Die aktuellen Arbeiten sind nicht die ersten an der Alten Brücke
Von der wichtigsten Hauptverkehrsachse weit und breit zu einer in die Jahre gekommenen Fußgängerbrücke: Die Alte Brücke zwischen (Alt-) Saarbrücken und St. Johann hat im Laufe der Jahrhunderte viele Änderungen überstanden.
SAARBRÜCKEN Vor Kurzem haben die Vorarbeiten zur denkmalgerechten Sanierung der Alten Brücke begonnen. „Wir wollen die beliebte Sehenswürdigkeit wieder schickmachen und besser in Szene setzen“, hatte Oberbürgermeister Uwe Conradt gesagt. Zunächst werden die genauen Schäden ermittelt, die es zu beheben gilt. Diese Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende August dauern und kosten rund 120 000 Euro, hatte die Stadtpressestelle mitgeteilt. Die gesamte Sanierung soll etwa sechs Jahre dauern. Es ist nicht die erste Änderung, die das Wahrzeichen der Landeshauptstadt erfährt. Wobei allerdings viele Änderungen nicht „freiwillig“erfolgten, sondern Umgestaltungen an den Ufern auf (Alt-) Saarbrücker und St. Johanner Seite und auch dem Zweiten Weltkrieg geschuldet waren.
Die Brücke zählt zu den ältesten erhalten gebliebenen Steinbrücken Deutschlands, entstanden zwischen 1546 und 1549. Die römische Holzbrücke, die es zuvor in Höhe des heutigen St. Arnual gegeben hatte, war im Laufe des Mittelalters verschwunden. Wo heute die Alte Brücke steht, gelangte man zuvor auch schon über die Saar, allerdings musste man dafür über Planken laufen, die auf verankerten Kähnen ruhten. Eine unsichere Sache: Als Kaiser Karl V. (1500-1558) dort wegen eines Hochwassers zur unfreiwilligen mehrtägigen Rast gezwungen war, soll das der Anlass zum Bau der Brücke gewesen sein, von Graf Philipp II. von Nassau-Saarbrücken in Auftrag gegeben. Heute sind nur noch acht der einst 14 Bögen erhalten – wobei die meisten der ursprünglichen Bögen nicht über den Fluss führten, sondern, immer kleiner werdend, auf St. Johanner Seite den Höhenunterschied zwischen Flussufer und Ort ausglichen.
Der erste Bogen verschwand schon 1763 auf Saarbrücker Seite im Zuge einer Uferbegradigung. Eine „patriotische“Erweiterung gab es 1904: Am mittleren Bogen über der Saar wurde flussabwärts ein Vorsprung angebaut, um ein Reiterstandbild in Erinnerung an Kaiser Wilhelm I. aufzustellen. Mit dem Bau des späteren Staatstheaters ging dann der erste kleine Bogen auf St. Johanner Seite verloren. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke stark beschädigt, bei den Reparaturen unmittelbar nach dem Krieg verschwanden auch das Reiterdenkmal samt Anbau wieder. Doch viel stärker als der Krieg griffen die Stadtplaner in den Bestand der Brücke und ihres Umfeldes ein: Insbesondere bei einem Luftangriff in der Nacht zum 6. Oktober 1944 wurden große Teile Alt-Saarbrückens zerstört, auch viele Häuser und Geschäfte der im Laufe von Jahrhunderten natürlich gewachsenen „Stadtmitte am Fluss“wurden schwer beschädigt und nicht wieder aufgebaut. Was übrig war, wurde abgerissen.
1961 bis 1963 wurde dort die Stadtautobahn gebaut, gleichzeitig wurde sogar ein Teil des Schlossbergs abgetragen und eine ältere, etwa 17 Meter dahinter liegende Mauer freigelegt, um neben der Autobahn Platz für die spätere
Franz-Josef-Röder-Straße zu schaffen. Die Alte Brücke führte dadurch plötzlich ins Leere und wurde kurzerhand durch einen Stahlanbau über die Autobahn hinweg verlängert. Ein jahrhundertealter Drehund Angelpunkt für den Verkehr, über den zeitweise sogar die Straßenbahn fuhr, wurde dadurch zur Fußgängerbrücke.
Vier weitere der Bögen auf St. Johanner Seite verschwanden beim Bau von Finanzministerium und Tbiliser Platz. 1973 sollte die Brücke im Zuge der Saarkanalisierung sogar komplett abgerissen werden, da die Bögen für sogenannte Europaschiffe nicht hoch genug waren. Doch letztlich wurde, auch wegen Protesten, auf den kompletten Ausbau der Saar bis zum Osthafen verzichtet, was die Brücke rettete.