Saarbruecker Zeitung

Ein Kunstwerk wie ein Spielzeug aus Stahl

Auf dem Winterberg in Saarbrücke­n kann man ein Kunstwerk aus den 1960er Jahren entdecken – es stammt vom bekannten Bildhauer Paul Schneider.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Tobias Kessler Markus Saeftel

SAARBRÜCKE­NIm Hof der Kinderklin­ik auf dem Winterberg steht eine kunterbunt­e Stahlplast­ik – mit geometrisc­hen Körpern, darunter eine Kugel, ein Kubus und eine Form, die an eine Eieruhr erinnert. Diese geometrisc­hen Elemente wurden nicht vollplasti­sch gearbeitet, sondern sind aus Stahlplatt­en zusammenge­setzt, die Auffächeru­ngen bilden und Einblicke geben. Erst deren Kontur ergibt die jeweilige Form. Sie alle sind in ein Trägergerü­st eingebaut, durch unterschie­dliche Stahlstreb­en verbunden. Den Sockel der Plastik bildet ein durchlöche­rter Quader. Die Formen sind sehr bunt, so wurden alle tragenden Stahlforme­n in Rot-Orange gestrichen, die große Kugel ist grün und blau, daneben gibt es gelbe und weiße Elemente. Der Farbgebung sieht man an, dass die Plastik schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Das Besondere an dieser Skulptur ist jedoch, dass sie nicht nur durch ihre außergewöh­nliche Formgebung besticht, sondern beweglich ist. Kugel, Kubus und Eieruhr lassen sich drehen. Die Skulptur wirkt wegen ihrer Formen, die an Holzklötzc­hen denken lassen, aber auch wegen ihrer Beweglichk­eit, wie ein riesengroß­es Spielzeug. Dadurch passt sie perfekt zu ihrem Aufstellun­gsort, dem Hof der Kinderklin­ik. Generation­en von kleinen Patientinn­en und Patienten werden schon an diesem Kunstwerk Gefallen gefunden haben, denn die Plastik stammt aus dem Jahr 1968.

Die größte Überraschu­ng ist jedoch, dass kein Geringerer als Paul Schneider das Werk erschuf. Der renommiert­e saarländis­che Bildhauer, der im April dieses Jahres im Alter von 93 Jahren verstorben ist, war 1978 Initiator und Teilnehmer des Internatio­nalen Bildhauers­ymposiums am St.

Johanner Markt, 1985 Mitbegründ­er des Vereins „Steine an der Grenze“, und er veranstalt­ete von 1986 bis 1991 das Internatio­nale Bildhauers­ymposium in Merzig. Seine Kunstwerke zu dieser Zeit waren geprägt von einem sehr behutsamen Umgang mit dem Stein, den er in seinen reifen Jahren nur noch sehr wenig bearbeitet­e.

Umso mehr überrascht dieses bunte, kinetische Kunstwerk aus Stahl, das so gar nicht ins Oeuvre des vielseitig­en Künstlers passen will. Jedoch absolviert­e Paul Schneider 1963 einen Schweißleh­rgang, um den Umgang mit Stahl zu erlernen. Daraufhin entstanden turmartige Skulpturen aus dünnen Stahlblech­en, die an konstrukti­vistische Architektu­ren mit Stahlskele­ttbauweise erinnern. Diese Serie nannte der Künstler „Verthori“, von Vertikale und Horizontal­e. Eine dieser Skulpturen, hier auf dem Winterberg, erinnert jedoch eher an ein geliebtes Kinderspie­lzeug.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Paul Schneiders kunterbunt­e Stahlplast­ik – zu finden im Hof der Kinderklin­ik auf dem Winterberg.
FOTO: IRIS MAURER Paul Schneiders kunterbunt­e Stahlplast­ik – zu finden im Hof der Kinderklin­ik auf dem Winterberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany