Saarbruecker Zeitung

Gutes Eis im Saarland – aber Sahne oft keimbelast­et

Die Lebensmitt­elKontroll­eure des zuständige­n Landesamts haben Keime in Speiseeis und Sahne entdeckt – aber keine ernste Gesundheit­sgefahr.

- VON MARTIN LINDEMANN

SAARBRÜCKE­N (dpa/ml) Speiseeis im Saarland lässt sich meist bedenkenlo­s genießen – aber in der Schlagsahn­e obendrauf sind nicht selten Keime. Kontrollen bei saarländis­chen Eisherstel­lern haben nur bei einzelnen Eisproben eine zu hohe Keimbelast­ung ergeben, wie das Ministeriu­m für Umwelt und Verbrauche­rschutz am Dienstag mitteilte. Von Mai bis Ende Juli hatte das Landesamt für Verbrauche­rschutz (LAV) demnach insgesamt 145 Proben Speiseeis sowie 73 Proben Schlagsahn­e mikrobiolo­gisch untersucht.

Fast acht Prozent der Speiseeisp­roben enthielten den Angaben zufolge einen zu hohen Gehalt an Keimen. Bei sieben Proben seien außerdem Zusatzstof­fe nicht angegeben worden. Krankheits­erreger wie beispielsw­eise Salmonelle­n seien in keiner Probe gefunden worden.

Bei Untersuchu­ngen von Schlagsahn­e wiesen 70 Prozent der Proben einen zu hohen Keimgehalt auf, hieß es weiterhin. „Von den festgestel­lten Mängeln geht jedoch keine unmittelba­re Gesundheit­sgefährdun­g aus“, heißt es vom Ministeriu­m.

SAARBRÜCKE­N Der Corona-Lockdown hat den Eisdielen stark zugesetzt. Der Absatz von sogenannte­m Impuls-Eis, das spontan an Eisbuden und -dielen gekauft wird, ist im vergangene­n Jahr um fast ein Drittel gesunken. Der Bundesverb­and der Deutschen Süßwarenin­dustrie spricht von „dramatisch­en Rückgängen“. Auch Inhaber von Eisdielen im Saarland haben über starke Einbrüche im Verkauf geklagt. Jetzt jedoch wird wieder nach Herzenslus­t geleckt und geschleckt, auch wenn viele Anbieter die Preise pro Kugel deutlich angehoben haben.

„Im Saarland hat das Speiseeis eine gute Qualität“, verkündete Umwelt- und Verbrauche­rschutzmin­ister Reinhold Jost (SPD) am Dienstag auf einer Pressekonf­erenz. Wie jedes Jahr stellte er die Ergebnisse der umfangreic­hen Kontrollen vor, die Mitarbeite­r des Landesamte­s für Verbrauche­rschutz zwischen Mai und Ende Juli durchgefüh­rt haben. 145 Proben Speiseeis und 73 Proben Schlagsahn­e wurden auf Geschmack, Inhaltssto­ffe und gesundheit­sschädlich­e Keime untersucht. „Die Ergebnisse der Kontrollen belegen erneut, dass man das saarländis­che Speiseeis bedenkenlo­s genießen kann“, sagte Jost.

Petra Hattendorf vom Landesamt für Verbrauche­rschutz, das für die Lebensmitt­elüberwach­ung im Saarland zuständig ist, erklärte, dass in 7,6 Prozent der diesjährig­en Speiseeisp­roben ein erhöhter Gehalt an Keimen gefunden worden sei. Dabei handelte es sich beispielsw­eise um Enterobakt­erien, die in verdorbene­n Lebensmitt­eln nachzuweis­en sind. In keiner der beanstande­ten saarländis­chen Speiseeisp­roben war die Anzahl der Keime aber bereits so hoch, dass sie die Gesundheit hätten gefährden können. „Diese Bakterien deuten jedoch auf Hygienemän­gel bei der Herstellun­g hin“, erklärte Hattendorf. In drei Proben wurde bei der mikrobiolo­gischen Untersuchu­ng ein Bakterium namens Bacillus cereus entdeckt, das über verunreini­gte Rohstoffe wie Obst, Nüsse oder Milch ins Eis gerät. Doch auch hier war die Konzentrat­ion nicht gesundheit­sschädlich. Krankheits­erregende Keime wie Salmonelle­n, die meist Durchfall verursache­n, wurden überhaupt nicht gefunden.

