Gefangen in seinem Machtvakuum
Der Deutsche Fußball-Bund kommt im Unterschied zur DFL bei der Führungssuche nicht weiter. Und die Probleme türmen sich.
FRANKFURT (sid) Etwas neidisch dürfte der Blick beim DFB derzeit zum immer mal wieder störenden Partner schweifen. Denn während die Deutsche Fußball Liga (DFL) in diesen Tagen eine Frau an die Spitze beordert und völlig geräuschlos die Weichen gestellt hat, bleibt die Zukunft des größten Einzelsportverbandes der Welt weiter völlig offen.
Die Führungssuche beim krisengeplagten Deutschen Fußball-Bund (DFB) rückt nun allerdings unweigerlich in den Mittelpunkt.
Doch in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise bestimmten jüngst einmal mehr die negativen Schlagzeilen das Geschehen. Etwa der zweifelhafte Umgang mit der Frauen-Bewegung, die Rücktrittswelle in der Ethikkommission oder das Zurückhalten des Berichts zur „Sommermärchen-Affäre“– unter der Führung der Interimsbosse Rainer Koch und Peter Peters ist nach der Eskalation im Machtkampf um den zurückgetretenen Präsidenten
Fritz Keller kaum Ruhe eingekehrt.
Eben jener Peters steht nach sid-Informationen nun aber bereit und könnte im Frühjahr für das Präsidentenamt kandidieren. Ihm sei „bewusst, dass der DFB und die Nationalmannschaft eine Aufbruchstimmung brauchen“, sagte der Mann, der sich seit Jahren in den höchsten Machtzirkeln des Fußballs bewegt. Der DFB-Bundestag, der über die Besetzung an der Verbandsspitze entscheidet, ist auf den 11. März 2022 terminiert.
Immer wieder kursieren Namen, doch bislang traute sich niemand wirklich aus der Deckung. Die jüngsten Gerüchte über einen
Masterplan der Landesfürsten zerschlugen sich bereits teilweise. Laut Sport Bild soll ein Bündnis von Regional- und Landesverbänden auf eine Doppelspitze mit Bibiana Steinhaus-Webb gehofft haben – doch die Ex-Schiedsrichterin, die auch der Frauen-Initiative angehört, arbeitet künftig in England.
Probleme gibt es aber auch im tagesaktuellen Geschäft. Die Verpflichtung von Benedikt Höwedes etwa (der Weltmeister von 2016 soll im Teammanagement der Nationalmannschaft mitarbeiten) arrangierte DFB-Direktor Oliver Bierhoff wohl auf eigene Faust. Eine Abstimmung über die Personalie sei im Präsidium noch nicht abgeschlossen gewesen. Aus „unterschiedlichen Gründen“habe sich der Prozess „als sehr schwer und langwierig gestaltet“, sagte Bierhoff der Bild.
Es ist weiter unklar, wer künftig die Verantwortung trägt, wer sich um die Aufarbeitung der Altlasten kümmern und Reformen vorantreiben muss. Laut Medienberichten soll der Verbandsspitze wieder mehr Macht gegeben werden, um ein Kompetenzgerangel wie in der kurzen Ära Keller zu verhindern. Der scheidende Schatzmeister Stephan Osnabrügge, maßgeblich in den Machtkampf involviert, sprach sich zuletzt für eine interne Lösung aus, da jemand von außen „eher etwas Negatives anrichten“könne.
Dieses Verständnis passt keineswegs zum entgegengesetzten Weg der DFL, die frühzeitig Fakten geschaffen hat – und auf Expertise von außerhalb vertraut. Donata Hopfen übernimmt zu Beginn des neuen Jahres den Vorsitz der Geschäftsführung und tritt in die großen Fußstapfen von Christian Seifert. Es ist ein Schritt, der zum Vorbild im deutschen Fußball werden könnte – auch für den DFB?
„MIr ist bewusst, dass der DFB und die Nationalmannschaft eine Aufbruchstimmung brauchen.“
Peter Peters Interims-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes
Gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts mit dem Pokal-Aus bei Preußen Münster hat Bundesligist VfL Wolfsburg am Dienstag fristgerecht Berufung eingelegt. Der Fall um den Wechselfehler geht nun in die nächste Instanz vor das DFB-Bundesgericht.