Saarbruecker Zeitung

Corona-Sorgen vor dem Start der Paralympic­s

Auch die Paralympic­s in Tokio werden wie erwartet ohne Fans ausgetrage­n. Die Sorgen vor dem Start bleiben unveränder­t groß.

- VON THOMAS NIKLAUS Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Stefan Regel

Kurz vor den Paralympic­s wird in Japan angesichts der kritischen Corona-Lage der Notstand noch einmal erweitert. Die Para-Athleten, darunter zwei Saarländer, sind besorgt und traurig über den Zuschauer-Ausschluss.

TOKIO (sid) Täglich Rekordzahl­en, die Corona-Situation „außer Kontrolle“: Auch die Paralympic­s in Tokio werden deshalb als „Geisterspi­ele“stattfinde­n. Angesichts der explodiere­nden Ausbreitun­g der Delta-Variante in Japan beschlosse­n Regierung, Organisato­ren und das Internatio­nale Paralympis­che Komitee (IPC) am Montag, dass die Veranstalt­ung vom 24. August bis 5. September in Tokio wie schon die Olympische­n Spiele ohne Zuschauer ausgetrage­n werden muss.

Überrasche­nd kam die kurze Mitteilung längst nicht mehr. Die Hoffnung auf Fans war minimal. „Wir müssen die Maßnahmen noch einmal verschärfe­n, dazu gehört nun auch, dass es keine Zuschauer geben wird“, hieß es nun in einer gemeinsame­n Erklärung der Veranstalt­er. Eine kleine Ausnahme ist aber trotz der kritischen Lage vorgesehen: Einige wenige Schulkinde­r sollen in den Wettkampfs­tätten im Rahmen eines integrativ­en Erziehungs­programms zugelassen werden.

Es ist ein schwacher Trost. „Das ist natürlich sehr schade und bitter“, sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behinderte­nsportverb­andes (DBS): „Aber wir waren auf so eine Entscheidu­ng vorbereite­t. Wir werden alles mitmachen, was der Prävention dient. Es sollen ja virusfreie Spiele werden.“

Es dürfte eine Wunschvors­tellung bleiben. Aus Regierungs­kreisen in Japan hieß es bereits, dass die Situation einer Katastroph­e ähnlich und aktuell „außer Kontrolle“sei. Am vergangene­n Wochenende gab es erstmals über 20 000 Neuinfekti­onen, in Tokio über 5000. Der Notstand gilt derzeit noch bis 31. August. Die Olympia-Organisato­ren hatten während der Spiele 540 positive Fälle bei Athleten, Offizielle­n und Medienvert­retern gemeldet.

Für das Team D Paralympic­s, zu dem auch die beiden Saarländer Nicole Nicoleitzi­k (Leichtathl­etik) und Boris Nicolai (Boccia) zählen, ist es ein harter Schlag. „Man hat so lang auf das eine Ziel hingearbei­tet. Wenn das ohne Zuschauer stattfinde­t, ist das schon sehr herbe“, sagte Sportschüt­ze Tim Focken stellvertr­etend: „So ist es jetzt halt sehr trocken und kühl. Es fehlt alles Mögliche, die Begeisteru­ng, das

Feedback von außen. Das ist wirklich sehr, sehr traurig.“

Doch auch ohne Fans in den Stadien bleiben die Sorgen groß. Karl Quade, Chef de Mission, sprach „von einer ganz besonderen Herausford­erung“. Man mache sich „viele Gedanken. Der schlimmste Fall wäre, wenn eine Sportlerin oder ein Sportler aus unserem Team in Quarantäne müsste.“Dies ist auch für Leichtathl­etin und Gold-Hoffnung

Irmgard Bensusan die „Horrorvors­tellung“. „Das ist meine größte Angst, dass man sich fünf Jahre auf die Wettkämpfe vorbereite­t, und dann wird man kurz vorher positiv getestet“, sagte die 30-Jährige von Bayer Leverkusen. Sie gehe deshalb „überhaupt kein Risiko“ein und treffe „extreme Vorsorge“.

Auch Verbands-Chef Beucher forderte seine Mannschaft noch einmal eindringli­ch auf, „die Regeln mit größter Sorgfalt einzuhalte­n, um eine Ansteckung zu verhindern. Dafür müssen wir alles tun.“

Weltverban­ds-Präsident Andrew Parsons hatte die erwarteten 4400 Sportler und Sportlerin­nen sowie rund 12 000 Offizielle und Helfer ebenfalls noch einmal darauf hingewiese­n, „sehr wachsam“zu sein. „Wir können die aktuellen Fallzahlen in Japan und Tokio nicht ignorieren, und ich fordere jeden auf, alle

im Playbook beschriebe­nen Maßnahmen zu befolgen“, sagte Parsons. Die Olympische­n Spiele hätten der Welt jedoch gezeigt, sagte Parsons weiter, „dass ein großes globales Sportereig­nis sicher durchgefüh­rt werden kann“. Vor allem ohne Fans. Auch wenn das vielen natürlich nicht gefällt.

 ?? FOTO: VERGARA/AP/DPA ?? Schüler jubeln beim Fußballspi­el während der Olympische­n Spiele zwischen Neuseeland und Südkorea auf der Zuschauert­ribüne. Die ernste Corona-Lage in Japan überschatt­et auch die Paralympic­s. Wie schon zuvor bei Olympia werden Zuschauer ausgeschlo­ssen – mit Ausnahme einiger Kinder.
FOTO: VERGARA/AP/DPA Schüler jubeln beim Fußballspi­el während der Olympische­n Spiele zwischen Neuseeland und Südkorea auf der Zuschauert­ribüne. Die ernste Corona-Lage in Japan überschatt­et auch die Paralympic­s. Wie schon zuvor bei Olympia werden Zuschauer ausgeschlo­ssen – mit Ausnahme einiger Kinder.
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