Ein junger Landwirt aus Schwalbach setzt auf regionale Produkte und Direktverkauf auf dem Hof.
Fabian Scheffler (30) hat viele Jahre gezielt und mit Überzeugung auf seinen Beruf hingearbeitet. Abitur, Auslandsjahr in einem Betrieb in Kanada und Meisterschule. Der Jung-Landwirt aus Schwalbach-Elm setzt auf regionale Produkte und Direktverkauf auf de
SCHWALBACH Wenn sich Junglandwirt Fabian Scheffler (30) unverhofft einem der vier mobilen Hühnerställe auf den großen Wiesen rund um seinen Bauernhof nähert, setzt spontan eine„große Hühnerwanderung“ein, begleitet von einem laut hörbaren Gegacker. Von allen Seiten strömen sie gleichzeitig an den Zaun. Der „Chef“könnte ja eine Extra-Ration Futter dabei haben. Neugierig sind sie allesamt. 1000 Hühner, verteilt auf vier dieser mobilen Ställe, legen täglich rund 800 Eier. Scheffler hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt gemacht, ein Jahr auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kanada gearbeitet und auch noch die Meisterschule absolviert. Kein Zweifel: ein überzeugter Landwirt mit Leidenschaft. Bewirtschaftet werden insgesamt 100 Hektar Ackerland und 30 Hektar Grünland.
Fabian Scheffler hat sich nach eigenen Worten bewusst für diesen Beruf entschieden trotz schwieriger Zeiten für nahezu alle Bauern. Er glaubt an eine Zukunft für regional orientierte Bauern. Obwohl sich diese auch mit immer mehr Bürokratie auseinandersetzen müssen, dazu kommen viele Dokumentationspflichten sowie Preisdiktate der großen Handelsbetriebe. Zudem kommen in Zeiten der Globalisierung immer mehr Waren auf den Markt. Positiv stimmt Scheffler vor allem, dass nach seiner Beobachtung immer mehr Saarländerinnen und Saarländer bewusst auf regionale Produkte setzen.
Unter welchen Bedingungen die Tiere aufwachsen und welches Futter sie bekommen, das interessiere ebenfalls immer mehr Menschen. „Sie können sicher sein, dass auch ich sehr daran interessiert bin, dass es meinen Hühnern gut geht und sie sich wohlfühlen. Sie sind schließlich ein großer Teil meiner Lebensgrundlage.“Zu den Kunden, die regelmäßig auf den Hof zum Einkauf kommen, gehören viele Menschen aus dem näheren Umkreis von Schwalbach-Elm, aber auch aus anderen Regionen. Zumal man neben den Eiern weitere Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln erwerben kann. Erstmals testet Scheffler in diesem Jahr auch den Anbau von Sonnenblumen, aus denen er Sonnenblumenöl gewinnen will.
Scheffler setzt auf das Modell der mobilen Ställe für seine Hühner. Da diese Ställe alle drei bis vier Wochen auf der Wiese weitergefahren werden, können die Hühner in freier Natur leben und ständig die Wiese abgrasen. Den Großteil ihres Energiebedarfs decken die Hühner jedoch über das hofeigene Mischfutter, nicht aus der Wiese. Dieses Mischfutter besteht aus eigenem Weizen, Mais, Erbsen sowie zugekauften Vitaminen und Mineralien.
Ein Großteil seiner Motivation bezieht Landwirt Scheffler nach eigenen Worten daraus, dass er das Ergebnis seiner Arbeit direkt sehen kann. Gleichzeitig trägt er aktiv zu einer gesunden, bewussten Ernährung der Bevölkerung bei. Die Möglichkeit des selbstständigen Arbeitens in freier Natur genießt der Junglandwirt ebenfalls. „Ich bin mein eigener Chef, kann selbst entscheiden und muss nicht das ausführen, was andere von mir verlangen.“Ganz ohne Hilfe geht es dennoch nicht, vor allem in Zeiten der Ernte. Dann ist die ganze Familie gefordert. Selbst der inzwischen 80-jährige Großvater packt in solchen Zeiten noch mit an. Da man sich in der Familie schon in den 90er Jahren dazu entschlossen hatte, die Milchkuhhaltung durch ein anderes Geschäftsmodell zu ersetzen, bleibt Fabian Scheffler zumindest in den Abendstunden und am Wochenende auch noch Zeit für andere Dinge als den Hof.
Dennoch halten die Hühner den Junglandwirt ständig auf Trab. So überprüft Fabian Scheffler täglich die Qualität aller Eier, die in den Größen S, M, L und XL zu haben sind. Auf jedem Ei ist auch die Art der Haltung ablesbar: 0 steht für Bio, 1 für Freiland und 2 für Bodenhaltung. Käfighaltung ist in Deutschland mittlerweile nicht mehr erlaubt. Am Schluss der Kennziffern ist jeweils die Stallnummer vermerkt, mit der man Rückschlüsse auf die Herkunft der Eier ziehen kann. Auch zur Haltbarkeit der Eier gibt es klare Kriterien. Hier schreibt der Gesetzgeber 28 Tage ab dem Legedatum auf dem Stempel der Packung vor. Doch auch danach hält das Ei oft noch. „Jeder kann selbst den Test machen: So lange das Ei im Topf mit Wasser noch unten liegt, kann es bedenkenlos weiterverwendet werden.“
Der Junglandwirt ist überzeugt, dass die Direktvermarktung und die Versorgung der Bevölkerung mit
Waren aus der Region weiter an Bedeutung gewinnt. Wer dies als einen dauerhaften Trend auch im Handel etablieren will, müsse dann allerdings auch dazu bereit sein, für diese Waren etwas mehr zu bezahlen.