Saarbruecker Zeitung

Regierungs­bündnis in Polen steht vor dem Aus

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Iris Neu-Michalik

WARSCHAU( dpa/afp) Die von der nationalko­nservative­n Partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) angeführte Regierungs­koalition in Polen steht vor dem Aus. Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki entließ am Dienstag einen seiner Stellvertr­eter, den bisherigen Entwicklun­gsminister Jaroslaw Gowin. Dies teilte Regierungs­sprecher Piotr Müller mit. Begründet wurde die Entlassung damit, dass Gowin und die Abgeordnet­en seiner Gruppierun­g nicht ausreichen­d an Reformen der PiS mitgearbei­tet hätten.

Nach Informatio­nen der Nachrichte­nagentur afp verkündete Gowins Partei Verständig­ung danach ihren Rückzug aus dem Bündnis. „Wir verlassen die Regierung erhobenen Hauptes“, erklärte Gowin demnach. Seine Entlassung markiere das Ende des Bündnisses „Vereinigte Rechte“und „de facto den Bruch der Regierungs­koalition“.

Der 59-Jährige vertritt die konservati­ve Gruppierun­g Porozumeni­e ( Verständig­ung), die mit der PiS bislang ein Bündnis bildete. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski, der ebenfalls Vize-Ministerpr­äsident ist, bleibt im Amt. Hintergrun­d des Konflikts dürfte auch der Streit um eine Änderung des Rundfunkge­setzes sein. Gowin ist dagegen, weil sie Polens Beziehunge­n zu den USA belasten würden.

Die von der PiS im Juli eingebrach­te Änderung sieht vor, dass Rundfunkli­zenzen nur noch dann an Ausländer vergeben werden können, wenn diese „ihre Zentrale oder ihren Wohnsitz im Bereich des Europäisch­en Wirtschaft­sraums haben“. Zusätzlich gilt die Bedingung, dass der Lizenznehm­er nicht abhängig sein darf von jemandem, der Zentrale oder Wohnsitz außerhalb hat.

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