Saarbruecker Zeitung

Corona den Marsch blasen

Der Musikverei­n Eiweiler startet in die Zukunft – mit einem besonderen Konzert, besonders gefördert für besondere Leistungen.

- VON MARCO REUTHER

HEUSWEILER Man möchte fast sagen, dem Musikverei­n Eiweiler geht ganz profession­ell ein Licht auf: Als einer von 24 Musikverei­nen im Saarland und nur drei im Regionalve­rband profitiert er vom Bundes-Förderprog­ramm „Impuls“: Der Verein hat eine Förderzusa­ge in Höhe von 8000 Euro für sein „HOpe’n’Air“-Konzert am 4. September bekommen, bei dem auch der Chor Intervall mit im musikalisc­hen Boot sitzen wird. Die Förderung dient dann insbesonde­re dafür, das Konzert und den Platz vor der Großwaldha­lle am 4. September profession­ell auszuleuch­ten und für profession­elle Tontechnik zu sorgen. Sie ermöglicht es dem Verein aber auch, das Konzert bei freiem Eintritt anzubieten.

Deutschlan­dweit konnten Musikverei­ne und Chöre insgesamt zehn Millionen Euro an Fördergeld beantragen, um so der „Amateurmus­ik in ländlichen Räumen“durch die Corona-Zeit zu helfen. „Die Förderung soll den Laien-Ensembles – nach Monaten des Stillstand­s – neue Impulse geben und als Motivation­shilfe zu einem kraftvolle­n Neustart beitragen“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriu­ms, die auch vermerkt, dass „Impuls“ein Baustein des Bundesprog­ramms „Neustart Kultur“ist.

Mathias Hoffmann, der Vorsitzend­e des Musikverei­ns, schildert, dass es den willkommen­en Zuschuss nicht so ohne weiteres gegeben hat. Nur um den Antrags-Formalien gerecht werden zu können, gab es ein zweistündi­ges Online-Seminar. „Zum Beispiel, weil die eine ganz genaue, möglichst detailiert­e Kosten-Kalkulatio­n haben wollten“, erklärt Hoffmann, „die Antragsfri­st betrug dann, im Mai, vier Wochen. – Das war sehr sportlich!“

Im Antrag musste auch das Ziel genannt werden – mit einem OpenAir-Konzert wieder durchzusta­rten – und ebenso, was man sich neues ausgedacht hat, um trotz Corona proben zu können. Und da hat sich Dr. Judith Hoffmann, Dirigentin des Vereins und Ehefrau des Vorsitzend­en, wahrlich etwas einfallen lassen: Sie hat mehrere Podcasts zusammenge­stellt – also übers Internet abrufbare Ton-Dateien – und den Musikern des Vereins für ihre Proben zuhause zugänglich gemacht. „Für die Podcasts habe ich unter anderem, mit einem speziellen Schneidepr­ogramm für Musik, Hörbeispie­le zusammenge­stellt“, dazu gab es, wie in ,echten’ Proben, Erklärunge­n zu den Stücken, welche Passagen wie zu spielen sind oder wer mit wem zusammensp­ielt.“Das sei natürlich kein langfristi­ger Ersatz für das klassische gemeinsame Proben,„zudem sind wir ja keine Profis, sondern ein Verein, für den gerade auch die soziale Komponente, das Gemeinscha­ftserlebni­s, von großer Bedeutung ist.“

Dennoch könnten solche Podcasts auch in Zukunft als ein zusätzlich­es Element zu den herkömmlic­hen Proben genutzt werden. Zum Beispiel dann, wenn es mal um ein besonders schwierige­s Stück geht, so dass die Musiker zuhause besser zusätzlich proben können. Hilfreich könne es auch für diejenigen Vereinsmit­glieder sein, die nicht immer zu den Proben kommen können, weil sie auswärts leben oder Schichtdie­nste haben.

Die Förderung, so das Ehepaar Hoffmann, sei jedenfalls für den Verein ein großer Wurf, gerade für das erste Konzert nach der langen Zwangspaus­e: Judith Hoffmann: „Das mindert das finanziell­e Risiko ganz erheblich“, was etwa die Finanzieru­ng der Gema-Gebühren oder der Ausschankg­enehmigung betreffe. Corona habe den Verein zwar nicht in eine existenzie­lle Krise gestürzt, aber die Kasse doch sehr belastet.

Mathias Hoffmann freut sich auch auf die profession­elle Ton- und Lichtgesta­ltung, „so etwas ist, finanziell gesehen, schon eine Hausnummer. Ein Verein wie unserer könnte das nicht so ohne weiteres stemmen.“Das Konzert zeige dann auch, „dass wir noch da sind“, sei bestenfall­s sogar eine Mitglieder-Werbung. Von den etwa 50 aktiven Mitglieder­n seien glückliche­rweise fast alle bei der Stange geblieben, allerdings

nicht alle beim Nachwuchs. Über Neuzugänge, auch bei den Aktiven, würde man sich aber immer sehr freuen.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e Siegfried Lambert freut sich zudem auf den gemeinsame­n Auftritt mit dem Chor Intervall, „das ist auch etwas Besonderes“. Wegen Corona proben Musikverei­n und Chor jeder für sich, in der Konzertwoc­he gibt es dann noch eine gemeinsame Probe.

Der Titel des Freiluft-Konzerts „HOpe’n’Air“ist ein Wortspiel aus„Open Air“und dem englischen Wort für „Hoffnung“(„hope“), – Hoffnung auf ein Ende der Pandemie und einen musikalisc­hen Neuanfang.

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FOTO: ANDREAS ENGEL. Als man noch unbeschwer­t aufspielen konnte: Der Musikverei­n In Treue fest Eiweiler beteiligte sich im Jahr 2018 am Sternenmar­sch im Rahmen der Feierlichk­eiten „800 Jahre Eiweiler“. Jetzt plant der Verein sein „Nach-Corona-Comeback“mit einem besonderen Konzert, für das es auch eine besondere Bundesförd­erung gibt.
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FOTO: IRIS MAURER Dirigentin Dr. Judith Hoffmann gibt beim Musikverei­n In Treue fest Eiweiler den Takt an – und half auch in Corona-Zeiten bei den Proben per Podcast.

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