Saarbruecker Zeitung

Skurrile Charaktere und Dialoge

Die französisc­he Komödie „Die Wache“handelt von einem aberwitzig­en Verhör.

- DieWache, 21.55 Uhr, Arte

SAARBRÜCKE­N (ry) Im Jahr 1999 stürmte eine schräge gelbe Plüschfigu­r namens Flat Eric mit dem Song „Flat Beat“die deutschen Musikchart­s, hielt sich vier Wochen auf Platz eins und wurde mit Platin ausgezeich­net. Dahinter verbarg sich der französisc­he DJ Mr. Oizo, der zwar nach wie vor musikalisc­h sehr aktiv ist, bisher allerdings nicht an den Erfolg von „Flat Beat“anknüpfen konnte. Unter seinem bürgerlich­en Namen Quentin Dupieux arbeitet er zudem als Regisseur. Die Liebe zum Film begleitet ihn schon seit Kindertage­n. Als er im Alter von zwölf Jahren eine Kamera fand, begann er zu filmen. SeineAufna­hmen waren experiment­ell, eine verrückter als die andere. Diese skurrilen Einfälle sind bis heute in seinenWerk­en zu erkennen. Beispielsw­eise erzählt die Horrorkomö­die „Rubber“(2010) von dem zum Leben erwachten Autoreifen Robert, der sich auf einemörder­ische Reise begibt. Auch die Komödie „Die Wache“, die Arte heute als Erstausstr­ahlung zeigt, lebt von Skurrilitä­t.

Ungewöhnli­ch hell ist das Kommissari­at ausgeleuch­tet, in dem Louis Fugain (Grégoire Ludig) zum Verhör sitzt. Das Mobiliar scheint aus der Zeit gefallen, die Computerbi­ldschirme sind klobig, Schreibmas­chine und Telefon aus einem anderen Jahrzehnt. Doch die Dialoge legen nahe, dass sich das Geschehen in der Jetztzeit abspielt. Und das ist beiWeitem nicht der einzige seltsame Umstand auf dieser Polizeiwac­he.

Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde) hat Fugain in einemMordf­all in Gewahrsam genommen. Für ihn ist er der Hauptverdä­chtige, denn Fugain war der Erste am Tatort und benachrich­tigte die Polizei, als er eine Leiche nachts vor seinerWohn­ung fand. Es entspinnt sich ein skurriles Verhör, bei dem Fugain seine Unschuld beweisen will und der Kommissar versucht, irritieren­de Punkte in seinerAuss­age zu klären. Warum etwa hat Fugain in jener Nacht siebenMal die Wohnung verlassen? Als der Kommissar für einen kurzen Moment ausdemZimm­ergeht, kommtsein Assistent Philippe (Marc Fraize) auf bizarreWei­se ums Leben. Fugain versucht, dessen Tod zu vertuschen, aber mit der Fortsetzun­g desVerhörs kippt die Situation immer weiter ins Groteske. DerKommiss­ar raucht seine Zigarette aus einem Loch in der Brust, Fugain verspeist vollständi­g eine Auster – das Geschehen auf derWache entzieht sich jeglicher Naturgeset­ze und Logik, wird von den Protagonis­ten aber dennoch nicht infrage gestellt, während alltäglich­es Verhalten hingegen seltsam und verdächtig wirkt. Aus dieser absurden Situation entwickelt sich eine kurzweilig­e und unvorherse­hbare Komödie.

 ?? FOTO: ARTE FRANCE ?? Zwischen Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde, l.) und dem Verdächtig­en Fugain (Grégoire Ludig) entspinnen sich skurrile Dialoge, denn über jedes kleine Detail in Fugains Aussage driftet die Konversati­on ab.
FOTO: ARTE FRANCE Zwischen Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde, l.) und dem Verdächtig­en Fugain (Grégoire Ludig) entspinnen sich skurrile Dialoge, denn über jedes kleine Detail in Fugains Aussage driftet die Konversati­on ab.

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