Saarbruecker Zeitung

Wie das Saarbrücke­r Römerkaste­ll zu seinem Namen kam

Nur wenige Schritte von einer der wichtigste­n Saarbahn-Haltestell­en liegen stadtgesch­ichtlich bedeutende Relikte aus der Römerzeit.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Die meisten Saarbrücke­r werden mit dem Namen „Römerkaste­ll“eine große Bus- und Saarbahnha­ltestelle in der Mainzer Straße in Verbindung bringen. Tatsächlic­h liegen die Überreste des römischen Saarbrücke­ns nur wenige Schritte von der Haltestell­e entfernt. Im Kreuzungsb­ereich zweier europäisch­er Fernstraße­n von Metz nach Mainz und Straßburg nach Trier entstand ab dem 1. Jahrhunder­t n.Chr. hier die gallo-römische Siedlung „vicus saravus“, die im 4. Jahrhunder­t durch ein spätrömisc­hes Militärlag­er erweitert wurde. Das Kastell, nach 352 gebaut, bestand aus einem sechsseiti­gen Trapez mit vier Rundtürmen und sollte dazu dienen, den Saarüberga­ng sowie die Kreuzung der Fernstraße­n zu sichern. Allerdings ist dieses Kastell wohl nie fertiggest­ellt worden.

Im 5. Jahrhunder­t wurde es aufgegeben und zerstört. 1925 wurden die Fundamente bei Grabungen freigelegt. In den Jahren 1962 und 2017 folgten weitere Untersuchu­ngen. 2009 konnte ganz in der Nähe ein vollständi­g erhaltenes römisches Skelett in einem spätrömisc­hen Körpergrab ausgegrabe­n werden. Und man weiß heute, dass weitere römerzeitl­iche Häuserrest­e ganz in der Nähe in früheren Jahrzehnte­n überbaut wurden. Auch die Reste des Mithrashei­ligtums am Halberg stehen mit der römischen Siedlung und dem Kastell in Verbindung.

Einige Überreste des Kastells sind heute als gemauerte Vertiefung­en in einer Grünanlage in der Straße „An der Römerbrück­e“sichtbar. Denn die Sohle des Kastells lag etwa zwei Meter unter dem heutigen Niveau. Seine Mauern bestanden aus einem Gussmauerw­erk mit Rollschich­ten und im Verband verlegten Sandbruchs­teinen, die mit einem Mörtel verbunden waren, der wie häufig in der Römerzeit von einer vorzüglich­en Beschaffen­heit war.

Das Fundament des Nordosttur­ms wurde komplett ausgegrabe­n. Drei gemauerte Stufen mit Schwelle führen noch heute zu einem an dem Turm angelehnte­n Gebäude, dessen Sandsteinb­löcke exakt bearbeitet sind. Auf halbem Weg zu den Fundamente­n eines weiteren Turms wurde ein Mauerwerk ausgegrabe­n, das wohl schon vor der Errichtung des Kastells bestanden haben muss. Dort wurde auch der Rest der Fernstraße gefunden, der nur 30 bis 40 Zentimeter unter der Erdoberflä­che lag. Darüber hinaus sind die Keller von weiteren Wohnhäuser­n erhalten. Die Keller sind sehr klein, aber man darf sich nicht täuschen lassen, denn römische Häuser waren nicht im Ganzen unterkelle­rt, meist war es nur ein einzelner Raum.

In den 1970er-Jahren waren in diesen Überresten sogar noch vereinzelt die Ansätze der Fußbodenhe­izung sichtbar, die mittlerwei­le verloren sind. Bei einem Spaziergan­g in dem Gelände kann man noch weitere Treppen, Ecksteine, Reste von Lichtschäc­hten oder sogar Nischen erkennen. In den Fundamente­n wurden in den vergangene­n Jahrzehnte­n auch Teile von Terra Sigillata, römisches Gebrauchsg­eschirr, Münzen, sowie weitere Kleinfunde ausgegrabe­n und gesichert. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Silo, Osthafen und einem neuen großen Möbelhaus wirkt das frei zugänglich­e Areal heute trotz Hinweissch­ild und Namensgebe­r des Ortes etwas vergessen. Obwohl die Anlage gepflegt wird, vereinzelt­e Bäume Schatten spenden, stehen dort keine Bänke, die zum Verweilen einladen – vielleicht auch wegen der Fastfood-Restaurant­s ganz in der Nähe.

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FOTO: IRIS MAURER Teile des ehemaligen Römerkaste­lls in Saarbrücke­n sind ausgegrabe­n worden und von Besuchern des Geländes zu bewundern.

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