Arbeitsagentur hilft bei Facharbeiter-Ausbildung
Ford setzt ein klares Zeichen. Nach dem Werksurlaub beginnt am Montag die Produktion im Saarlouiser Werk von Anfang an im ZweiSchicht-Betrieb. In den vergangenen Monaten war wegen Liefer-Engpässen von Mikrochips nur ein Ein-Schicht-Betrieb möglich.
Vielen Betrieben im Saarland macht ein Facharbeiter-Mangel zu schaffen. Eine Weiterbildungs-Initiative der Arbeitsagentur unterstützt Unternehmen finanziell dabei, das Helfer ihre Facharbeiter-Ausbildung nachholen können.
SAARLOUIS Ford in Saarlouis hat ab sofort wieder eine Perspektive. So wird am kommenden Montag nach den Werksferien nicht nur die Produktion wieder aufgenommen. Zugleich erfolgt ein starkes Signal an die rund 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werk. Denn die Pläne sehen nach Auskunft von Betriebsratschef Markus Thal zugleich vor, dass die Produktion nach mehreren Monaten erstmals wieder im Zwei-Schicht-Betrieb erfolgt. Auch die Kurzarbeit im Werk wird damit beendet.
Die Belegschaft kann nach Monaten des Bangens also wieder voll durchstarten. Das gilt auch für die zahlreichen Beschäftigten im benachbarten Ford-Supplier-Park, in dem eine ganze Reihe von Zuliefer-Betrieben bestimmte Teile für die Produktion „Just in Time“direkt an die Ford-Produktionsbänder liefern.
Die Produktions-Pläne im ZweiSchicht-Betrieb sollen zunächst bis Ende September gelten. Aktuell analysieren seit Wochen Werksleitung und Betriebsrat jeweils in kurzen Abständen gemeinsam, wie sich die aktuelle Nachfrage nach dem Modell Focus auf den verschiedenen Märkten entwickelt, wie gut die Versorgung der Händler mit Fahrzeugen ist, welche Auswirkungen der Corona-Krise immer noch in großen Teilen der Industrie spürbar sind und wie sich die Versorgungs-Probleme mit Mikrochips weiterentwickeln.
Für Ford in Saarlouis sind nach Auskunft von Betriebsrat Thal auf Sicht genug Mikrochips vorhanden, um die Module für die Frontkamera im Focus jetzt wieder bauen zu können. Vor den Werksferien konnten wegen eines akuten Mangels an diesen Mikrochips insgesamt 9100 Focus-Modelle nicht mehr gebaut werden. Zugleich mussten die Erwartungen an die Jahresproduktion auf nur noch 110 000 Pkw zurückgeschraubt werden. Außerdem waren die Umstellung auf einen EinSchicht-Betrieb sowie Kurzarbeit für die verbleibenden Schichten bis zu den Werksferien weitere Folgen des Teilemangels.
Betriebsratschef Thal sieht im Zwei-Schicht-Betrieb nach den
Werksferien ein wichtiges Signal zur weiteren Stabilisierung des Werks, wie er der Saarbrücker Zeitung sagte. „Für uns ist es am Wichtigsten, das wir jetzt wieder reguläre Arbeit haben“, betont Thal. „Das ist ganz wichtig für die Belegschaft, das Auto und die Jahresproduktion. Denn man muss ja eines sehen: wenn die Produktion zurückgefahren wird, dann wird das Auto am Markt zurückgedrängt. Das kann ja nicht gut sein für die Arbeitsplätze und für den Standort.“
Allerdings räumt Thal ein, dass für ihn die Mikrochip-Problematik in Deutschland noch nicht erledigt ist. Es könne daher durchaus sein, dass sich die Situation auch für Ford in Saarlouis bis zum Jahresende noch einmal negativ verändert. Mit einem endgültigen Ende der Versorgungs-Engpässe mit Mikrochips für die gesamte Autoindustrie rechnet Thal erst 2022. „Wir können heute noch nicht verlässlich sagen, wie sich die Situation für die Kollegen von Ford in Deutschland, in Europa und für die anderen Autohersteller entwickeln wird.“Zumal sich die Situation in der Kölner Ford-Zentrale gerade ganz anders entwickele als im saarländischen Werk. In Köln werde die Produktion ab dem kommenden Montag erneut ausgesetzt. Dort fehlen die heiß begehrten Mikrochips, um den Fiesta weiter produzieren zu können.
Auch die Gewerkschaft IG-Metall sieht im Produktionsbeginn in Saarlouis eine wichtige Weichenstellung für den Fortbestand des saarländischen Ford-Standortes. „Dieser Schritt ist dringendst notwendig, denn man verliert nach den Erfahrungen des vergangenen halben Jahres ja allmählich den Glauben“, sagt Ralf Cavelius, zweiter Bevollmächtigter der IG-Metall Völklingen, zur Saarbrücker Zeitung. Er fordert die Ford-Spitze in Detroit und in Köln dazu auf, endlich für verlässliche Rahmenbedingungen zu sorgen. Es sei jetzt höchste Zeit, klare, verlässliche Botschaften zum Erhalt des Werks in Saarlouis an die Belegschaft zu senden, betont Cavelius. Die nüchterne Realität sehe aber immer noch anders aus. „Es gibt immer noch eine Perspektivlosigkeit. Wir haben immer noch kein neues Produkt. Und es gibt immer noch keine langfristige Perspektive.“Diese Ungewissheit müsse jetzt endlich ein Ende haben, zumal das ständige Vertrösten durch den Ford-Vorstand die Beschäftigten und ihre Familien unter einen enormen psychischen Druck gesetzt habe.
„Die Verhandlungen müssen jetzt Fahrt aufnehmen. Die Belegschaft hat die von der Ford-Spitze eingeforderten Vorleistungen längst erfüllt. So wurde die dritte Schicht abgebaut, das C-Maxx-Modell ist weg und man hat die Effektivität in der Produktion gesteigert“, sagt Cavelius. Und sieht deshalb jetzt das Management am Zug. „Die müssen jetzt ein klares Signal setzen, wo die Reise hingeht“, meint Cavelius.