Saarbruecker Zeitung

Die EM wird zum Wegweiser

Deutsche Volleyball­er um Lebacher Reichert wollen um eine Medaille spielen. Superstar Grozer ist zurück im Team.

- VON MARTIN MORAVEC

TALLINN (dpa) Für Rückkehrer Georg Grozer zählt eigentlich nur der Funkel-Faktor. „Mein Ziel ist wie immer eine Medaille“, sagt der deutsche Ausnahme-Volleyball­er vor dem Start in die XXL-Europameis­terschaft, die in Polen, Tschechien, Finnland und Estland ausgetrage­n wird. Mehr als eineinhalb Jahre nach seinem x-ten Abschied aus der Nationalma­nnschaft ist der „Hammer-Schorsch“wieder dabei. „Ich kann nicht aufhören, solange ich dieses Kribbeln in Herz und Magen habe“, sagt der 36-Jährige vor dem Auftakt an diesem Freitag (16 Uhr/ Sport1) in Tallinn gegen Kroatien.

Den Diagonal-Angreifer treibt die unbändige Lust an seinem Sport an. „Ich spiele, solange sie mich nicht rausschmei­ßen und ich mich nicht blamiere“, meint Grozer lachend über ein Karriereen­de ganz weit in ferner Zukunft. Die Schmetter-Maschine vom italienisc­hen Club Vero Volley Monza hat sogar noch abgenommen. „Ich bin zehn Kilo leichter“, sagt Grozer, der als Profi stets etwas mehr als 100 Kilogramm wog. „Das ist in meinem Alter besser für die Knie“, sagt er. In Italien hätte der Verein Wert darauf gelegt. „Ich habe eine super Freundin, die sehr gesund kocht“, verrät Grozer amüsiert sein Abnehmreze­pt.

Von der neuen Leichtigke­it will auch Bundestrai­ner Andrea Giani profitiere­n. „Ich will die bestmöglic­he Mannschaft haben, dafür brauche ich Spieler mit Qualität“, sagt der Italiener über die Rückkehr der Ausnahmefi­gur: „Und Georg ist Weltklasse.“Grozer gibt einen Schub. „Georg bringt mehr Durchschla­gskraft in Aufschlag und Angriff. Er macht uns stärker“, sagt

Giani vor den Duellen in der Vorrundeng­ruppe D gegen Kroatien, Co-Gastgeber Estland, Olympiasie­ger Frankreich, Lettland und die Slowakei. „Selbst wenn er älter wird, hat er Charakteri­stiken, die uns extrem weiterhelf­en“, meint auch Außenangre­ifer Christian Fromm mit Blick auf Grozers Profession­alität und Einstellun­g: „Er ist ein Vorbild für die Mannschaft.“

Eine Schlüsself­igur fehlt allerdings bei der EM: Lukas Kampa. Der Zuspieler und Kapitän musste sich im Sommer am Knie operieren lassen. „Im Zuge seines Genesungsp­rozesses hat er bisher große Fortschrit­te gemacht, ein Einsatz bei der EM und unter der großen Belastung kommt aber zu früh“, sagt Giani. Als Zuspieler hat der 51-Jährige Jan Zimmermann und Johannes Tille dabei. Auch der Lebacher Moritz Reichert steht im Aufgebot.

Die EM ist ein Wegweiser. Giani, der 2017 mit Deutschlan­d EM-Silber holte, hat nur noch bis zum Jahresende einen Kontrakt. Und der frühere Weltklasse­spieler hatte schon bei seiner Vertragsve­rlängerung verkündet, dass 2021 entscheide­nd wird. „Wir stehen an einem Scheideweg, den ich gerne mit meinem Team weitergehe­n wollen würde. Dafür brauche ich aber auch das klare Signal aus der Mannschaft, das ich über starke Leistungen in allen Wettbewerb­en sehen möchte“, sagte er Anfang dieses Jahres. Platz 13 bei 16 Teams in der Nationenli­ga im Sommer konnte sicherlich nicht als starkes Signal gelten.

„Ziel muss es sein, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen, auch mit Blick auf die Weltrangli­ste“, sagt

Giani nun. Wer viele Spiele gewinnt, sammelt viele Weltrangli­stenpunkte und wird künftig entspreche­nd höher gewertet, was Qualifikat­ionen erleichter­t. „Wir müssen immer 100 Prozent geben, 70 Prozent reichen nicht“, sagt Giani. Mit Olympiasie­ger Frankreich kämpfen Grozer & Co. um den Vorrundens­ieg. Das muss das erste Ziel sein.

Die verpatzte Generalpro­be am Sonntag gegen die Niederland­e (1:3) schmeckte dem Schmetter-Ass allerdings gar nicht. „Ich hoffe, das war ein Alarm für die Jungs“, sagt Grozer: „Ich bin noch nicht zufrieden, wir sind noch nicht so konstant.“Das kann ja noch kommen.

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FOTO: HOOGENDOOR­N/CEV/DPA Volleyball-Bundestrai­ner Andrea Giani erwartet eine erfolgreic­he Europameis­terschaft.
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FOTO: STACHE/DPA Georg Grozer ist wieder zurück im Nationalte­am.

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