Jagdschloss kommt nächstes Jahr groß raus
Im 1769 erbauten Jagdschloss Karlsbrunn wird nach wie vor schwer gearbeitet. Im Februar oder März kommenden Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Das denkmalgeschützte Gebäude soll dann als Kultur- und Tourismuszentrum dienen.
GROSSROSSELN Wann ist’s denn fertig? Das Jagdschloss im Großrosseler Ortsteil Karlsbrunn wird seit Sommer 2020 zu einem Kultur- und Tourismuszentrum umgebaut. Bauherr ist der „Zweckverband Regionalentwicklung Warndt“. Er wurde 2014 vom Regionalverband Saarbrücken, der Stadt Völklingen und der Gemeinde Großrosseln gegründet.
Vorigen Montag hatten die Gemeinde Großrosseln und die Volkshochschule Großrosseln zu einem Rundgang eingeladen. Der allerdings recht kurz ausfiel: Weiter als bis zum Innenhof kamen die etwa 35 Besucher nicht. Wegen der Sicherheitsvorschriften an der Baustelle und der Corona-Pandemie könne man die Räume im Inneren nicht besichtigen, bedauerte Peter Michael Lupp, der Kulturreferent des Regionalverbandes Saarbrücken. Also informierte der Experte im Freien über die Geschichte des Jagdschlosses.
Es wurde ab 1769 erbaut. Im Mitteltrakt residierten Hausherr und Jagdgesellschaft. Eines der beiden Nebengebäude diente dem Gesinde als Wohnbereich, das andere war für die Tiere und die Kutsche reserviert. Wobei der Name „Jagdschloss“wohl etwas in die Irre führt. Pomp und Prunk sucht man jedenfalls vergeblich. Der Bau erinnert eher an einen herrschaftlichen Gutshof als an ein Schloss.
Im Hof steht noch ein Schilderhaus. Soldaten, die in dem engen Unterstand Wache hielten, durften groß, aber nicht dick sein. Ab 1840 nutzte die Forstverwaltung das Gebäude.
Aktuell schwingen die Handwerker vor Ort das Zepter. Gerüste, Absperrungen und Säcke mit Kalkunterputz prägen das Bild. Und wie lange wird noch gebaut? „Wir wollen Mitte nächsten Jahres eine Einweihungsparty feiern“, sagte der Regionalverbands-Beigeordnete Norbert Degen während der Führung.
Diese Aussage bestätigte Daniel Albert, der Geschäftsführer des Zweckverbandes, auf telefonische
Nachfrage der SZ: Im Februar oder März 2022, erläutert er, sollen die Arbeiten am Gebäude abgeschlossen sein. Danach werden noch der Innenhof und der Außenbereich mit der Auffahrt in Schuss gebracht.
Das Nutzungskonzept steht schon lange: Die Gastronomie im Haupthaus wird ausgeweitet. Der Südflügel soll als Veranstaltungsraum dienen. Im Nordflügel ist ein Raum für Kultur geplant. Was mit der leer stehenden Mietwohnung passiert, ist noch offen.
Ursprünglich sollte ein Pächter für die Gastronomie schon vor Baubeginn mit ins Boot – damit seine Vorstellungen in die Umgestaltung einfließen können. Doch daraus wurde nichts. Wohl auch wegen der Corona-Pandemie gestaltet sich die Suche nach einem Gastronomen schwierig. Derzeit läuft ein unverbindliches Interessenbekundungsverfahren. Aber: „Bis jetzt liegt mir noch keine Bewerbung vor“, sagte Daniel Albert.
Die Finanzierung des 2,3 Millionen Euro teuren Projekts ist gesichert. Der Zweckverband erhält von Bund und Land Zuschüsse in Höhe von insgesamt 1,7 Millionen Euro, 600 000 Euro bringen die Mitglieder selbst auf.
Doch zurück zur Führung: Peter Michael Lupp beantwortete Fragen, erzählte Anekdoten und verriet, dass noch nicht alle Geheimnisse des Schlosses gelüftet sind.
So ist die Farbe des Originalanstrichs bisher unbekannt. Die Fassade wurde im Laufe der Zeit mehrmals übermalt. Deshalb wird eine Restauratorin an einer Stelle mit dem Skalpell alle Schichten abtragen und so vermutlich auf die Original-Farbe stoßen.
Auch ohne eine Besichtigung der Innenräume waren die Besucher zufrieden. Nach rund 80 Minuten bedankten sie sich mit Applaus beim Kulturreferenten Lupp.