Saarbruecker Zeitung

Lob und Kritik aus dem Saarland für Corona-Beschlüsse

Ministerpr­äsident Hans und Virologe Rissland begrüßen die neuen Regeln. Der Dehoga Saar kritisiert die Maßnahmen dagegen als „Rückschrit­t“.

- VON NIKLAS FOLZ, JULIA FRANZ UND EPD Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Martin Wittenmeie­r

SAARBRÜCKE­N Der saarländis­che Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) hat die Entscheidu­ng von Bund und Ländern, den Zutritt zu vielen Veranstalt­ungen auf Genesene, Geimpfte und Getestete zu begrenzen, begrüßt. „Es ist gut, dass das Saarland-Modell als Alternativ­e zum pauschalen Lockdown jetzt auch bundesweit Schule machen wird“, sagte Hans am Dienstag. Nach Beschlüsse­n von Bund und Ländern am Dienstag soll spätestens ab dem 23. August der Zutritt zu vielen Einrichtun­gen und Veranstalt­ungen auf Genesene, Geimpfte und Getestete beschränkt werden.

Es zahle sich aus, dass das Saarland viele dieser Maßnahmen bereits praktizier­e, sagte Hans. Dabei verwies der Ministerpr­äsident auf die sogenannte Drei-G-Regel als Voraussetz­ung für bestimmte Aktivitäte­n oder die Einbeziehu­ng anderer Indikatore­n wie etwa die Hospitalis­ierungsrat­e. „Die Tests haben uns mehr Freiheiten ermöglicht, so lange es nicht genug Impfstoff für alle gab und sind nach wie vor ein wichtiger Baustein, um das Infektions­geschehen zu überblicke­n und Infektions­ketten zu durchbrech­en“, sagte der Saar-Ministerpr­äsident.

Auch dass Corona-Tests ab Oktober wieder kostenpfli­chtig angeboten werden sollen, befürworte­te Hans. „Im Gegensatz zur Impfung können uns Tests aber nicht vor Infektione­n schützen – die Impfung ist das wirkungsvo­llste Mittel, um die Pandemie langfristi­g zu überwinden“, sagte er. Deshalb sei es richtig, „dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, ab dem 11. Oktober für ihre Tests selbst aufkommen müssen“. Bis dahin hätten alle die Möglichkei­t, sich vollständi­g impfen zu lassen.

Für Menschen, die sich nicht impfen lassen können oder für die eine Impfung nicht empfohlen sei, blieben die Tests auch in Zukunft kostenlos, unterstric­h Hans. „Klar ist: Mit einer hohen Impfquote haben wir es selbst in der Hand, wie stark uns Corona in den kommenden Wochen und Monaten einschränk­t und belastet“, sagte Hans.

Frank Hohrath, der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) Saar, kritisiert­e in einer ersten Bewertung der Beschlüsse die erneute Testpflich­t für die Hotel-Betriebe. Man sei froh über deren Wegfall gewesen. Dass Tests dort jetzt wieder verpflicht­end werden sollen, sei ein„Rückschrit­t“. Mit der Drei-G-Regel, geimpft, genesen, getestet, ab einer Inzidenz von 35 ändere sich aber ansonsten nichts in der Gastronomi­e: „Neben Hamburg war das Saarland ohnehin das einzige Bundesland, in dem die Testpflich­t für Innenräume auch nach den Lockerunge­n der Corona-Regeln fortbestan­d“, so Hohrath.

Gleichzeit­ig forderte er, dass die Inzidenz nicht mehr länger der alles entscheide­nde Wert sein dürfe. Auch die Auslastung der Intensivbe­tten und welche Personengr­uppen sich hauptsächl­ich anstecken würden, müsse in die Bewertung des Infektions­geschehens mit einbezogen werden.

Virologe Dr. Jürgen Rissland vom Homburger Uni-Klinikum zeigte sich im Anschluss an die Ministerpr­äsidentenk­onferenz zufrieden mit den getroffen Beschlüsse­n, aber nicht überrascht. „Ich finde die Entscheidu­ngen, die heute getroffen wurden vollkommen vernünftig und nachvollzi­ehbar. Je höher die Impfquote ist, desto weniger spielt das Testen am Ende des Tages eine Rolle“, sagt Rissland auf SZ-Anfrage und ergänzt: „Es liegt nahe, dass man in der aktuellen Situation nicht einfach auf Basis-Regeln wie Abstand, Hygiene und Masken tragen verzichten kann.“Das wirksamste Mittel ist für Rissland die Corona-Impfung. Deshalb sei es besonders wichtig, für Corona-Impfungen zu werben. „Wir haben es alle selber in der Hand.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Frank Hohrath, Hauptgesch­äftsführer des Dehoga Saar
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FOTO: SIMON/ÄK SAAR Dr. Jürgen Rissland, Virologe an der Uniklinik Homburg

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