Standort für Saarbrücker Flohmarkt bleibt umstritten
Nach Kritik am Bürgerpark fordert die Stadtrats-SPD, dass der Markt an die Schlossmauer zurückkehrt. Doch danach sieht es nicht aus.
SAARBRÜCKEN Ihren Namen wolle sie lieber nicht nennen, denn das gebe nur Ärger, sagte die alte Dame. Na, ja, ergänzte sie dann: „Sie können schreiben, dass ich aus der Haldy-Familie stamme.“Einer Familie, die seit Jahrzehnten auf Floh- und anderen Märkten unterwegs ist, erklärte sie, um dem, was sie dann sagte, mehr Gewicht zu verleihen: „Eigentlich hätte man wissen können, dass das alles keine gute Idee ist.“„Man“ist in diesem Fall die Saarbrücker Stadtverwaltung.
„Das alles“ist der städtische Flohmarkt, den die Stadt von der Schlossmauer in den Bürgerpark verlegt hat, wo er am vergangenen Samstag zum ersten Mal stattfand.
Zumindest in dieser Form. Denn vor gut drei Jahrzehnten, zürnte die alte Frau, sei der Flohmarkt ja schon einmal hier gewesen. Und aus gutem Grund verlegt worden. So berichtete das am Samstag auch Quinto Forner von der Katzen-Ammen-Station St. Arnual. „Es gab ja schon vor etwa 30 Jahren den Flohmarkt hier“, erzählte er. „Dann hat man den Standort aufgegeben, weil keine Leute mehr kamen.“
Dass der Flohmarkt in den Bürgerpark zurückverlegt wurde, sei „ein Reinfall hoch drei“, sagte seine Frau Friederike Forner. Und für den Verein, der seine ehrenamtliche Arbeit aus dem Flohmarkterlös finanziere, eine Katastrophe.
Die SPD-Stadtratsfraktion hat sich am Dienstag die Forderung vieler Händler nach einer Rückkehr zur Schlossmauer an der Franz-Josef-Röder-Straße zu eigen gemacht. „Offensichtlich sind sehr viele Händlerinnen und Händler zum Standort im Bürgerpark kritisch eingestellt. Der Flohmarkt gehört ins Herz der Stadt. Sobald es geht, muss er wieder unterhalb der Schlossmauer stattfinden können“, forderte der stellvertretende Vorsitzende der Saarbrücker Stadtrats-SPD, Bernd Weber.
Der Flohmarkt habe immer schon „von seiner zentralen Lage in der Franz-Josef-Röder-Straße gelebt“, und davon, dass Menschen, die in der Stadt unterwegs sind, dort spontan vorbeikommen. „Als Ausweichquartier zur Umsetzung der nötigen Hygienemaßnahmen und Sicherheitsabstände bietet sich der Bürgerpark zwar vorübergehend an, er darf aber nicht zur Dauerlösung werden“, findet Weber.
Die Stadtverwaltung hatte argumentiert, dass die Corona-Schutzmaßnahmen in einem mit Gitterzaun abgesperrten Areal im Bürgerpark besser umzusetzen seien. In den abgesperrten Bereich kam nur rein, wer einen aktuellen Test, einen Impfoder einen Genesenennachweis (3-G-Regel) vorweisen konnte. Auf dem Gelände mussten Schutzmasken getragen werden. Vor allem Letzteres empfanden einige Händler und Besucher als übertrieben. Man halte sich ja auch anderenorts im Freien ohne Maske auf, obwohl da viele Menschen an einem Ort seien, wurde argumentiert.
Das Risiko, dass der Flohmarkt im Bürgerpark „mit der Zeit immer weniger besucht würde“, sei „womöglich zu groß“, spekuliert der SPD-Stadtverordnete und rät: „Deswegen muss die Stadt zum Ende des Jahres alle Erkenntnisse aus den Veranstaltungen am Bürgerpark auswerten und dem Stadtrat einen Plan vorlegen, wie es 2022 weitergehen soll.“Für die SPD sei aber schon klar: „Aus unserer Sicht spricht wieder alles für den Veranstaltungsort an der Schlossmauer, sobald die Pandemie unter Kontrolle ist.“
Aus der Stadtpressestelle kommt auf die Frage, ob man im Rathaus
„Wenn eine solche Veranstaltung zum ersten Mal an einem neuen Standort stattfindet, gibt es immer Ansatzpunkte für Verbesserungen.“Michaela Kakuk Stadtpressestelle
die Kritik ernst nehme und über eine Rückverlegung des Flohmarkts nachdenke, eine Antwort, die die negativen Stimmen ausblendet. Das Ordnungsamt habe „viel positive Resonanz von den Händlerinnen und Händlern erhalten, insbesondere zur guten Organisation und zu der Möglichkeit, im Vorfeld die Standplätze zu reservieren, was den Ablauf erleichtert hat“, teilt Michaela Kakuk von der Stadtpressetelle auf Anfrage mit.
In der Tat hatten Händlerinnen und Händler gelobt, dass man Plätze im Vorfeld buchen kann und nicht schon freitags sein Auto an der Schlossmauer parken muss, um am nächsten Tag einen Standplatz zu haben. Das hatten auch Teilnehmer, die den neuen Standort insgesamt sehr kritisch sehen, als positiv vermerkt.
Die Stadtverwaltung bleibt aber beim Standort Bürgerpark. „Wenn eine solche Veranstaltung zum ersten Mal an einem neuen Standort stattfindet, gibt es immer Ansatzpunkte für Verbesserungen. Die Kolleginnen und Kollegen des Ordnungsamtes nehmen dazu gerne Feedback und Anregungen entgegen“, sagt Kakuk. Für den nächsten Flohmarkt-Termin am 11. September gebe es bereits zahlreiche Anmeldungen. „Wir werden dem Standort im Bürgerpark jetzt zunächst mal Zeit geben, sich zu etablieren, und währenddessen Erfahrungen und Rückmeldungen sammeln“, heißt es aus dem Rathaus.