Gemüse, in dem mehr als Bio steckt
Der Wintringer Hof zwischen Kleinblittersdorf und Bliesransbach verbindet Bio-Landwirtschaft mit Inklusion.
KLEINBLITTERSDORF Er versteht sich als „Tor zum Biosphärenreservat Bliesgau“– der Wintringer Hof zwischen Kleinblittersdorf und Bliesransbach. Seit Jahrzehnten wird er kontrolliert nach den Bioland-Richtlinien für den organisch-biologischen Landbau bewirtschaftet. Doch in den zahlreichen Gemüse- und Obstsorten steckt neben dem Bio-Aspekt noch mehr, was die Produkte so besonders macht.
1986 erwarb die Lebenshilfe Obere Saar den Wintringer Hof, auf dem heute insgesamt rund 140 Menschen arbeiten, darunter Hauptamtliche, Auszubildende, Praktikanten, Aushilfen, junge Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr machen oder Bundesfreiwilligendienst leisten. Etwa 100 Mitarbeiter haben eine Behinderung, meist eine geistige Behinderung, sagt Mike Kleinbauer, Leiter Geschäftsbereich des Wintringer Hofs.
Die Gemüsebauern mit und ohne Handicap hätten sich „mit Leib und Seele“den kleinen Pflänzchen und der großen Ernte verschrieben, betont Tanja Reuter von der Lebenshilfe. Für die Mitarbeiter sei die Arbeit mehr als bloß täglich Brot – es sei ein Arbeitsplatz, an dem sie gefördert und wertgeschätzt würden.
Gleichzeitig packten sie jeden Tag ordentlich an. „Wer schon einmal selbst Obst oder Gemüse angebaut hat, kann davon ein Liedchen trällern: Darin steckt viel Arbeit und eine gute Portion Liebe genauso wie jede Menge Geduld“, sagt Reuter. Bis zum Beispiel aus den Sämlingen Tomaten werden, die später in den Kisten im Hofladen ausliegen, heißt es regelmäßig die Böden auflockern, Unkraut entfernen, Schädlinge entfernen, erklärt Reuter – und das mit reichlich Handarbeit. Denn: „Auf dem Bioland-Hof sind chemische Mittel und eine zu starke Beanspruchung der Böden tabu.“Und Morgenmuffel sind die Mitarbeiter auch nicht, denn schon frühmorgens stehen sie in den Gewächshäusern und ernten die vollhängenden Tomatenpflanzen.
Apropos Gewächshaus – neben
Tomaten gedeihen Paprika, Gurken und andere sonnenhungrige Früchte das ganze Jahr über geschützt im 2000 Quadratmeter großen Glashaus und unter 1000 Quadratmeter Folie. Insgesamt werden auf dem Wintringer Hof 200 Hektar Ackerund Grünland bewirtschaftet. Die Mitarbeiter bauen fast alle Gemüsesorten von Broccoli über Mangold bis Zwiebeln an, außerdem Brotund Futtergetreide sowie Kleegras. Tierische Produkte werden auch angeboten – auf dem Hof leben eine Mutterkuhherde, Schweine, Hähnchen und Legehennen. Außerdem gibt es eine hofeigene Metzgerei.
Kernstück des Hofes ist der Obstanbau. Allein 14 Apfelsorten wachsen dort als Tafel- und Mostobst, dazu Quitten, Kirschen, Birnen und Tafeltrauben.
Kernstück des Hofs ist aber der Obstanbau. Allein 14 Apfelsorten wachsen dort als Tafel- und Mostobst, dazu Quitten, Kirschen, Birnen und Tafeltrauben, erklärt Reuter. Seit 2004 werden in der hofeigenen Kelterei aus den Früchten Säfte – 180 000 Liter jährlich, erklärt Mike Kleinbauer – sowie Obstwein und Secco hergestellt.
Alle Produkte des Hofs können im Hofladen und auf Wochenmärkten gekauft werden.
Hofladen, am Wintriger Hof 7, Kleinblittersdorf. Öffnungszeiten: montags bis freitags, 9 bis 19 Uhr, samstags 9 bis 18 Uhr. Marktstand: montags von 8 bis 13 Uhr auf dem St. Johanner Markt Saarbrücken, mittwochs 8 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz St. Ingbert, samstags 8 bis 13 Uhr auf dem Markt an der Ludwigskirche Saarbrücken.
www.landgasthaus.saarland/