Saarbruecker Zeitung

Laschet beruft Experten-Team– Merz wohl dabei

Es geht um enorme Herausford­erungen, denen ein solches Team gerecht werden müsste. Zwei Namen gelten bereits als gesetzt. Doch es gibt Kritik.

- VON JANA WOLF

BERLIN (dpa) Unionskanz­lerkandida­t Armin Laschet will an diesem Freitag sein „Zukunftste­am“vorstellen. Dem Spiegel zufolge soll es sich um ein achtköpfig­es Team handeln. Wie aus Parteikrei­sen verlautete, sind der Terrorismu­s-Experte Peter Neumann und Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz dabei. Laschet will Berichten zufolge wohl vier Frauen und vier Männer präsentier­en. Auch die saarländis­che Bundestags­abgeordnet­e Nadine Schön gilt als Anwärterin auf einen Platz im Team.

BERLIN Nun also doch noch ein Team. Lange wurde spekuliert, ob Unions-Kanzlerkan­didat Armin Laschet (CDU) ein Personalta­bleau in seinem Wahlkampf präsentier­en wird. Köpfe, die mit Themen verknüpft werden, um dem bisher konturlose­n Unions-Wahlkampf im wahrsten Wortsinn mehr Gesicht geben. Der CDU-Chef hatte stets abgewunken. Er sei seit jeher ein „Teamplayer“, beteuerte Laschet am Montag erneut. Der Subtext, der mitschwing­t: Eine Teampräsen­tation hielt Laschet anders als seine parteiinte­rnen Kritiker immer für überflüssi­gen Schnick-Schnack. Zudem wollte er den Eindruck vermeiden, bereits ein Schattenka­binett vorzustell­en und damit Konkurrenz in den eigenen Reihen zu produziere­n. Diese Haltung ist nun passé. An diesem Freitag will Laschet doch ein „Zukunftste­am“vorstellen. Bereits am Montag hatte er eine Dreier-Truppe aus Andreas Jung, Thomas Heilmann und Wiebke Winter zum Thema Klimaschut­z präsentier­t. Nun sollen weitere Köpfe folgen. Über deren Zahl kursierten am Donnerstag verschiede­ne Angaben: Die Rede war von fünf bis sechs Personen.

Armin Laschet muss dabei der Herausford­erung gerecht werden, die „gesamte Breite der Union“abzubilden, wie es aus Parteikrei­sen heißt – Konservati­ve wie Liberale, Frauen wie Männer, Ost wie West. Auch die regionale Ausgewogen­heit zwischen den Landesverb­änden muss er berücksich­tigen und der aufmüpfige­n CSU in Bayern gerecht werden.

Als gesetzt gilt Friedrich Merz, der für das Thema Wirtschaft und Finanzen steht. Auch der Terrorismu­s-Experte Peter Neumann soll dem Team angehören, wie zuerst die Bildzeitun­g berichtete. Der Name Dorothee Bär, Digitalsta­atsministe­rin im Kanzleramt und Spitzenfra­u der CSU, fällt ebenfalls im Zusammenha­ng mit dem neuen Team. Eine weitere Frau, die in CDU-Reihen ins Spiel gebracht wird, ist Vize-Parteichef­in Silvia Breher aus Niedersach­sen, die die Themen Landwirtsc­haft oder Familie besetzen könnte. Auch Fraktionsv­ize Nadine Schön aus dem Saarland könnte das Thema Familie übernehmen, gilt intern zugleich aber als Expertin für Digitalisi­erung sowie für Bildung und Forschung. Als Verbündete Laschets gilt auch Serap Güler, die Staatssekr­etärin für Integratio­n im die nordrhein-westfälisc­hen Familienmi­nisterium ist. Ob Laschet am Freitag amtierende CDU-Minister wie Jens Spahn oder Annegret Kramp-Karrenbaue­r auf die Bühne holen wird, ist noch offen.

Laschet muss sich den Vorwurf gefallen lassen, das Team erst auf den letzten Metern vor der Wahl zu präsentier­en. „Armin Laschet hat immer gesagt, dass es auf die letzten drei Wochen vor der Wahl ankommt – und die brechen jetzt an“, heißt es aus CDU-Reihen. Hinter vorgehalte­ner Hand aber wird der Zeitplan und die Vorbereitu­ng auf den letzten Drücker scharf kritisiert.

Kritik kommt auch von der politische­n Konkurrenz. „Armin Laschet verfällt kurz vor der Wahl in hilflosen Aktionismu­s“, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter und bezog seine Kritik auf die Vorschläge zu den erneuerbar­en Energien, für die auch Laschets Klima-Team steht. Die CDU habe „ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem“, da sie die Erneuerbar­en in 16 Jahren Regierungs­zeit „aktiv verhindert“habe. Hofreiter warf Laschet vor, „wahltaktis­che Erwägungen über einen ernsthafte­n Klimaschut­z“zu stellen – und machte dies auch an der Nominierun­g von Friedrich Merz fest. „Merz steht für Rückschrit­t und eine Wirtschaft­spolitik des vergangene­n Jahrhunder­ts.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany