Saarbruecker Zeitung

Robert Redford – Leinwand-Nostalgike­r und politische­r Aktivist

Ein abgehobene­r Hollywood-Star war der Schauspiel­er und Regisseur nie – trotz seines großes Erfolges. Heute wird der Oscar-Preisträge­r 85 Jahre alt.

- VON BETTINA THIENHAUS Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Martin Wittenmeie­r

FRANKFURT (epd) Als Kind war es für Robert Redford das Schönste, sich im Kinosaal gemeinsam mit anderen von der Magie der Leinwand verzaubern zu lassen: „Was ich heute so vermisse angesichts der hochentwic­kelten Technik bis hin zum Streaming, ist genau dieses schlichte Erlebnis“, sagte er einmal. Er kam 1936 zur Welt, es gab in seiner Kindheit nur Radio und eben das Kino um die Ecke. Heute wird er 85 Jahre alt.

Der Typ mit dem mittlerwei­le graublonde­n Haar und den zerfurchte­n Zügen beeindruck­t seit eh und je durch den lebendigen Blick aus blauen Augen und einem ganz besonderen Lächeln. Auch im hohen Alter stand er noch vor der Kamera: 2017 in „Unsere Seelen bei Nacht“, einer zauberhaft­en Liebesgesc­hichte mit Jane Fonda, 83. Im Jahr darauf gab er sich lässig mit Sissy Spacek in „Ein Gauner und ein Gentleman“, der Geschichte des alt gewordenen Bankräuber­s und legendären Ausbrecher­königs Forrest Tucker.

Robert Redford war nie ein abgehobene­r Hollywood-Star. Er kann auf eine intensive Karriere zurückblic­ken, nicht nur im Film. Der liberale Demokrat hat sich auch politisch engagiert, setzt sich für Umweltschu­tz und ethnische Minderheit­en ein, fördert unabhängig­e Filme. Er kam im kalifornis­chen Santa Monica zur Welt, der Vater war Buchhalter, die Mutter Hausfrau. Deren früher Tod 1955 warf ihn aus der Bahn, Alkohol brachte ihn um das Uni-Stipendium. Er jobbte auf Ölfeldern und ging mit 19 nach Europa. Er erkundete Deutschlan­d und Frankreich, befasste sich mit Kunst, versuchte sich als Straßenmal­er.

In die USA zurückgeke­hrt versuchte er sich als Schauspiel­er, spielte Theater. Bekannt machte ihn dann 1967 „Barfuß im Park“, eine Beziehungs­komödie mit Jane Fonda als Redfords quirliger Ehefrau. Zwei Jahre später wurde er mit dem Western „Zwei Banditen“zum Star. Kumpel Paul Newman spielt Butch Cassidy und Redford glänzt als Sundance Kid.

Filme mit politische­n Themen fasziniere­n ihn, etwa „Bill McKay – Der Kandidat“(1972), die Geschichte eines liberalen Anwalts, der in die Politik geht und rasch seine Illusionen verliert. Oder Brian De Palmas Klassiker „Die Unbestechl­ichen“(1976). Hier deckt er mit Dustin Hoffman den Watergate-Skandal auf.

1980 versuchte Redford sich erstmals selbst als Regisseur. Sein Debüt „Eine ganz normale Familie“handelt von den tragischen Folgen, die der Unfalltod eines Sohnes für dessen Eltern und Bruder hat. Er wurde 1981 mit zwei Oscars ausgezeich­net: für die beste Regie und für den besten Film. „Ich glaube, wenn ich mit meinen Filmen nichts erreichen wollte, hätte ich gar nicht die Energie, sie überhaupt anzufangen“, sagte er mal über seine Regiearbei­t. So wollte er mit „Der Pferdeflüs­terer“(1998), in dem er auch selbst mitspielte, ein besonderes Vertrauens­verhältnis zwischen Mensch und Tier beschreibe­n.

Mit seiner ersten Frau Lola van Wagenen hat Redford vier Kinder, das älteste lebte nur wenige Monate. Einen erneuten schmerzlic­hen Verlust erlitt er im Oktober 2020, als sein Sohn James an Leberkrebs starb. Seine zweite Frau ist die in Hamburg geborene Malerin Sibylle Szaggars. Zuletzt hat Redford viel Zeit auf seiner Ranch verbracht: „Manche Leute machen Therapie. Ich habe Utah“, soll er einmal gewitzelt haben.

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FOTO: SENNA/AFP US-Schauspiel­er Robert Redford kam am 18. August 1936 in Kalifornie­n zur Welt.

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