Gehaltsobergrenze soll Financial Fair Play ersetzen
Uefa hat nach den jüngsten Mega-Transfers wohl genug. Alte Regel soll abgeschafft und durch eine Luxussteuer ersetzt werden.
FRANKFURT (sid) Mega-Transfers im dreistelligen Millionenbereich in England, dazu die irrsinnige Shopping-Tour von Paris St. Germain – und das in Corona-Zeiten: Das Financial Fair Play wurde in diesem Sommer mal wieder auf großer Bühne als zahnloser Tiger entlarvt. Selbst die Uefa hat davon nun offenbar genug. Laut eines Berichts der englischen Zeitung The Times will die Europäische Fußball-Union die bisherige Regelung schon ab dem kommenden Jahr durch eine Gehaltsobergrenze samt Luxussteuer ersetzen.
Das geplante System sieht demnach vor, dass die an europäischen Wettbewerben teilnehmenden Vereine nur noch einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einnahmen für Gehälter ausgeben dürfen. Im Gespräch soll eine Obergrenze von 70 Prozent sein. Bei Überschreiten dieses Limits müsste ein Club eine sogenannte Luxussteuer in einen Topf einzahlen, der unter allen anderen Europapokalstartern aufgeteilt wird. Die Uefa will die Pläne laut dem Blatt schon im September auf einem Kongress vorstellen.
In der Bundesliga dürfte der Vorstoß mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden. Eine Salary Cap sei eine „sehr gute Lösung, um den Exzessen im Fußball Einhalt zu gebieten“, sagte Bayern Münchens
Vorstandschef Oliver Kahn jüngst.
117,5 Millionen Euro zahlte Manchester City für Jack Grealish, einen Reservisten der englischen Nationalmannschaft. Der FC Chelsea holte Romelu Lukaku für 115 Millionen. Und PSG stellte sich mit Lionel Messi, Georginio Wijnaldum, Sergio Ramos, Achraf Hakimi und Gianluigi Donnarumma eine Weltauswahl zusammen. Karl-Heinz Rummenigge forderte vehement „ein internationales Regulativ“. Der deutsche Fußball müsse „großes Interesse haben, Regularien zu finden“. Sonst werde er „international auf Sicht abgehängt“, sagte der ehemalige Vorstands-Boss der Münchner.
Genau dieses Regulativ sollte das 2010 eingeführte Financial Fair Play eigentlich sein. Laut FFP dürfen in einem Zeitraum von drei Jahren die Ausgaben nicht die Einnahmen übersteigen, maximal kann hierbei durch einen Investor ein Defizit von 30 Millionen Euro ausgeglichen werden. Doch ernsthafte Strafen bei Verstößen gab es nur selten, die Europapokalsperre von Manchester City wurde beispielsweise 2020 durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS gekippt. Die neue Regelung wäre nun wohl leichter mit dem europäischen Wettbewerbsrecht vereinbar als eine starr festgelegte Summe.