In der SZ-Serie „Hoch hinaus“stellen wir die Kirkeler Burg vor, die für Besucher viel zu bieten hat.
Ritter, Burgschenke und ein Weinberg: Ein Ausflug zur Burg Kirkel lohnt sich für Alt und Jung.
KIRKEL Das Saarland ist reich gesegnet mit Burgen und Schlössern. Rund 200 Anlagen gibt es hierzulande, mal mehr, mal weniger gut erhalten. Zu den bekanntesten zählen die Teufelsburg in Überherrn, Burg Montclair bei Mettlach, Burg Siersburg in Rehlingen-Siersburg, Burg Dagstuhl in Wadern, Burg Kerpen in Illingen, die Liebenburg in Namborn und die Burg Kirkel in der gleichnamigen Gemeinde. Letztere wurde vor fast 1000 Jahren erstmals erwähnt, und zwar 1075 als Gaugrafenburg eines Grafen Gottfried von Kirkel: „Godefridus comes de Kirchila“.
Wie alle Anlagen erlebte auch die Kirkeler Burg eine bewegte Geschichte mit Besitzerwechseln, Erweiterungen oder Umbauten und mehrfachen Zerstörungen. Heute dienen die meisten Burgen mehr oder weniger als Ausflugsziele für Spaziergänger, Wanderer und Geschichtsinteressierte. Kirkel allerdings hat sehr viel mehr zu bieten. Die Burgruine mit dem markanten, 32 Meter hohen und restaurierten Rundturm und die drumherum geschaffenen Anlagen auf dem Schlossberg, einem freistehenden Buntsandsteinfelsen, sind zu einem beliebten Ort der Begegnungen geworden. Hier finden nicht nur diverse Feste statt, hier wurde ein kleines, mittelalterliches Lager errichtet, zu dem beim Kirkeler Burgsommer in den großen Ferien seit vielen Jahren tausende von Kindern kommen. Dann ist Leben in der ehemaligen Ritterbude, dann wird getöpfert, geschmiedet, Brot gebacken, und auch in der Korbflechterei und der Lederei wird gewerkelt.
Doch das ist längst nicht alles, wie Peter Steffen, der 1. Vorsitzende des Fördervereins Kirkeler Burg, bei meinem Besuch berichtet. Wir sitzen zusammen mit Vereinskollege Achim Welter vor der urgemütlichen Burgschenke am Fuße des Rundturms. Welter und Petra John sind seit 2014 Pächter der Burgschenke, betreiben das Gasthaus und Restaurant, das von Mittwoch bis Sonntag geöffnet ist. Unterhalb der Terrasse mit den selbstgebauten Holzpavillons liegt der Museumsweinberg mit 99 Rebstöcken. Und dann gibt es auch noch das schmucke kleine Heimat- und Burgmuseum am Zugang zur Burg, das zurzeit wegen Corona leider geschlossen ist.
„Eine solche Anlage wie bei uns hier oben, mit diesem Angebot und diesen Aktivitäten gibt es wohl in ganz Deutschland nicht mehr“, sagt Peter Steffen. Er muss es wissen, denn der 1989 gegründete Förderkreis Kirkeler Burg mit derzeit rund 280 Mitgliedern, steht auch in Kontakt mit anderen Burgvereinen in Deutschland und Mitglieder besuchen regelmäßig als Gasthörer historische Kurse an der Uni des Saarlandes.
Der Erfolg dieses Gesamtkonzeptes Kirkeler Burg beruhe auf der guten Zusammenarbeit dreier Partner, so Steffen. Das seien die Gemeinde Kirkel als Eigentümer, die AQuiS, Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung im Saarpfalzkreis, sowie der Förderverein. „Wir arbeiten vertrauensvoll Hand in Hand“, sagt Steffen. Das sehe auch Kirkels Bürgermeister Frank John so. „Wo es Rittern einst gefiel –Burggemeinde im Herzen der Saarpfalz“, heißt es auf der Homepage der Gemeinde. Nur durch diese fruchtbare Zusammenarbeit seien auch aufwendige Projekte zu stemmen wie derzeit die Ausgrabung des lange verschütteten Burgbrunnens, erläutert Peter Steffen. Unter der Leitung von Christel Bernard, Abteilungsleiterin Archäologie bei der AQuiS, werde seit 2014 an diesem
Projekt gearbeitet. Ein Team aus Grabungsarbeiterinnen und Grabungsarbeitern vom Förderkreis investiert hier etliche ehrenamtliche Stunden für die Abteufe. Die Leitung und die Dokumentation liegt in den Händen von Bernard. „Wir sind jetzt bei 36 Metern“, berichtet Peter Steffen, ein paar Jahre werde es noch dauern, bis die endgültige Tiefe von 60 Metern erreicht sei. Dann solle auch ein Brunnenhaus entstehen – und die
Burgruine Kirkel werde um eine Attraktion reicher sein.
Um das alles zu realiseren, seien die Einnahmen aus den regelmäßigen Veranstaltungen wie dem Mittelaltermarkt im Mai, dem Weinfest im Oktober und der Burg-Weihnacht sehr wichtig. Die fielen in diesem und dem letzten Jahr Corona zum Opfer. Jetzt hoffen die Gemeinde und der Verein, dass bald wieder auf der Burgruine und rundherum gefeiert werden dürfe. Schließlich stünden auch noch einige bauliche Maßnahmen an: die Wege müssten zum Teil saniert und ein zweiter Fluchtweg errichtet werden. Wenn das erledigt ist, wird es auch wieder die beliebten Burgführungen am zweiten Sonntag im Monat geben. Und irgendwann vielleicht auch wieder Burgkino und Burg-Open-Air. Die fleißigen Ritter des Fördervereins jedenfalls werden alles dafür tun, dass das Wahrzeichen der Gemeinde ein lebendiger Ort der Begegnungen bleiben wird. www.kirkeler-burg.de