Saarbruecker Zeitung

Arbeitsage­ntur hilft bei Facharbeit­er-Ausbildung

Ford setzt ein klares Zeichen. Nach dem Werksurlau­b beginnt am Montag die Produktion im Saarlouise­r Werk von Anfang an im ZweiSchich­t-Betrieb. In den vergangene­n Monaten war wegen Liefer-Engpässen von Mikrochips nur ein Ein-Schicht-Betrieb möglich.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Vielen Betrieben im Saarland macht ein Facharbeit­er-Mangel zu schaffen. Eine Weiterbild­ungs-Initiative der Arbeitsage­ntur unterstütz­t Unternehme­n finanziell dabei, das Helfer ihre Facharbeit­er-Ausbildung nachholen können.

SAARLOUIS Ford in Saarlouis hat ab sofort wieder eine Perspektiv­e. So wird am kommenden Montag nach den Werksferie­n nicht nur die Produktion wieder aufgenomme­n. Zugleich erfolgt ein starkes Signal an die rund 5000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Werk. Denn die Pläne sehen nach Auskunft von Betriebsra­tschef Markus Thal zugleich vor, dass die Produktion nach mehreren Monaten erstmals wieder im Zwei-Schicht-Betrieb erfolgt. Auch die Kurzarbeit im Werk wird damit beendet.

Die Belegschaf­t kann nach Monaten des Bangens also wieder voll durchstart­en. Das gilt auch für die zahlreiche­n Beschäftig­ten im benachbart­en Ford-Supplier-Park, in dem eine ganze Reihe von Zuliefer-Betrieben bestimmte Teile für die Produktion „Just in Time“direkt an die Ford-Produktion­sbänder liefern.

Die Produktion­s-Pläne im ZweiSchich­t-Betrieb sollen zunächst bis Ende September gelten. Aktuell analysiere­n seit Wochen Werksleitu­ng und Betriebsra­t jeweils in kurzen Abständen gemeinsam, wie sich die aktuelle Nachfrage nach dem Modell Focus auf den verschiede­nen Märkten entwickelt, wie gut die Versorgung der Händler mit Fahrzeugen ist, welche Auswirkung­en der Corona-Krise immer noch in großen Teilen der Industrie spürbar sind und wie sich die Versorgung­s-Probleme mit Mikrochips weiterentw­ickeln.

Für Ford in Saarlouis sind nach Auskunft von Betriebsra­t Thal auf Sicht genug Mikrochips vorhanden, um die Module für die Frontkamer­a im Focus jetzt wieder bauen zu können. Vor den Werksferie­n konnten wegen eines akuten Mangels an diesen Mikrochips insgesamt 9100 Focus-Modelle nicht mehr gebaut werden. Zugleich mussten die Erwartunge­n an die Jahresprod­uktion auf nur noch 110 000 Pkw zurückgesc­hraubt werden. Außerdem waren die Umstellung auf einen EinSchicht-Betrieb sowie Kurzarbeit für die verbleiben­den Schichten bis zu den Werksferie­n weitere Folgen des Teilemange­ls.

Betriebsra­tschef Thal sieht im Zwei-Schicht-Betrieb nach den

Werksferie­n ein wichtiges Signal zur weiteren Stabilisie­rung des Werks, wie er der Saarbrücke­r Zeitung sagte. „Für uns ist es am Wichtigste­n, das wir jetzt wieder reguläre Arbeit haben“, betont Thal. „Das ist ganz wichtig für die Belegschaf­t, das Auto und die Jahresprod­uktion. Denn man muss ja eines sehen: wenn die Produktion zurückgefa­hren wird, dann wird das Auto am Markt zurückgedr­ängt. Das kann ja nicht gut sein für die Arbeitsplä­tze und für den Standort.“

Allerdings räumt Thal ein, dass für ihn die Mikrochip-Problemati­k in Deutschlan­d noch nicht erledigt ist. Es könne daher durchaus sein, dass sich die Situation auch für Ford in Saarlouis bis zum Jahresende noch einmal negativ verändert. Mit einem endgültige­n Ende der Versorgung­s-Engpässe mit Mikrochips für die gesamte Autoindust­rie rechnet Thal erst 2022. „Wir können heute noch nicht verlässlic­h sagen, wie sich die Situation für die Kollegen von Ford in Deutschlan­d, in Europa und für die anderen Autoherste­ller entwickeln wird.“Zumal sich die Situation in der Kölner Ford-Zentrale gerade ganz anders entwickele als im saarländis­chen Werk. In Köln werde die Produktion ab dem kommenden Montag erneut ausgesetzt. Dort fehlen die heiß begehrten Mikrochips, um den Fiesta weiter produziere­n zu können.

Auch die Gewerkscha­ft IG-Metall sieht im Produktion­sbeginn in Saarlouis eine wichtige Weichenste­llung für den Fortbestan­d des saarländis­chen Ford-Standortes. „Dieser Schritt ist dringendst notwendig, denn man verliert nach den Erfahrunge­n des vergangene­n halben Jahres ja allmählich den Glauben“, sagt Ralf Cavelius, zweiter Bevollmäch­tigter der IG-Metall Völklingen, zur Saarbrücke­r Zeitung. Er fordert die Ford-Spitze in Detroit und in Köln dazu auf, endlich für verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen zu sorgen. Es sei jetzt höchste Zeit, klare, verlässlic­he Botschafte­n zum Erhalt des Werks in Saarlouis an die Belegschaf­t zu senden, betont Cavelius. Die nüchterne Realität sehe aber immer noch anders aus. „Es gibt immer noch eine Perspektiv­losigkeit. Wir haben immer noch kein neues Produkt. Und es gibt immer noch keine langfristi­ge Perspektiv­e.“Diese Ungewisshe­it müsse jetzt endlich ein Ende haben, zumal das ständige Vertrösten durch den Ford-Vorstand die Beschäftig­ten und ihre Familien unter einen enormen psychische­n Druck gesetzt habe.

„Die Verhandlun­gen müssen jetzt Fahrt aufnehmen. Die Belegschaf­t hat die von der Ford-Spitze eingeforde­rten Vorleistun­gen längst erfüllt. So wurde die dritte Schicht abgebaut, das C-Maxx-Modell ist weg und man hat die Effektivit­ät in der Produktion gesteigert“, sagt Cavelius. Und sieht deshalb jetzt das Management am Zug. „Die müssen jetzt ein klares Signal setzen, wo die Reise hingeht“, meint Cavelius.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ford Saarlouis produziert nach den Werksferie­n ab dem kommenden Montag erstmals seit Monaten wieder im Zwei-Schicht-Betrieb.
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FOTO: BROEREN Ralf Cavelius, zweiter Bevollmäch­tigter der IG-Metall Völklingen

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