Mutter rettet Tochter in Saarbrücken aus der Saar
Ein Unfall am Saarufer mitten in Saarbrücken. Die Stadtverwaltung sei schuld, sagen die Verunglückten. Wer ans Wasser gehe, tue das eigenverantwortlich, sagt dagegen die Stadtverwaltung.
SAARBRÜCKEN Es war früher Abend an einem dieser Tage, die in diesem Jahr laut Kalender als Sommer durchgehen müssen. Ein Tag, an dessen Ende eine Mutter eine Geschichte zu erzählen hatte. Das tat sie dann auch, auf der Internet-Plattform Facebook. Inzwischen beschäftigt diese Geschichte auch einen Anwalt. Und vielleicht bald auch die Rechtsabteilung der Saarbrücker Stadtverwaltung.
Die Geschichte begann gegen 17 Uhr. „Ich ging mit meiner siebenjährigen Tochter und mit einer guten Freundin die Berliner Promenade entlang. Meine Tochter beschloss, ein paar Stufen hinunter zum Wasser zu gehen“, erzählt die Frau. Plötzlich sei das Mädchen ausgerutscht und ins Wasser gefallen. „Meine Freundin und ich beeilten uns, sie herauszuziehen“, berichtet die Mutter. Aber die Stufen am Fuß der großen Freitreppe seien rutschig gewesen, „was man gar nicht sehen oder erwarten konnte“, sagt die Frau.
Weil sie sich selbst auf den Stufen nicht halten konnten, seien nun auch sie und ihre Freundin ins Wasser gefallen, erzählt die Mutter. „Ich rief um Hilfe und sah drei Männer, die sich in unsere Richtung bewegen. Da ich noch die Kraft hatte, ihnen zuzurufen, dass die Stufen rutschig sind, kamen sie ordentlich auf uns zu. Sie kamen uns zur Hilfe und zogen uns alle aus dem Wasser“, erzählt sie weiter. Sie sei den Männern dafür sehr dankbar.
Es standen alle „unter großem Schock“, teilte die Frau auf Facebook mit. „Vor allem mein Kind, sie hat jetzt Angst vor Wasser, ich und meine Freundin haben Verletzungen und Schmerzen.“
Man habe aber noch Glück im Unglück gehabt. „Wir sind froh, dass wir uns keine schweren Verletzungen wie Schädelbruch zugezogen oder keine Wirbelsäule gebrochen haben.“Es habe sich dann herausgestellt, dass sie, ihr Kind und ihre Freundin nicht die einzigen waren, die an dieser Stelle schon in die Saar gefallen sind. Es komme immer wieder vor, habe sie von anderen, denen sie ihre Geschichte erzählt hat, erfahren, dass „Menschen an der Berliner Promenade ins Wasser fallen, sich verletzen oder einfach Angst haben, mit Kindern am Wasser entlangzulaufen“.
Deshalb appelliere sie auch im Namen anderer Mütter und Väter an die Stadtverwaltung, zu handeln. Das heißt für die Mutter: Die Fußgängerzone am WilliGraf-Ufer und am Fluss entlang solle eingezäunt werden. „Platzieren Sie eine Art von Barriere zwischen den Stufen und dem Wasser, wenn die Promenade nicht eingezäunt werden kann“, fordert sie. Und: „Sichern Sie die Treppen, damit sie nicht rutschig sind.“Das sei notwendig, um das Risiko zu verkleinern. Unglücks- oder gar Todesfälle zu verhindern. Und so könne die Attraktivität des Wil
„Sichern Sie die Treppen, damit sie nicht rutschig sind.“fordert die Mutter des Kindes
li-Graf-Ufers „für Familienspaziergänge steigen“. Und überhaupt: „Wir wollen in einer sicheren Stadt leben!“
Für die Sicherheit sind vor allem die Polizei und die Stadtverwaltung zuständig. Bei der Polizei weiß man nichts von Menschen, die einfach so in die Saar fallen und sich dabei verletzen. Klar, es habe da immer mal wieder einen Vorfall gegeben, wenn es zum Beispiel eine Schlägerei am Ufer gab, aber davon, dass sich jemand bei der Polizei gemeldet habe, weil er ausgerutscht, ins Wasser gefallen sei und sich dabei verletzt habe, sei nichts bekannt.
Auch bei der Saarbrücker Feuerwehr ist dazu nichts aktenkundig. Auf SZ-Anfrage wurden die Einsätze bis zurück in den April überprüft. In diesen gut vier Monaten wurde die Feuerwehr zweimal wegen Wasserrettung angefordert. Einmal sei ein Kanufahrer im Saaraltarm gekentert. Einmal musste jemand am Burbacher Saarufer in Höhe des Vereinshauses des Kanuklubs aus dem Fluss gefischt werden. Am Willi-Graf
Ufer sei jedenfalls „keine Absperrung geplant“, sagt Michaela Kakuk von der Stadtpressestelle. Aus Sicht der Stadt sei klar: „Wer sich in die Nähe des Wassers begibt, tut das eigenverantwortlich.“
Die Mutter, die mit Tochter und Freundin in der Saar gelandet ist, sieht das anders. Sie berate den Fall gerade mit einem Anwalt und werde die Stadt wohl verklagen wegen der Verletzungen und Schmerzen, die sie und die beiden anderen erlitten hätten.