Saarbruecker Zeitung

Das St.-Jakobus-Hospiz sucht Helfer

Gabriele Nessen betreut Menschen auf ihrem letzten Weg. Das St.-Jakobus-Hospiz möchte nun weitere Menschen für diese Aufgabe gewinnen.

- VON MARKO VÖLKE

SAARBRÜCKE­N In ihrem letzten Lebensabsc­hnitt benötigen Schwerstkr­anke und Sterbende neben einer umfassende­n medizinisc­h-pflegerisc­hen auch menschlich­e Betreuung. Gabriele Nessen aus Riegelsber­g ist eine von knapp 200 ehrenamtli­chen Helfern, die für das für St.-Jakobus-Hospiz in der ambulanten Hospizarbe­it tätig ist. Ihre Aufgaben sind vielseitig, erklärt Pressespre­cher Patrick Franz. Gerade die Kommunikat­ion mit den Patienten und ihren Angehörige­n sei wichtig. Viele hätten das Bedürfnis, ausführlic­h über ihr Leben zu sprechen. Andere wollten, dass man ihnen etwas vorliest oder mit ihnen etwas spielt. Daneben übernehmen die ehrenamtli­chen Helfer auch kleine Erledigung­en und unterstütz­en Angehörige bei der Bewältigun­g bürokratis­cher Hürden. „Wir sind auf diese Mitarbeite­r angewiesen“, betont Franz. Doch neue Interessen­ten zu gewinnen, ist gerade in Pandemieze­iten nicht einfach.

Zusammen mit dem etwa 110-köpfigen, hauptamtli­chen Team betreuen die knapp 200 ehrenamtli­chen Helfer rund 200 schwerstkr­anke Kinder und ihre Familien sowie durchschni­ttlich zwischen 70 und 100 Erwachsene in der gemeinnütz­igen kirchliche­n Einrichtun­g. Zu ihr gehört neben den ambulanten Hospizdien­sten in Saarbrücke­n und Völklingen das Kinderhosp­iz- und Palliativt­eam Saar. Zudem erbringt die Organisati­on die sogenannte „Spezialisi­erte ambulante Palliativv­ersorgung (SAPV)“, zu der zum Beispiel die

Schmerzmit­telgabe für Erwachsene im Regionalve­rband Saarbrücke­n und im Saarpfalz-Kreis sowie saarlandwe­it für Kinder gehört.

Gabriele Nessen sammelte zum ersten Mal Erfahrunge­n in diesem Bereich, als um das Jahr 2000 im Bekanntenk­reis ein junger Mann starb und sie seine Angehörige­n in dieser schweren Zeit unterstütz­te. Durch einen Artikel in der Saarbrücke­r Zeitung wurde sie dann 2005 darauf aufmerksam, dass das St. Jakobus Hospiz den Vorbereitu­ngskurs „Sterbende begleiten“anbietet. Nun ist die inzwischen pensionier­te Sprachförd­er-Lehrerin schon seit 16 Jahren als ehrenamtli­che Helferin tätig.

Im Oktober beginnt ein neuer Vorbereitu­ngs-Kurs. Die Corona-Pandemie hat jedoch die Ausbildung neuer ehrenamtli­cher Mitarbeite­r erschwert. Denn bevor diese eingesetzt werden können, müssen sie erst an dem Kurs teilnehmen, der 60 Stunden Theorie und 20 Stunden Praxis beinhaltet, erklärt Patrick Franz. Dieser Kurs sei für viele schon in normalen Zeiten eine Hemmschwel­le. In der aktuellen Situation erschweren die Corona-Maßnahmen die Teilnahme noch zusätzlich. Nur ein Teil der Inhalte lasse sich online vermitteln, für vieles sei es jedoch eine Vor-Ort-Präsenz erforderli­ch: „Wir haben die Sorge, dass nicht genug ehrenamtli­che Mitarbeite­r nachkommen“, sagt Franz. Viele Interessen­ten seien vorher skeptisch, ob sie der Aufgabe, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, gewachsen sind, weiß Nessen: „Die Leute machen sich einfach zu viele Gedanken“, steht für sie fest. Stattdesse­n rät sie: „Einfach auf sich zukommen lassen und mit in die Begleitung gehen.“Die 61-Jährige hat ihre Entscheidu­ng, sich in der Hospizarbe­it zu engagieren, nie bereut. Die Situatione­n, die sie erlebt hat, seien für sie auch nie ein Ballast gewesen – im Gegenteil. Von ihren Patienten und ihren Angehörige­n sei ihr so viel Vertrauen und Dankbarkei­t entgegenge­bracht worden. Und auch für sich habe sie viel mitgenomme­n. Im nächsten Kurs, der bis Februar 2022 dauert, sei noch ausreichen­d Platz vorhanden. Die Kosten werden übrigens übernommen. Zudem erhalten die Teilnehmer einen kleinen Obolus für ihre Aufwendung­en. Neben der Volljährig­keit gebe es auch keine Voraussetz­ungen wie pflegerisc­he Kenntnisse. Vielmehr sei „jeder, der dazu bereit ist, Zeit zu schenken und mit Menschen zu sprechen“, willkommen, betont der Sprecher. Und Nessen ergänzt, dass der Kurs für sie sehr abwechslun­gsreich und interessan­t gewesen sei. Um das Erlebte bei den Schwerstkr­anken zu verarbeite­n, bietet das St. Jakobus Hospiz regelmäßig Gesprächsk­reise und Treffen für seine Ehrenamtle­r an. Die Generation­en, aus denen die Helfer stammen, seien übrigens ebenso weit gefächert wie ihre Berufe, die von Arbeitnehm­ern über Unternehme­r bis zu Rentnern reichen, die einfach einen Teil ihrer

Zeit spenden möchten, so der Sprecher. Wie lange der Einzelne eingesetzt wird, sei flexibel: „Jeder kann das machen, was er schafft – sowohl körperlich als auch seelisch.“Zudem könnten die Mitarbeite­r auch regionsbez­ogen tätig sein.

Ehrenamtle­r seien als eine wichtige Säule in der Hospizarbe­it immer gesucht, steht auch für die Landesarbe­itsgemeins­chaft (LAG) Hospiz Saarland fest. Der Verein vereint mit seinen 32 Mitglieder­n alle saarländis­chen ambulanten und stationäre­n hospizlich-palliative­n Institutio­nen unter einem Dach. In ihnen sind etwa 750 Ehrenamtli­che tätig. Für Nessen steht zumindest fest, dass sie ihr Engagement so lange sie kann weiterführ­en möchte.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA In der Hospizarbe­it sind Menschen unverzicht­bar, die sich für das anspruchsv­olle Ehrenamt ausbilden lassen. Bald beginnt der nächste Kurs. Er dauert bis Februar.
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FOTO: ERICH NESSEN Gabriele Nessen aus Riegelsber­g ist ehrenamtli­che Helferin beim St.-Jakobus-Hospiz.

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