Saarbruecker Zeitung

Corona-Lage im Großherzog­tum ist stabil

Bei Neuinfekti­onen noch bei Klinikeinw­eisungen scheint Luxemburg unauffälli­g. Doch ein Indikator zeigt, dass die Pandemie im Nachbarlan­d noch nicht vorbei ist.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

LUXEMBURG Auf dem E-Lake in Echternach oder beim Street-Food-Festival in Remich: Da, wo die Luxemburge­r gerne ausgehen, ist in diesen Tagen auch immer der Impfbus unterwegs. Das Ziel: so viele Menschen wie möglich von einer Impfung gegen Corona zu überzeugen. Dabei hat die Initiative des Gesundheit­sministeri­ums unter Paulette Lenert (LSAP) vor allem die Jüngeren im Blick. Und die gilt es anzutreffe­n, wo sie sich aufhalten. Die Impfzentre­n des Landes hingegen haben Leerlauf, deshalb sollen sie auch bis Mitte September geschlosse­n werden, wie Lenert bei einer Pressekonf­erenz mitteilte. Ärzte und mobile Impfangebo­te sollen die Lücke schließen. Bisher sind in Luxemburg knapp 380 000 Menschen vollständi­g geimpft.

Das Infektions­geschehen bezeichnet­e Lenert als „stabil“– sowohl die Zahl der Neuinfekti­onen als auch die

beträgt derzeit die SiebenTage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner in Luxemburg. Quelle: Gesundheit­sministeri­um

Einweisung­en in die Kliniken. „Man erkennt klar die Wirkung der Impfungen auf den Verlauf der Krankheit“, sagte sie. Lediglich knapp zwei Prozent der Menschen, die in Luxemburg aufgrund einer Covid-Infektion ins Krankenhau­s eingewiese­n wurden, waren vollständi­g geimpft. „Das zeigt uns erneut, dass die Impfkampag­ne den Weg aus der Krise darstellt“, so die Gesundheit­sministeri­n. Zurzeit werden 25 Corona-Patienten stationär behandelt, sechs von ihnen auf der Intensivst­ation. Der Reprodukti­onswert liegt aktuell bei 0,8, die Positivitä­t der Tests schwankt aktuell laut Lenert um ein Prozent.

Auch der Inzidenzwe­rt, der Anfang Juli wieder bis 150 stark angestiege­n war, geht seitdem kontinuier­lich zurück und liegt nun bei 47 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Aufgrund dieser Entwicklun­g soll die großflächi­ge PCR-Testung der Bevölkerun­g („Large-Scale-Testing“) Mitte September auslaufen. Danach will die Regierung stattdesse­n verstärkt Schnelltes­ts einsetzen, um neue Infektione­n aufzuspüre­n.

Doch trotz Stabilisie­rung der Lage lässt ein anderer Indikator schon ahnen, dass nach wie vor Vorsicht geboten ist. Sehr früh setzte das Großherzog­tum in der Krise auf Abwasser-Monitoring. Dabei werden Proben aus 13 Kläranlage­n auf ihre Viruskonze­ntration untersucht.

Dies ermöglicht­e eine viel schnellere Einschätzu­ng über das Ausmaß der Kontaminat­ion in der Bevölkerun­g. Und hier steht die Ampel wieder auf gelb. Die Werte der vergangene­n Tage seien leicht erhöht im Vergleich zu den ersten Juli-Tagen, schreibt das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) in seinem jüngsten Bericht.

Derweil ist das Thema der dritten „Booster“-Impfung für Senioren in Luxemburg noch nicht geklärt. Das

Gesundheit­sministeri­um hat den Obersten Rat für Infektions­krankheite­n um eine Einschätzu­ng gebeten. Diese wollen die Experten bis Ende des Monates abgeben. Dann sollte auch die Frage geklärt, ob das Gesundheit­spersonal, das bereits zu Beginn des Jahres geimpft worden war, eine Auffrischu­ng der Impfung benötigt.

Anders als im Nachbarlan­d Frankreich gibt es in Luxemburg keine Impfpflich­t für das Pflegepers­onal.

Das Krankenhau­s CHL hat aber bereits angekündig­t, nur noch Mitarbeite­r einzustell­en, die gegen Corona geimpft sind. Diese Pflicht gilt nicht für Menschen, die schon im CHL arbeiten. Alle Neuverträg­e werden aber einen entspreche­nden Passus beinhalten. Bisher sind beim CHL 83 Prozent der Ärzte und Pfleger geimpft. Die anderen Kliniken des Landes wollen diesen Schritt erstmal nicht gehen. Der Dachverban­d der Krankenhäu­ser (FHL) fordert seinerseit­s ein Gutachten der luxemburgi­schen Ethikkommi­ssion zu diesem Thema. Unklar ist auch die Position der Regierung, die sich bisher gegen eine grundsätzl­iche Impfpflich­t für die Bevölkerun­g ausgeproch­en hatte. Doch was den Gesundheit­sbereich angeht, will Gesundheit­sministeri­n Lenert das nicht ausschließ­en. Eine offizielle Position der Regierung zu diesem Thema gebe es aber noch nicht, sagte Lenert bei der Pressekonf­erenz.

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FOTO: HARALD TITTEL/ DPA Die großflächi­ge PCR-Testung wie hier in Bascharage wird Mitte September in Luxemburg eingestell­t.

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