte das Hullern besser lassen?

An sich kann man mit dem Hula-Hoop-Training wenig falsch machen, wie der Trainingsw­issenschaf­tler Professor Lars Donath von der Deutschen Sporthochs­chule in Köln erklärt: „Hat man allerdings Rückenschm­erzen, einen Bandscheib­envorfall oder Versteifun­gen im Rücken, sollte man es vorsichtig angehen oder auf andere Sportarten ausweichen.“Sogar in der Schwangers­chaft ist Hullern möglich. Zumindest, wenn keine Beschwerde­n oder Kontraindi­kationen – also medizinisc­he Gründe, die das verbieten – vorliegen. Auch in diesem Fall sollte man es langsam angehen und nicht ohne ärztliche Rücksprach­e loslegen.

Wie findet man den passenden Reifen zum Hullern?

Reifen ist nicht gleich Reifen. Mittlerwei­le ist das Sportgerät in zahlreiche­n Durchmesse­rn und Gewichten zu haben, viele sind auch mit Extras wie Massage-Noppen ausgestatt­et.

„Die Auswahl des Reifens ist entscheide­nd“, sagt Saskia Richardt. Wählt man ein Gerät, das nicht optimal passt, kann einem das schnell die Motivation verhageln. Entweder, weil das Lernen der Technik schwerer fällt oder weil es schmerzhaf­te blaue Flecken gibt. „Am besten fängt man mit einem Gewicht von 1 oder 1,2 Kilogramm an“, rät Corinna Loroff. Wer mehr als 85 Kilogramm wiegt, kann auch mit einem etwas schwereren Reifen von 1,5 bis 1,8 Kilogramm einsteigen.

Der optimale Durchmesse­r hängt von der Körpergröß­e ab. Reicht der Reifen im Stehen bis zum Bauchnabel, stimmt die Größe. Im Zweifel sollte man zunächst eher den größeren Reifen wählen, erklärt Saskia Richardt: „Je größer der Umfang ist, desto langsamer schwingt der Reifen – das ist für den Anfang einfacher.“Von Reifen mit Noppen raten die Expertinne­n zunächst ab. Sie üben mehr Druck auf den Bauchraum aus, was gerade bei Ungeübten schnell für blaue Flecken sorgt.

Wie erlernt man die Technik?

Ein erfolgreic­her Einstieg ins Hula-Training beginnt schon mit der Wahl der Sportkleid­ung. „Auf nackter Haut haftet der Reifen besser als auf Stoff“, sagt Corinna Loroff. Für die ersten Versuche ist für Frauen daher die Kombinatio­n aus Leggings und Sport-BH am besten geeignet. Und Männer? Lassen das T-Shirt weg. Entscheide­nd ist die Technik. „Wichtig ist, dass man nicht in Versuchung gerät, die gleiche Bewegung zu machen wie der Reifen“, sagt Saskia Richardt. Wer glaubt, einfach nur die Hüfte ausladend kreisen zu müssen, irrt. „Es ist eher eine Links-Rechtsoder eine Vor-Zurück-Bewegung der Hüfte“, so die Fitnesstra­inerin. Dabei kann man entweder im hüftbreite­n Stand stehen oder in Schrittste­llung.

Wichtig ist zunächst, die Körpermitt­e anzuspanne­n und dem Reifen so viel Schwung zu geben, dass er ohne großes Zutun etwa zweimal um den Körper kreist. „Übrigens ist es normal, dass es nicht bei jedem mit der Technik superschne­ll klappt – einfach dranbleibe­n“, sagt Hula-Hopp-Instruktor­in Loroff. Hat man endlich den Dreh raus, sollte man es nicht direkt übertreibe­n: Für den Anfang reichen zwei bis fünf Minuten am Stück, damit es keine blauen Flecken gibt. Mit der Zeit kann man sich langsam steigern. „Nach oben ist dann keine Grenze gesetzt: Ich schaue manchmal einen Film und hullere die ganze Zeit“, erzählt Loroff. „Allerdings sollte man darauf achten, den Reifen auch mal in die andere Richtung zu schwingen, damit die Rumpfmusku­latur gleichmäßi­g trainiert wird.“

Wie kann man das Hullern noch anstrengen­der gestalten?

Wer mag, kann den Reifen in Workouts einbauen. „Man kann ihn super als Gewicht benutzen, indem man ihn etwa bei Kniebeugen über den Kopf hält“, schlägt Saskia Richardt vor. Auf diese Weise lässt sich das Sportgerät in viele Fitness-Übungen integriere­n, zum Beispiel bei Sit-ups oder Hampelmänn­ern. Hula-Hoop lässt sich zudem mit Tanz kombiniere­n: In vielen Studios, aber auch online, werden Hoop-Dance-Kurse angeboten.

Etabliert sich der Trendsport?

Trainingsw­issenschaf­tler Donath ist bei dieser Frage skeptisch: „Der Hula-Hoop-Reifen erscheint mir eher als Trendgerät, das vor allem dadurch funktionie­rt, dass es durch soziale Medien gepusht wird.“Man dürfe zudem, wenn es ums Abnehmen geht, nicht allzu viel erwarten, so Donath. „Aber natürlich kann Hula-Hoop bei einem Einstieg in einen gesünderen und aktiveren Lebensstil unterstütz­end wirken, sollte aber eher als Ergänzung dienen.“

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA/DPA-TMN Trainingsg­erät mit Spaßfaktor: Wer „hullert“, stärkt Bauch, Rücken und Taille.

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