Zahlreiche Zugausfälle auch im Saarland
Die Gewerkschaft der Lokführer will diesen Mittwoch und Donnerstag große Teile des Zugnetzes lahmlegen.
SAARBRÜCKEN Berufspendler und Reisende müssen sich an diesem Mittwoch und Donnerstag auf massive Behinderungen im Bahnverkehr einstellen. Auswirkungen werden auch noch am Freitag zu spüren sein. Dies betrifft auch den Fern- und Nahverkehr ab Saarbrücken. So ist zu erwarten, dass Hochgeschwindigkeitszüge nach Mannheim und Frankfurt ausfallen, aber auch Regionalbahnen in diese Richtung. Der Grund: Die Lokführergewerkschaft GDL lässt die Muskeln spielen und will mit einem zunächst auf zwei Tage befristeten Streik Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen. Da sie insbesondere in Ballungszentren Deutschlands gut vertreten ist, dürfte auch der Großraum Frankfurt und Mannheim massiv betroffen sein, wo zahlreiche ICE-Züge halten. Ob und inwieweit die Deutsche Bahn einen Notfahrplan fährt, war zunächst nicht zu erfahren.
Zuvor hatten nach Angaben der GDL 95 Prozent der Mitglieder für diesen Ausstand gestimmt. Lutz Dächert, Vorsitzender des Vorstandes der GdL, Bezirk Südwest, mit insgesamt 27 Ortsgruppen, hält den Streik für gerechtfertigt, wie er der Saarbrücker Zeitung sagte. Mit einer
Nullrunde ließen sich die Lokführer nicht abspeisen, die eine große Verantwortung für Menschen im Personenverkehr und Material in den Gütertransporten übernähmen. „Ein Lokführer muss immer wieder Prüfungen machen und jedes Jahr mindestens 100 Stunden fahren, um seine Lizenz zu erhalten“, so Dächert. Alleine das zeige schon, welch großen Beitrag die Lokführer selbst einbringen müssen. Zudem hätten auch die Wettbewerbs-Bahnen bereits einen Abschluss mit der GDL gemacht. Und auch den Hinweis der Deutschen Bahn, der Streik komme zur Unzeit, lässt Dächert mit Hinweis auf die Gehälter nicht gelten, die sich der Bahn-Vorstand selbst in Corona-Zeiten genehmige. Die GDL fordert eine deutliche Corona-Prämie sowie Lohnerhöhungen von 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten. Die Bahn will einen länger laufenden Tarifvertrag sowie spätere Erhöhungen bei gleicher Prozentzahl. Die Bahn argumentiert mit neuen Milliardenverlusten und hohen Flutschäden.
Innerhalb der Deutschen Bahn läuft zugleich ein Machtkampf zwischen der größeren Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (EVG) sowie der Gewerkschaft der Lokführer (GDL). Es geht darum, möglichst viele Mitglieder zu werben. Denn für das Unternehmen Bahn gilt künftig das Tarifeinheitsgesetz. Demnach hat in den 300 Betrieben der Bahn nur noch der Tarifvertrag der jeweils größeren Gewerkschaft Gültigkeit. Ein Ziel der GDL ist es, der Konkurrenz Mitglieder abzujagen.
Die reagiert gelassen. Ralf Damde, Vorsitzender der EVG im Saarland, hält den Streik der GDL für ein legitimes Mittel, „um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der abhängig Beschäftigten durchzusetzen. Wir sind nicht gegen Streik und wir sind auch die Letzten, die etwas dagegen haben.“Ob dafür jetzt allerdings der richtige Zeitpunkt ist, „das muss jeder für sich selbst entscheiden“, so Damde. Die GDL hat bereits 2014 und 2015 durch einen langen Streik und das Lahmlegen eines Großteils des Zugnetzes Aufmerksamkeit erregt.