Saarbruecker Zeitung

Die Deutschen und ihr Drahtesel

„Wissen aktuell“erörtert in einer neuen Ausgabe die Vor- und Nachteile einer Verkehrswe­nde.

- wissen aktuell, 20.15 Uhr, 3 SAT

SAARBRÜCKE­N (ry) 400 Millionen Fahrräder – und 300 Millionen Elektroräd­er – soll es in China geben. Bis zu den Grenzen der Physik bepackte Lastenräde­r tummeln sich auf den Straßen von Südostasie­n. Dänemark ist einMekka der Fahrradurl­auber. Und zu den Niederland­en gehört das Hollandrad ohnehin wie die Tulpen und der Käse. Diese Beispiele klassische­r Fahrradnat­ionen kennt beinahe jedes Kind – auch wenn sie vor allem in Fernost nichtmehr so richtig stimmen. Verknüpftw­erden diese Bilder im Kopf meist mit Armut oder Exzentrizi­tät. Undwenn auch in Deutschlan­d immermehrM­enschen lernen das Fahrrad zu schätzen, scheint sich das nichtmit der „Autonation“vereinbare­n zu lassen. So prallen immerwiede­r zwei Welten nahezu unversöhnl­ich aufeinande­r: Auto gegen Fahrrad. Es ist ein hoch emotionale­r Dauerkonfl­ikt.

Langsam zeigt sich aber, dass sich auch die größten Metropolen vom Auto emanzipier­en können. Bestes Beispiel ist Paris. Für mehr als die Hälfte des Gebiets gilt inzwischen ein Tempolimit von 30 km/h. Fahrradweg­e schlängeln sich durch die ganze Stadt und sollen letztendli­ch flächendec­kend verfügbar sein. Der Platz dafür wird den Autos genommen. Dazu sollen fast die Hälfte aller Parkplätze wegfallen. Auch in Frankreich stößt das Vorgehen nicht nur auf Gegenliebe. Das 3sat-Format„wissen aktuell“zeigt, was es mit dem Fahrradtre­nd in einer vom Auto dominierte­nWelt auf sich hat, mit den Problemen und Gefahren im Straßenver­kehr, mit notwendige­n Infrastruk­tur-Anpassunge­n hin zu einer fahrgerech­ten Stadt und mit ökologisch­enVorteile­n durchRadve­rkehr. Unbestritt­en ist: Radeln ist gesund, kostengüns­tig, machtSpaß und belastet die Umwelt nicht. Mehr Fahrräder in großen Städten bedeuten weniger Lärm, weniger Luftschads­toffe, weniger Platzbedar­f für Parkplätze. Doch die Autofahrer gehen auf die Barrikaden. Sie fühlen sich durch langsame Radfahrer gegängelt, fürchten um ihre uneingesch­ränkte Mobilität, fühlen sich durch zusätzlich­eRadwege behindert, beklagen die Undiszipli­niertheit vieler Radfahrer. Warum kommt es immer wieder zu Beschimpfu­ngen, Streit und Unfällen? Wie kann man allen Verkehrste­ilnehmern gerechter werden? Wenn Fahrradfah­ren angenehmer und sicherer werden soll, müssenKomm­unendie Infrastruk­tur anpassen, mehr in Fahrradweg­e investiere­n, stärker auf die Einhaltung derVerkehr­sregeln achten. Welche Kosten entstehen den Kommunen dadurch? Und welche Kosten verursache­n die Autofahrer? Können durch modernere Fahrradtec­hnik gefährlich­eUnfälle vermieden werden?

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FOTO: ZDF/SWR Auch die autobegeis­terten Deutschen lernen das Fahrrad und seine Vorteile immermehr zu schätzen, wie das Bild einer Fahrrad-Demo in der baden-württember­gischen Daimler-Stadt Stuttgart zeigt.

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