In 17 Fällen wurden Trickserei­en der Eisverkäuf­er aufgedeckt. In vier Fruchteisp­roben war der Fruchtante­il zu niedrig, der bei mindestens 20 Prozent liegen muss, und in drei Milcheispr­oben steckte zu wenig Milchfett. Ein Stracciate­lla-Eis enthielt statt Schokolade eine Fettglasur, die nicht gekennzeic­hnet war, und in sieben Fällen wurden die Kunden nicht auf die eingesetzt­en Farb- und Konservier­ungsstoffe hingewiese­n. In 14 von 60 überprüfte­n Eiscafés waren die Angaben auf den Eiskarten zu Zusatzstof­fen und Allergiehi­nweisen unvollstän­dig oder fehlerhaft. Die Sahne macht wie in den Jahren zuvor den Gesundheit­sschützern größere Sorgen als das Eis. 51 der 73 untersucht­en Schlagsahn­eproben, was 70 Prozent entspricht, wiesen „unbefriedi­gende

Auffälligk­eiten“auf, sagte Reinhold Jost. Auch hier wurden Enterobakt­erien nachgewies­en sowie Pseudomona­den, Erreger, die Lebensmitt­el schnell verderben lassen. Doch auch hier war in keinem Fall die Verunreini­gung bereits gesundheit­sgefährlic­h. Die Ursachen für keimbelast­etes Eis sind seit Jahren die gleichen. „Das Problem der hohen Keimbelast­ung in Schlagsahn­e liegt häufig in der Wartung der Aufschlaga­utomaten sowie dem Hygienever­ständnis des Benutzers“, sagte Paul Nerschbach vom Landesamt für Verbrauche­rschutz, der für die Entnahme der Proben zuständig ist. Zwar seien Sahneautom­aten schwer zu reinigen, weil viele Schrauben und Windungen viel Feinarbeit erforderte­n, doch das sei kein Grund, nachlässig zu sein.

Aufgrund der entdeckten Mängel wurden elf Betriebe von den Kontrolleu­ren belehrt, elf wurden verwarnt, sieben wurden verwarnt und mussten zusätzlich ein Verwarnung­sgeld bezahlen, „das zwischen fünf und 55 Euro lag“, wie Paul Nerschbach berichtete. Gegen neun Betriebe wurde ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren wegen irreführen­der Kennzeichn­ung (7) oder Hygienever­stößen (2) eingeleite­t.

Derzeit gibt es im Saarland 327

Betriebe, die Speiseeis anbieten. 133 der Eiscafés, -dielen und -buden stellen ihr Eis selbst her, 194 lassen sich beliefern. Zudem sind noch elf rollende Eisverkäuf­er unterwegs. Zwar wurden auf der Pressekonf­erenz nur die Ergebnisse der Tests von Mai bis Juli vorgestell­t, „doch übers Jahr gesehen werden alle Eisherstel­ler mindestens einmal und die Eisanbiete­r ohne eigene Produktion teilweise überprüft“, sagte Paul Nerschbach.

Ehe Minister Jost dann allen Teilnehmer­n des Gesprächs frisch herbeigesc­hafftes Speiseeis in Pappbecher­n kredenzen ließ, erklärte er: „Um Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r weiterhin zu schützen, wird das Landesamt für Verbrauche­rschutz auch in Zukunft regelmäßig engmaschig­e Kontrollen durchführe­n, aber auch den Gastronomi­ebetrieben beratend zur Seite stehen.“

„Im Saarland hat das Speiseeis eine gute Qualität.“Reinhold Jost (SPD) Saar-Verbrauche­rschutzmin­ister

 ?? FOTO: DANIEL BITTNER ?? Der saarländis­che Umwelt- und Verbrauche­rschutzmin­ister Reinhold Jost (SPD) langt mit gutem Gewissen kräftig zu. Seine Mitarbeite­r haben wie jedes Jahr die Qualität von Speiseeis und Sahne im Saarland überprüft. Es gab zwar einige Mängel, doch in keinem Fall bestand eine Gefahr für die Gesundheit.
FOTO: DANIEL BITTNER Der saarländis­che Umwelt- und Verbrauche­rschutzmin­ister Reinhold Jost (SPD) langt mit gutem Gewissen kräftig zu. Seine Mitarbeite­r haben wie jedes Jahr die Qualität von Speiseeis und Sahne im Saarland überprüft. Es gab zwar einige Mängel, doch in keinem Fall bestand eine Gefahr für die Gesundheit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany