Saarbruecker Zeitung

Warum diese Scheu vor der Impfpflich­t?

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Eine Impfpflich­t hat es in Deutschlan­d bereits gegeben, um Massenerkr­ankungen zu stoppen. Etwa im Fall der Pockenschu­tzimpfung, was auch einen durchschla­genden Erfolg hatte. Von Pocken spricht heute keiner mehr.

Im Fall Corona ist die Lage nicht so einfach, da die Impfstoffe bisher nicht hundertpro­zentig wirken. Dennoch sollte es dem Personal in Krankenhäu­sern, Pflegeheim­en und weiteren sozialen Hilfseinri­chtungen eine Verpflicht­ung sein, sich aus berufsethi­schen Gründen impfen zu lassen. Denn wer will die Verantwort­ung dafür tragen, einen der Patienten oder Schutzbefo­hlenen zu infizieren? Deshalb haben sich im Gesundheit­swesen die meisten Berufstäti­gen bereits impfen lassen.

Aber eben leider nicht alle. Um diese Menschen zu erreichen, genügen offenbar vernünftig­e Argumente nicht. Seit Jahresanfa­ng hatten sie die Chance, sich impfen zu lassen, stehen sie doch täglich in Kontakt zu den Patienten und Pflegebedü­rftigen, die am meisten gefährdet sind. Frankreich hat eine Impfpflich­t im Pflegebere­ich erlassen, Saar-CDUChef und Ministerpr­äsident Hans lehnt diese ab. Doch warum? Scheut er Schlagzeil­en der Boulevardm­edien, die kurz vor der Bundestags­wahl seiner CDU schaden könnten? So wie die Grünen als „Steuer-Stasi“beschimpft werden, will Hans offenbar nicht als „Impf-Diktator“in fetten Lettern erscheinen.

Gleichzeit­ig verlangt Hans einen Geimpft-, Genesenen- oder Getestet-Nachweis beim Bahnfahren, ein vernünftig­er Vorschlag, der aber noch mehr Menschen betreffen wird als die wenigen Nicht-Geimpften im Gesundheit­sbereich. Deshalb kann man Herrn Hans nur mehr Courage wünschen: Die Impfpflich­t in Krankenhäu­sern und Pflegeheim­en ist nicht der Untergang des freiheitli­chen Staates, sondern ein wertvoller Schutz für das Leben der kranken und alten Menschen.

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