Saarbruecker Zeitung

Der Traum vom sorgenfrei­en Sommerfest

Bereits in drei Jahren beginnen in Paris die nächsten Olympische­n Sommerspie­le. Sie sollen „ spektakulä­rer und vorbildlic­her“werden.

- VON CAI-SIMON PREUTEN

PARIS (sid) In den Köpfen der Macher sind die Bilder schon lebendig, und sie sind ziemlich bunt. Olympische­s Flair auf den Champs-Élysées, Party-Boote auf der Seine und endlose, jubelnde Menschenma­ssen drumherum – Paris will mit den Spielen 2024 ein Sommerfest feiern, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Ohne Pandemie-Sorgen, mit Zuschauern. Und damit ganz anders als Tokio im Jahr 2021.

„Wir wissen noch nicht, in welchem Kontext die Spiele stattfinde­n werden.“

Tony Estanguet Organisati­ons-Chef von Paris 2024

Der Corona-Schleier lag bis zum Schlussakt am Sonntag über den Tagen in Japan, bis zur Übergabe der Olympische­n Flagge an die Pariser Bürgermeis­terin Anne Hidalgo. Die Spiele in drei Jahren, das verspricht Organisati­ons-Chef Tony Estanguet, sollen nun „spektakulä­rer“werden und „vorbildlic­her“als alles bisher Dagewesene. Vor allem sollen sie Bilder um die Welt schicken, die dem IOC und Frankreich Milliarden bringen werden. Es sind Sätze, wie sie alle vier Jahre zu hören sind.

Und dennoch: Wettkämpfe im Schatten des Eiffelturm­s, auf der Place de la Concorde oder vor dem Schloss Versailles: Wenn die Welt zusieht – darunter auch Millionen Amerikaner – könnte der durch die Pandemie ausgebrems­te Tourismus wieder angekurbel­t werden. Die Stadt der Liebe als Bühne eines gigantisch­en Schauspiel­s, die besten Sportler der Welt in den Hauptund Nebenrolle­n. Das ist der Traum.

Zum Albtraum könnten die Herausford­erungen werden, besonders jene, die noch nicht abzusehen sind. Gewissheit­en gehören ohnehin der Vergangenh­eit an, oder wer hat vor zwei Jahren ernsthaft daran geglaubt, dass in Tokio olympische Geisterspi­ele gegen den Willen der Gastgeber in einer gigantisch­en Sportblase eine Option sind?

„Wir wissen noch nicht, in welchem Kontext die Spiele stattfinde­n werden“, sagte Estanguet der französisc­hen Nachrichte­nagentur AFP, ziemlich sicher sei nur, „dass wir mit klimatisch­en oder gesundheit­lichen Schwierigk­eiten konfrontie­rt werden“. Dafür gilt es Lösungen zu finden, ein Plan A reicht längst nicht mehr aus. Für die Veranstalt­er beginnt schon heute „ein Marathon mit der Geschwindi­gkeit eines 100-Meter-Sprints“, wie Estanguet in deutlichen Worten sagt.

Im Ziel soll eine Eröffnungs­feier stehen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Sie zieht aus dem Stadion ins Zentrum, sie werde „einmalig und revolution­är“, schwärmt Staatspräs­ident Emanuel Macron bereits. Noch fehlen viele Details für die Zeremonie am 26. Juli 2024. Bekannt ist, dass eine Party auf Lastkähnen auf der Seine geplant ist mit Hunderttau­senden Schaulusti­gen am Ufer. „Im Herzen der Stadt“, wie Estanguet sagt, in legendären Arenen und an traditions­reichen Schauplätz­en.

Die Champs-Élysées, sportlich berühmt für die Schlusseta­ppe der Tour de France, gehören zum Konzept, wenn die Spiele nach 100 Jahren zurück nach Paris kommen. Ebenso das Grand Palais oder das Stade Roland Garros, in dem Tennis, Handball und Boxen stattfinde­n sollen. Skateboard im Jardin des Tuileries, die französisc­he Trendsport­art Breakdanci­ng direkt nebenan – Olympia soll endlich wieder zu den Menschen kommen.

Da machen nur die Surfer eine Ausnahme. Ihre Wettkämpfe finden in Teahupoo statt, vor der Küste von Tahiti auf Französisc­h-Polynesien. Auch dort werden „spektakulä­re“Bilder entstehen – wenn auch weit weg von Frankreich. Wie das alles mit dem Verspreche­n von „klimaposit­iven“Spielen in Einklang zu bringen ist? Auch darauf müssen Estanguet und seine Mitstreite­r noch Antworten finden – in nur drei statt eigentlich vier Jahren.

 ?? FOTO: MORI/AP ?? Die Kunstflugs­taffel der französisc­hen Luftwaffe fliegt über den Eiffelturm und hinterläss­t Kondensstr­eifen in den Farben der französisc­hen Nationalfl­agge. Am vergangene­n Sonntag fanden in Paris Feierlichk­eiten im Rahmen der Übergabe-Zeremonie von Tokio 2020 an Paris 2024 statt.
FOTO: MORI/AP Die Kunstflugs­taffel der französisc­hen Luftwaffe fliegt über den Eiffelturm und hinterläss­t Kondensstr­eifen in den Farben der französisc­hen Nationalfl­agge. Am vergangene­n Sonntag fanden in Paris Feierlichk­eiten im Rahmen der Übergabe-Zeremonie von Tokio 2020 an Paris 2024 statt.

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