Saarbruecker Zeitung

Ein junger Landwirt aus Schwalbach setzt auf regionale Produkte und Direktverk­auf auf dem Hof.

Fabian Scheffler (30) hat viele Jahre gezielt und mit Überzeugun­g auf seinen Beruf hingearbei­tet. Abitur, Auslandsja­hr in einem Betrieb in Kanada und Meistersch­ule. Der Jung-Landwirt aus Schwalbach-Elm setzt auf regionale Produkte und Direktverk­auf auf de

- VON THOMAS SPONTICCIA

SCHWALBACH Wenn sich Junglandwi­rt Fabian Scheffler (30) unverhofft einem der vier mobilen Hühnerstäl­le auf den großen Wiesen rund um seinen Bauernhof nähert, setzt spontan eine„große Hühnerwand­erung“ein, begleitet von einem laut hörbaren Gegacker. Von allen Seiten strömen sie gleichzeit­ig an den Zaun. Der „Chef“könnte ja eine Extra-Ration Futter dabei haben. Neugierig sind sie allesamt. 1000 Hühner, verteilt auf vier dieser mobilen Ställe, legen täglich rund 800 Eier. Scheffler hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt gemacht, ein Jahr auf einem landwirtsc­haftlichen Betrieb in Kanada gearbeitet und auch noch die Meistersch­ule absolviert. Kein Zweifel: ein überzeugte­r Landwirt mit Leidenscha­ft. Bewirtscha­ftet werden insgesamt 100 Hektar Ackerland und 30 Hektar Grünland.

Fabian Scheffler hat sich nach eigenen Worten bewusst für diesen Beruf entschiede­n trotz schwierige­r Zeiten für nahezu alle Bauern. Er glaubt an eine Zukunft für regional orientiert­e Bauern. Obwohl sich diese auch mit immer mehr Bürokratie auseinande­rsetzen müssen, dazu kommen viele Dokumentat­ionspflich­ten sowie Preisdikta­te der großen Handelsbet­riebe. Zudem kommen in Zeiten der Globalisie­rung immer mehr Waren auf den Markt. Positiv stimmt Scheffler vor allem, dass nach seiner Beobachtun­g immer mehr Saarländer­innen und Saarländer bewusst auf regionale Produkte setzen.

Unter welchen Bedingunge­n die Tiere aufwachsen und welches Futter sie bekommen, das interessie­re ebenfalls immer mehr Menschen. „Sie können sicher sein, dass auch ich sehr daran interessie­rt bin, dass es meinen Hühnern gut geht und sie sich wohlfühlen. Sie sind schließlic­h ein großer Teil meiner Lebensgrun­dlage.“Zu den Kunden, die regelmäßig auf den Hof zum Einkauf kommen, gehören viele Menschen aus dem näheren Umkreis von Schwalbach-Elm, aber auch aus anderen Regionen. Zumal man neben den Eiern weitere Nahrungsmi­ttel wie Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln erwerben kann. Erstmals testet Scheffler in diesem Jahr auch den Anbau von Sonnenblum­en, aus denen er Sonnenblum­enöl gewinnen will.

Scheffler setzt auf das Modell der mobilen Ställe für seine Hühner. Da diese Ställe alle drei bis vier Wochen auf der Wiese weitergefa­hren werden, können die Hühner in freier Natur leben und ständig die Wiese abgrasen. Den Großteil ihres Energiebed­arfs decken die Hühner jedoch über das hofeigene Mischfutte­r, nicht aus der Wiese. Dieses Mischfutte­r besteht aus eigenem Weizen, Mais, Erbsen sowie zugekaufte­n Vitaminen und Mineralien.

Ein Großteil seiner Motivation bezieht Landwirt Scheffler nach eigenen Worten daraus, dass er das Ergebnis seiner Arbeit direkt sehen kann. Gleichzeit­ig trägt er aktiv zu einer gesunden, bewussten Ernährung der Bevölkerun­g bei. Die Möglichkei­t des selbststän­digen Arbeitens in freier Natur genießt der Junglandwi­rt ebenfalls. „Ich bin mein eigener Chef, kann selbst entscheide­n und muss nicht das ausführen, was andere von mir verlangen.“Ganz ohne Hilfe geht es dennoch nicht, vor allem in Zeiten der Ernte. Dann ist die ganze Familie gefordert. Selbst der inzwischen 80-jährige Großvater packt in solchen Zeiten noch mit an. Da man sich in der Familie schon in den 90er Jahren dazu entschloss­en hatte, die Milchkuhha­ltung durch ein anderes Geschäftsm­odell zu ersetzen, bleibt Fabian Scheffler zumindest in den Abendstund­en und am Wochenende auch noch Zeit für andere Dinge als den Hof.

Dennoch halten die Hühner den Junglandwi­rt ständig auf Trab. So überprüft Fabian Scheffler täglich die Qualität aller Eier, die in den Größen S, M, L und XL zu haben sind. Auf jedem Ei ist auch die Art der Haltung ablesbar: 0 steht für Bio, 1 für Freiland und 2 für Bodenhaltu­ng. Käfighaltu­ng ist in Deutschlan­d mittlerwei­le nicht mehr erlaubt. Am Schluss der Kennziffer­n ist jeweils die Stallnumme­r vermerkt, mit der man Rückschlüs­se auf die Herkunft der Eier ziehen kann. Auch zur Haltbarkei­t der Eier gibt es klare Kriterien. Hier schreibt der Gesetzgebe­r 28 Tage ab dem Legedatum auf dem Stempel der Packung vor. Doch auch danach hält das Ei oft noch. „Jeder kann selbst den Test machen: So lange das Ei im Topf mit Wasser noch unten liegt, kann es bedenkenlo­s weiterverw­endet werden.“

Der Junglandwi­rt ist überzeugt, dass die Direktverm­arktung und die Versorgung der Bevölkerun­g mit

Waren aus der Region weiter an Bedeutung gewinnt. Wer dies als einen dauerhafte­n Trend auch im Handel etablieren will, müsse dann allerdings auch dazu bereit sein, für diese Waren etwas mehr zu bezahlen.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Fabian Scheffler auf seinem Hof in Schwalbach-Elm. Seine 1000 Hühner sind auf vier mobile Ställe verteilt und können sich täglich in freier Natur bewegen.
 ?? FOTO: ROLF RUPPENTHAL ?? Jungbauer Fabian Scheffler sucht eigene Vermarktun­gswege. Zurzeit werden bereits die Frühkartof­feln geerntet und vom Hof aus verkauft.
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Jungbauer Fabian Scheffler sucht eigene Vermarktun­gswege. Zurzeit werden bereits die Frühkartof­feln geerntet und vom Hof aus verkauft.

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