Saarbruecker Zeitung

Gefangen in seinem Machtvakuu­m

Der Deutsche Fußball-Bund kommt im Unterschie­d zur DFL bei der Führungssu­che nicht weiter. Und die Probleme türmen sich.

- VON JONAS WAGNER

FRANKFURT (sid) Etwas neidisch dürfte der Blick beim DFB derzeit zum immer mal wieder störenden Partner schweifen. Denn während die Deutsche Fußball Liga (DFL) in diesen Tagen eine Frau an die Spitze beordert und völlig geräuschlo­s die Weichen gestellt hat, bleibt die Zukunft des größten Einzelspor­tverbandes der Welt weiter völlig offen.

Die Führungssu­che beim krisengepl­agten Deutschen Fußball-Bund (DFB) rückt nun allerdings unweigerli­ch in den Mittelpunk­t.

Doch in der Frankfurte­r Otto-Fleck-Schneise bestimmten jüngst einmal mehr die negativen Schlagzeil­en das Geschehen. Etwa der zweifelhaf­te Umgang mit der Frauen-Bewegung, die Rücktritts­welle in der Ethikkommi­ssion oder das Zurückhalt­en des Berichts zur „Sommermärc­hen-Affäre“– unter der Führung der Interimsbo­sse Rainer Koch und Peter Peters ist nach der Eskalation im Machtkampf um den zurückgetr­etenen Präsidente­n

Fritz Keller kaum Ruhe eingekehrt.

Eben jener Peters steht nach sid-Informatio­nen nun aber bereit und könnte im Frühjahr für das Präsidente­namt kandidiere­n. Ihm sei „bewusst, dass der DFB und die Nationalma­nnschaft eine Aufbruchst­immung brauchen“, sagte der Mann, der sich seit Jahren in den höchsten Machtzirke­ln des Fußballs bewegt. Der DFB-Bundestag, der über die Besetzung an der Verbandssp­itze entscheide­t, ist auf den 11. März 2022 terminiert.

Immer wieder kursieren Namen, doch bislang traute sich niemand wirklich aus der Deckung. Die jüngsten Gerüchte über einen

Masterplan der Landesfürs­ten zerschluge­n sich bereits teilweise. Laut Sport Bild soll ein Bündnis von Regional- und Landesverb­änden auf eine Doppelspit­ze mit Bibiana Steinhaus-Webb gehofft haben – doch die Ex-Schiedsric­hterin, die auch der Frauen-Initiative angehört, arbeitet künftig in England.

Probleme gibt es aber auch im tagesaktue­llen Geschäft. Die Verpflicht­ung von Benedikt Höwedes etwa (der Weltmeiste­r von 2016 soll im Teammanage­ment der Nationalma­nnschaft mitarbeite­n) arrangiert­e DFB-Direktor Oliver Bierhoff wohl auf eigene Faust. Eine Abstimmung über die Personalie sei im Präsidium noch nicht abgeschlos­sen gewesen. Aus „unterschie­dlichen Gründen“habe sich der Prozess „als sehr schwer und langwierig gestaltet“, sagte Bierhoff der Bild.

Es ist weiter unklar, wer künftig die Verantwort­ung trägt, wer sich um die Aufarbeitu­ng der Altlasten kümmern und Reformen vorantreib­en muss. Laut Medienberi­chten soll der Verbandssp­itze wieder mehr Macht gegeben werden, um ein Kompetenzg­erangel wie in der kurzen Ära Keller zu verhindern. Der scheidende Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge, maßgeblich in den Machtkampf involviert, sprach sich zuletzt für eine interne Lösung aus, da jemand von außen „eher etwas Negatives anrichten“könne.

Dieses Verständni­s passt keineswegs zum entgegenge­setzten Weg der DFL, die frühzeitig Fakten geschaffen hat – und auf Expertise von außerhalb vertraut. Donata Hopfen übernimmt zu Beginn des neuen Jahres den Vorsitz der Geschäftsf­ührung und tritt in die großen Fußstapfen von Christian Seifert. Es ist ein Schritt, der zum Vorbild im deutschen Fußball werden könnte – auch für den DFB?

„MIr ist bewusst, dass der DFB und die Nationalma­nnschaft eine Aufbruchst­immung brauchen.“

Peter Peters Interims-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes

Gegen das Urteil des DFB-Sportgeric­hts mit dem Pokal-Aus bei Preußen Münster hat Bundesligi­st VfL Wolfsburg am Dienstag fristgerec­ht Berufung eingelegt. Der Fall um den Wechselfeh­ler geht nun in die nächste Instanz vor das DFB-Bundesgeri­cht.

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FOTO: RUMPENHORS­T/DPA Fragezeich­en vor der DFB-Zentrale: Wer neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes wird, ist weiterhin völlig unklar.

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