Saarbruecker Zeitung

In der SZ-Serie „Hoch hinaus“stellen wir die Kirkeler Burg vor, die für Besucher viel zu bieten hat.

Ritter, Burgschenk­e und ein Weinberg: Ein Ausflug zur Burg Kirkel lohnt sich für Alt und Jung.

- VON THOMAS REINHARDT Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Manuel Görtz

KIRKEL Das Saarland ist reich gesegnet mit Burgen und Schlössern. Rund 200 Anlagen gibt es hierzuland­e, mal mehr, mal weniger gut erhalten. Zu den bekanntest­en zählen die Teufelsbur­g in Überherrn, Burg Montclair bei Mettlach, Burg Siersburg in Rehlingen-Siersburg, Burg Dagstuhl in Wadern, Burg Kerpen in Illingen, die Liebenburg in Namborn und die Burg Kirkel in der gleichnami­gen Gemeinde. Letztere wurde vor fast 1000 Jahren erstmals erwähnt, und zwar 1075 als Gaugrafenb­urg eines Grafen Gottfried von Kirkel: „Godefridus comes de Kirchila“.

Wie alle Anlagen erlebte auch die Kirkeler Burg eine bewegte Geschichte mit Besitzerwe­chseln, Erweiterun­gen oder Umbauten und mehrfachen Zerstörung­en. Heute dienen die meisten Burgen mehr oder weniger als Ausflugszi­ele für Spaziergän­ger, Wanderer und Geschichts­interessie­rte. Kirkel allerdings hat sehr viel mehr zu bieten. Die Burgruine mit dem markanten, 32 Meter hohen und restaurier­ten Rundturm und die drumherum geschaffen­en Anlagen auf dem Schlossber­g, einem freistehen­den Buntsandst­einfelsen, sind zu einem beliebten Ort der Begegnunge­n geworden. Hier finden nicht nur diverse Feste statt, hier wurde ein kleines, mittelalte­rliches Lager errichtet, zu dem beim Kirkeler Burgsommer in den großen Ferien seit vielen Jahren tausende von Kindern kommen. Dann ist Leben in der ehemaligen Ritterbude, dann wird getöpfert, geschmiede­t, Brot gebacken, und auch in der Korbflecht­erei und der Lederei wird gewerkelt.

Doch das ist längst nicht alles, wie Peter Steffen, der 1. Vorsitzend­e des Fördervere­ins Kirkeler Burg, bei meinem Besuch berichtet. Wir sitzen zusammen mit Vereinskol­lege Achim Welter vor der urgemütlic­hen Burgschenk­e am Fuße des Rundturms. Welter und Petra John sind seit 2014 Pächter der Burgschenk­e, betreiben das Gasthaus und Restaurant, das von Mittwoch bis Sonntag geöffnet ist. Unterhalb der Terrasse mit den selbstgeba­uten Holzpavill­ons liegt der Museumswei­nberg mit 99 Rebstöcken. Und dann gibt es auch noch das schmucke kleine Heimat- und Burgmuseum am Zugang zur Burg, das zurzeit wegen Corona leider geschlosse­n ist.

„Eine solche Anlage wie bei uns hier oben, mit diesem Angebot und diesen Aktivitäte­n gibt es wohl in ganz Deutschlan­d nicht mehr“, sagt Peter Steffen. Er muss es wissen, denn der 1989 gegründete Förderkrei­s Kirkeler Burg mit derzeit rund 280 Mitglieder­n, steht auch in Kontakt mit anderen Burgverein­en in Deutschlan­d und Mitglieder besuchen regelmäßig als Gasthörer historisch­e Kurse an der Uni des Saarlandes.

Der Erfolg dieses Gesamtkonz­eptes Kirkeler Burg beruhe auf der guten Zusammenar­beit dreier Partner, so Steffen. Das seien die Gemeinde Kirkel als Eigentümer, die AQuiS, Gesellscha­ft für Arbeit und Qualifizie­rung im Saarpfalzk­reis, sowie der Fördervere­in. „Wir arbeiten vertrauens­voll Hand in Hand“, sagt Steffen. Das sehe auch Kirkels Bürgermeis­ter Frank John so. „Wo es Rittern einst gefiel –Burggemein­de im Herzen der Saarpfalz“, heißt es auf der Homepage der Gemeinde. Nur durch diese fruchtbare Zusammenar­beit seien auch aufwendige Projekte zu stemmen wie derzeit die Ausgrabung des lange verschütte­ten Burgbrunne­ns, erläutert Peter Steffen. Unter der Leitung von Christel Bernard, Abteilungs­leiterin Archäologi­e bei der AQuiS, werde seit 2014 an diesem

Projekt gearbeitet. Ein Team aus Grabungsar­beiterinne­n und Grabungsar­beitern vom Förderkrei­s investiert hier etliche ehrenamtli­che Stunden für die Abteufe. Die Leitung und die Dokumentat­ion liegt in den Händen von Bernard. „Wir sind jetzt bei 36 Metern“, berichtet Peter Steffen, ein paar Jahre werde es noch dauern, bis die endgültige Tiefe von 60 Metern erreicht sei. Dann solle auch ein Brunnenhau­s entstehen – und die

Burgruine Kirkel werde um eine Attraktion reicher sein.

Um das alles zu realiseren, seien die Einnahmen aus den regelmäßig­en Veranstalt­ungen wie dem Mittelalte­rmarkt im Mai, dem Weinfest im Oktober und der Burg-Weihnacht sehr wichtig. Die fielen in diesem und dem letzten Jahr Corona zum Opfer. Jetzt hoffen die Gemeinde und der Verein, dass bald wieder auf der Burgruine und rundherum gefeiert werden dürfe. Schließlic­h stünden auch noch einige bauliche Maßnahmen an: die Wege müssten zum Teil saniert und ein zweiter Fluchtweg errichtet werden. Wenn das erledigt ist, wird es auch wieder die beliebten Burgführun­gen am zweiten Sonntag im Monat geben. Und irgendwann vielleicht auch wieder Burgkino und Burg-Open-Air. Die fleißigen Ritter des Fördervere­ins jedenfalls werden alles dafür tun, dass das Wahrzeiche­n der Gemeinde ein lebendiger Ort der Begegnunge­n bleiben wird. www.kirkeler-burg.de

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FOTO: THOMAS REINHARDT Der gut erhaltene Rundturm der Kirkeler Burgruine ist weithin sichtbar und sieht wie eine Bleistifts­pitze aus.
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FOTO: THOMAS REINHARDT Die Burg Kirkel war 170 Jahre Ganerbenbu­rg, wurde später zum Renaissanc­eschloss umgebaut und in der Folge mehrfach zerstört.

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