Skurrile Charaktere und Dialoge
Die französische Komödie „Die Wache“handelt von einem aberwitzigen Verhör.
SAARBRÜCKEN (ry) Im Jahr 1999 stürmte eine schräge gelbe Plüschfigur namens Flat Eric mit dem Song „Flat Beat“die deutschen Musikcharts, hielt sich vier Wochen auf Platz eins und wurde mit Platin ausgezeichnet. Dahinter verbarg sich der französische DJ Mr. Oizo, der zwar nach wie vor musikalisch sehr aktiv ist, bisher allerdings nicht an den Erfolg von „Flat Beat“anknüpfen konnte. Unter seinem bürgerlichen Namen Quentin Dupieux arbeitet er zudem als Regisseur. Die Liebe zum Film begleitet ihn schon seit Kindertagen. Als er im Alter von zwölf Jahren eine Kamera fand, begann er zu filmen. SeineAufnahmen waren experimentell, eine verrückter als die andere. Diese skurrilen Einfälle sind bis heute in seinenWerken zu erkennen. Beispielsweise erzählt die Horrorkomödie „Rubber“(2010) von dem zum Leben erwachten Autoreifen Robert, der sich auf einemörderische Reise begibt. Auch die Komödie „Die Wache“, die Arte heute als Erstausstrahlung zeigt, lebt von Skurrilität.
Ungewöhnlich hell ist das Kommissariat ausgeleuchtet, in dem Louis Fugain (Grégoire Ludig) zum Verhör sitzt. Das Mobiliar scheint aus der Zeit gefallen, die Computerbildschirme sind klobig, Schreibmaschine und Telefon aus einem anderen Jahrzehnt. Doch die Dialoge legen nahe, dass sich das Geschehen in der Jetztzeit abspielt. Und das ist beiWeitem nicht der einzige seltsame Umstand auf dieser Polizeiwache.
Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde) hat Fugain in einemMordfall in Gewahrsam genommen. Für ihn ist er der Hauptverdächtige, denn Fugain war der Erste am Tatort und benachrichtigte die Polizei, als er eine Leiche nachts vor seinerWohnung fand. Es entspinnt sich ein skurriles Verhör, bei dem Fugain seine Unschuld beweisen will und der Kommissar versucht, irritierende Punkte in seinerAussage zu klären. Warum etwa hat Fugain in jener Nacht siebenMal die Wohnung verlassen? Als der Kommissar für einen kurzen Moment ausdemZimmergeht, kommtsein Assistent Philippe (Marc Fraize) auf bizarreWeise ums Leben. Fugain versucht, dessen Tod zu vertuschen, aber mit der Fortsetzung desVerhörs kippt die Situation immer weiter ins Groteske. DerKommissar raucht seine Zigarette aus einem Loch in der Brust, Fugain verspeist vollständig eine Auster – das Geschehen auf derWache entzieht sich jeglicher Naturgesetze und Logik, wird von den Protagonisten aber dennoch nicht infrage gestellt, während alltägliches Verhalten hingegen seltsam und verdächtig wirkt. Aus dieser absurden Situation entwickelt sich eine kurzweilige und unvorhersehbare Komödie.