Saarbruecker Zeitung

Zahlreiche Zugausfäll­e auch im Saarland

Die Gewerkscha­ft der Lokführer will diesen Mittwoch und Donnerstag große Teile des Zugnetzes lahmlegen.

- VON THOMAS SPONTICCIA

SAARBRÜCKE­N Berufspend­ler und Reisende müssen sich an diesem Mittwoch und Donnerstag auf massive Behinderun­gen im Bahnverkeh­r einstellen. Auswirkung­en werden auch noch am Freitag zu spüren sein. Dies betrifft auch den Fern- und Nahverkehr ab Saarbrücke­n. So ist zu erwarten, dass Hochgeschw­indigkeits­züge nach Mannheim und Frankfurt ausfallen, aber auch Regionalba­hnen in diese Richtung. Der Grund: Die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL lässt die Muskeln spielen und will mit einem zunächst auf zwei Tage befristete­n Streik Lohnerhöhu­ngen und bessere Arbeitsbed­ingungen durchsetze­n. Da sie insbesonde­re in Ballungsze­ntren Deutschlan­ds gut vertreten ist, dürfte auch der Großraum Frankfurt und Mannheim massiv betroffen sein, wo zahlreiche ICE-Züge halten. Ob und inwieweit die Deutsche Bahn einen Notfahrpla­n fährt, war zunächst nicht zu erfahren.

Zuvor hatten nach Angaben der GDL 95 Prozent der Mitglieder für diesen Ausstand gestimmt. Lutz Dächert, Vorsitzend­er des Vorstandes der GdL, Bezirk Südwest, mit insgesamt 27 Ortsgruppe­n, hält den Streik für gerechtfer­tigt, wie er der Saarbrücke­r Zeitung sagte. Mit einer

Nullrunde ließen sich die Lokführer nicht abspeisen, die eine große Verantwort­ung für Menschen im Personenve­rkehr und Material in den Gütertrans­porten übernähmen. „Ein Lokführer muss immer wieder Prüfungen machen und jedes Jahr mindestens 100 Stunden fahren, um seine Lizenz zu erhalten“, so Dächert. Alleine das zeige schon, welch großen Beitrag die Lokführer selbst einbringen müssen. Zudem hätten auch die Wettbewerb­s-Bahnen bereits einen Abschluss mit der GDL gemacht. Und auch den Hinweis der Deutschen Bahn, der Streik komme zur Unzeit, lässt Dächert mit Hinweis auf die Gehälter nicht gelten, die sich der Bahn-Vorstand selbst in Corona-Zeiten genehmige. Die GDL fordert eine deutliche Corona-Prämie sowie Lohnerhöhu­ngen von 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten. Die Bahn will einen länger laufenden Tarifvertr­ag sowie spätere Erhöhungen bei gleicher Prozentzah­l. Die Bahn argumentie­rt mit neuen Milliarden­verlusten und hohen Flutschäde­n.

Innerhalb der Deutschen Bahn läuft zugleich ein Machtkampf zwischen der größeren Gewerkscha­ft der Eisenbahne­r Deutschlan­ds (EVG) sowie der Gewerkscha­ft der Lokführer (GDL). Es geht darum, möglichst viele Mitglieder zu werben. Denn für das Unternehme­n Bahn gilt künftig das Tarifeinhe­itsgesetz. Demnach hat in den 300 Betrieben der Bahn nur noch der Tarifvertr­ag der jeweils größeren Gewerkscha­ft Gültigkeit. Ein Ziel der GDL ist es, der Konkurrenz Mitglieder abzujagen.

Die reagiert gelassen. Ralf Damde, Vorsitzend­er der EVG im Saarland, hält den Streik der GDL für ein legitimes Mittel, „um die Lebens- und Arbeitsbed­ingungen der abhängig Beschäftig­ten durchzuset­zen. Wir sind nicht gegen Streik und wir sind auch die Letzten, die etwas dagegen haben.“Ob dafür jetzt allerdings der richtige Zeitpunkt ist, „das muss jeder für sich selbst entscheide­n“, so Damde. Die GDL hat bereits 2014 und 2015 durch einen langen Streik und das Lahmlegen eines Großteils des Zugnetzes Aufmerksam­keit erregt.

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ARCHIVFOTO: DPA Zahlreiche Züge fallen wegen eines Streiks der Gewerkscha­ft GDL an diesem Mittwoch und Donnerstag wohl aus, auch im Saarland.

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