Lob und Kritik aus dem Saarland für Corona-Beschlüsse
Ministerpräsident Hans und Virologe Rissland begrüßen die neuen Regeln. Der Dehoga Saar kritisiert die Maßnahmen dagegen als „Rückschritt“.
SAARBRÜCKEN Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat die Entscheidung von Bund und Ländern, den Zutritt zu vielen Veranstaltungen auf Genesene, Geimpfte und Getestete zu begrenzen, begrüßt. „Es ist gut, dass das Saarland-Modell als Alternative zum pauschalen Lockdown jetzt auch bundesweit Schule machen wird“, sagte Hans am Dienstag. Nach Beschlüssen von Bund und Ländern am Dienstag soll spätestens ab dem 23. August der Zutritt zu vielen Einrichtungen und Veranstaltungen auf Genesene, Geimpfte und Getestete beschränkt werden.
Es zahle sich aus, dass das Saarland viele dieser Maßnahmen bereits praktiziere, sagte Hans. Dabei verwies der Ministerpräsident auf die sogenannte Drei-G-Regel als Voraussetzung für bestimmte Aktivitäten oder die Einbeziehung anderer Indikatoren wie etwa die Hospitalisierungsrate. „Die Tests haben uns mehr Freiheiten ermöglicht, so lange es nicht genug Impfstoff für alle gab und sind nach wie vor ein wichtiger Baustein, um das Infektionsgeschehen zu überblicken und Infektionsketten zu durchbrechen“, sagte der Saar-Ministerpräsident.
Auch dass Corona-Tests ab Oktober wieder kostenpflichtig angeboten werden sollen, befürwortete Hans. „Im Gegensatz zur Impfung können uns Tests aber nicht vor Infektionen schützen – die Impfung ist das wirkungsvollste Mittel, um die Pandemie langfristig zu überwinden“, sagte er. Deshalb sei es richtig, „dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, ab dem 11. Oktober für ihre Tests selbst aufkommen müssen“. Bis dahin hätten alle die Möglichkeit, sich vollständig impfen zu lassen.
Für Menschen, die sich nicht impfen lassen können oder für die eine Impfung nicht empfohlen sei, blieben die Tests auch in Zukunft kostenlos, unterstrich Hans. „Klar ist: Mit einer hohen Impfquote haben wir es selbst in der Hand, wie stark uns Corona in den kommenden Wochen und Monaten einschränkt und belastet“, sagte Hans.
Frank Hohrath, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Saar, kritisierte in einer ersten Bewertung der Beschlüsse die erneute Testpflicht für die Hotel-Betriebe. Man sei froh über deren Wegfall gewesen. Dass Tests dort jetzt wieder verpflichtend werden sollen, sei ein„Rückschritt“. Mit der Drei-G-Regel, geimpft, genesen, getestet, ab einer Inzidenz von 35 ändere sich aber ansonsten nichts in der Gastronomie: „Neben Hamburg war das Saarland ohnehin das einzige Bundesland, in dem die Testpflicht für Innenräume auch nach den Lockerungen der Corona-Regeln fortbestand“, so Hohrath.
Gleichzeitig forderte er, dass die Inzidenz nicht mehr länger der alles entscheidende Wert sein dürfe. Auch die Auslastung der Intensivbetten und welche Personengruppen sich hauptsächlich anstecken würden, müsse in die Bewertung des Infektionsgeschehens mit einbezogen werden.
Virologe Dr. Jürgen Rissland vom Homburger Uni-Klinikum zeigte sich im Anschluss an die Ministerpräsidentenkonferenz zufrieden mit den getroffen Beschlüssen, aber nicht überrascht. „Ich finde die Entscheidungen, die heute getroffen wurden vollkommen vernünftig und nachvollziehbar. Je höher die Impfquote ist, desto weniger spielt das Testen am Ende des Tages eine Rolle“, sagt Rissland auf SZ-Anfrage und ergänzt: „Es liegt nahe, dass man in der aktuellen Situation nicht einfach auf Basis-Regeln wie Abstand, Hygiene und Masken tragen verzichten kann.“Das wirksamste Mittel ist für Rissland die Corona-Impfung. Deshalb sei es besonders wichtig, für Corona-Impfungen zu werben. „Wir haben es alle selber in der Hand.“