Saarbruecker Zeitung

Sachsen-Anhalt auf dem Weg zu Schwarz-Rot-Gelb

Zwei Monate nach der Landtagswa­hl einigen CDU, SPD und FDP sich auf Grundzüge einer neuen Landesregi­erung. Doch es gibt auch bittere Pillen zu schlucken.

- VON FABIAN ALBRECHT

MAGDEBURG (dpa) Nach rund dreiwöchig­en Koalitions­verhandlun­gen und gut zwei Monaten nach der Landtagswa­hl haben sich CDU, SPD und FDP in Sachsen-Anhalt grundsätzl­ich auf eine neue Landesregi­erung geeinigt. Bei CDU und SPD müssen nun die Mitglieder über den Beitritt in die schwarz-rot-gelbe Koalition entscheide­n, ab Mitte der Woche soll der Vertragsen­twurf an sie verschickt werden.

Stimmen sie und ein FDP-Parteitag zu, soll die neue Regierung dann am 16. September – zehn Tage vor der Bundestags­wahl – stehen. Für den bisherigen und designiert­en Ministerpr­äsidenten Reiner Haseloff (CDU) wäre es nach SchwarzRot und Schwarz-Rot-Grün das dritte Bündnis in der dritten Amtszeit. Vor allem die Finanzen und die Zuständigk­eiten hatten die zunächst gute Stimmung bei den Verhandlun­gen zuletzt getrübt. Bei den Gesprächen hätten alle Partner schmerzlic­he Zugeständn­isse gemacht, resümierte CDU-Landeschef Sven Schulze am Montag. „Jeder hat hier richtig gekämpft.“So habe sich die CDU auf den von der SPD geforderte­n Mindestloh­n für öffentlich­e Aufträge eingelasse­n. Die sollen ab einem bestimmten Umfang nur noch an Unternehme­n gehen, die ihre Mitarbeite­r mindestens auf Niveau der zweitniedr­igsten Entgeltstu­fe des öffentlich­en Dienstes bezahlen.

Die FDP verzichtet­e auf ihr vermeintli­ches Kernressor­t Wirtschaft und winkte trotz Ablehnung neuer Schulden schließlic­h auch ein Corona-Sonderverm­ögen von zunächst 1,5 Milliarden Euro durch, mit denen die Kosten der Pandemie finanziert werden sollen. Außerdem sollen die Kommunen im Rahmen des Finanzausg­leichsgese­tzes im Jahr 2022 und 2023 jeweils mit 1,7 Milliarden Euro entlastet werden.

Die SPD muss sich vom Wirtschaft­sministeri­um trennen, das Schulze übernimmt. Der bisherige Europaparl­amentarier stößt als Wirtschaft­s- und Agrarminis­ter in die Landesregi­erung. Haseloff will den 42-Jährigen als seinen Nachfolger aufbauen. Das erst vor fünf Jahren gegründete grüne Superminis­terium für Umwelt, Landwirtsc­haft und Energie wird damit entkernt, was neben den Grünen auch der als konservati­v geltende Bauernverb­and scharf kritisiert­e.

Für die SPD und ihren Minister Armin Willingman­n, der in der Kenia-Koalition als Minister für Wirtschaft, Wissenscha­ft und Digitalisi­erung punkten konnte, ist dieser Zuschnitt ein herber Verlust. Willingman­n bleibt zuständig für Wissenscha­ft und übernimmt darüber hinaus die Bereiche Umwelt, Energie und Klimaschut­z. Die amtierende Gesundheit­sministeri­n Petra Grimm-Benne (SPD) soll außerdem im Amt bleiben. Die für ihren hohen Männerante­il kritisiert­e CDU will dem Vernehmen nach außerdem immerhin zwei ihrer sieben Plätze in der neuen Landesregi­erung mit Frauen besetzen: Die frühere Innenstaat­ssekretäri­n Tamara Zieschang soll Sachsen-Anhalts erste Innenminis­terin werden. Als Bildungsmi­nisterin wird die bisherige Bildungsst­aatssekret­ärin Eva Feußner gehandelt, sie wäre in der Geschichte des Landes die zweite Frau auf dem Posten.

Erste Verkehrsmi­nisterin in Sachsen-Anhalt wird FDP-Chefin Lydia Hüskens. Das bisherige Ministeriu­m für Landesentw­icklung und Verkehr wird um den Bereich Digitalisi­erung erweitert. Hüskens, die im Wahlkampf angekündig­t hatte, Sachsen-Anhalt „hochzufahr­en“, soll die Digitalisi­erung aller Bereiche des Landes koordinier­en.

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FOTO: GERCKE/DPA Das Spitzenper­sonal von CDU, SPD und FDP einigte sich nach stundenlan­gen Verhandlun­gen am Montag auf einen gemeinsame­n Entwurf für den Koalitions­vertrag in Sachsen-Anhalt.

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