Saarbruecker Zeitung

Standort für Saarbrücke­r Flohmarkt bleibt umstritten

Nach Kritik am Bürgerpark fordert die Stadtrats-SPD, dass der Markt an die Schlossmau­er zurückkehr­t. Doch danach sieht es nicht aus.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

SAARBRÜCKE­N Ihren Namen wolle sie lieber nicht nennen, denn das gebe nur Ärger, sagte die alte Dame. Na, ja, ergänzte sie dann: „Sie können schreiben, dass ich aus der Haldy-Familie stamme.“Einer Familie, die seit Jahrzehnte­n auf Floh- und anderen Märkten unterwegs ist, erklärte sie, um dem, was sie dann sagte, mehr Gewicht zu verleihen: „Eigentlich hätte man wissen können, dass das alles keine gute Idee ist.“„Man“ist in diesem Fall die Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung.

„Das alles“ist der städtische Flohmarkt, den die Stadt von der Schlossmau­er in den Bürgerpark verlegt hat, wo er am vergangene­n Samstag zum ersten Mal stattfand.

Zumindest in dieser Form. Denn vor gut drei Jahrzehnte­n, zürnte die alte Frau, sei der Flohmarkt ja schon einmal hier gewesen. Und aus gutem Grund verlegt worden. So berichtete das am Samstag auch Quinto Forner von der Katzen-Ammen-Station St. Arnual. „Es gab ja schon vor etwa 30 Jahren den Flohmarkt hier“, erzählte er. „Dann hat man den Standort aufgegeben, weil keine Leute mehr kamen.“

Dass der Flohmarkt in den Bürgerpark zurückverl­egt wurde, sei „ein Reinfall hoch drei“, sagte seine Frau Friederike Forner. Und für den Verein, der seine ehrenamtli­che Arbeit aus dem Flohmarkte­rlös finanziere, eine Katastroph­e.

Die SPD-Stadtratsf­raktion hat sich am Dienstag die Forderung vieler Händler nach einer Rückkehr zur Schlossmau­er an der Franz-Josef-Röder-Straße zu eigen gemacht. „Offensicht­lich sind sehr viele Händlerinn­en und Händler zum Standort im Bürgerpark kritisch eingestell­t. Der Flohmarkt gehört ins Herz der Stadt. Sobald es geht, muss er wieder unterhalb der Schlossmau­er stattfinde­n können“, forderte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Saarbrücke­r Stadtrats-SPD, Bernd Weber.

Der Flohmarkt habe immer schon „von seiner zentralen Lage in der Franz-Josef-Röder-Straße gelebt“, und davon, dass Menschen, die in der Stadt unterwegs sind, dort spontan vorbeikomm­en. „Als Ausweichqu­artier zur Umsetzung der nötigen Hygienemaß­nahmen und Sicherheit­sabstände bietet sich der Bürgerpark zwar vorübergeh­end an, er darf aber nicht zur Dauerlösun­g werden“, findet Weber.

Die Stadtverwa­ltung hatte argumentie­rt, dass die Corona-Schutzmaßn­ahmen in einem mit Gitterzaun abgesperrt­en Areal im Bürgerpark besser umzusetzen seien. In den abgesperrt­en Bereich kam nur rein, wer einen aktuellen Test, einen Impfoder einen Genesenenn­achweis (3-G-Regel) vorweisen konnte. Auf dem Gelände mussten Schutzmask­en getragen werden. Vor allem Letzteres empfanden einige Händler und Besucher als übertriebe­n. Man halte sich ja auch anderenort­s im Freien ohne Maske auf, obwohl da viele Menschen an einem Ort seien, wurde argumentie­rt.

Das Risiko, dass der Flohmarkt im Bürgerpark „mit der Zeit immer weniger besucht würde“, sei „womöglich zu groß“, spekuliert der SPD-Stadtveror­dnete und rät: „Deswegen muss die Stadt zum Ende des Jahres alle Erkenntnis­se aus den Veranstalt­ungen am Bürgerpark auswerten und dem Stadtrat einen Plan vorlegen, wie es 2022 weitergehe­n soll.“Für die SPD sei aber schon klar: „Aus unserer Sicht spricht wieder alles für den Veranstalt­ungsort an der Schlossmau­er, sobald die Pandemie unter Kontrolle ist.“

Aus der Stadtpress­estelle kommt auf die Frage, ob man im Rathaus

„Wenn eine solche Veranstalt­ung zum ersten Mal an einem neuen Standort stattfinde­t, gibt es immer Ansatzpunk­te für Verbesseru­ngen.“Michaela Kakuk Stadtpress­estelle

die Kritik ernst nehme und über eine Rückverleg­ung des Flohmarkts nachdenke, eine Antwort, die die negativen Stimmen ausblendet. Das Ordnungsam­t habe „viel positive Resonanz von den Händlerinn­en und Händlern erhalten, insbesonde­re zur guten Organisati­on und zu der Möglichkei­t, im Vorfeld die Standplätz­e zu reserviere­n, was den Ablauf erleichter­t hat“, teilt Michaela Kakuk von der Stadtpress­etelle auf Anfrage mit.

In der Tat hatten Händlerinn­en und Händler gelobt, dass man Plätze im Vorfeld buchen kann und nicht schon freitags sein Auto an der Schlossmau­er parken muss, um am nächsten Tag einen Standplatz zu haben. Das hatten auch Teilnehmer, die den neuen Standort insgesamt sehr kritisch sehen, als positiv vermerkt.

Die Stadtverwa­ltung bleibt aber beim Standort Bürgerpark. „Wenn eine solche Veranstalt­ung zum ersten Mal an einem neuen Standort stattfinde­t, gibt es immer Ansatzpunk­te für Verbesseru­ngen. Die Kolleginne­n und Kollegen des Ordnungsam­tes nehmen dazu gerne Feedback und Anregungen entgegen“, sagt Kakuk. Für den nächsten Flohmarkt-Termin am 11. September gebe es bereits zahlreiche Anmeldunge­n. „Wir werden dem Standort im Bürgerpark jetzt zunächst mal Zeit geben, sich zu etablieren, und währenddes­sen Erfahrunge­n und Rückmeldun­gen sammeln“, heißt es aus dem Rathaus.

 ?? FOTO: MARTIN ROLSHAUSEN ?? Am Samstag war der städtische Flohmarkt erstmals eingezäunt im Bürgerpark. Seither reißt die Diskussion über den Standort auch in der Kommunalpo­litik nicht ab. Mit vorerst offenem Ausgang.
FOTO: MARTIN ROLSHAUSEN Am Samstag war der städtische Flohmarkt erstmals eingezäunt im Bürgerpark. Seither reißt die Diskussion über den Standort auch in der Kommunalpo­litik nicht ab. Mit vorerst offenem Ausgang.
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