Die Deutschen und ihr Drahtesel
„Wissen aktuell“erörtert in einer neuen Ausgabe die Vor- und Nachteile einer Verkehrswende.
SAARBRÜCKEN (ry) 400 Millionen Fahrräder – und 300 Millionen Elektroräder – soll es in China geben. Bis zu den Grenzen der Physik bepackte Lastenräder tummeln sich auf den Straßen von Südostasien. Dänemark ist einMekka der Fahrradurlauber. Und zu den Niederlanden gehört das Hollandrad ohnehin wie die Tulpen und der Käse. Diese Beispiele klassischer Fahrradnationen kennt beinahe jedes Kind – auch wenn sie vor allem in Fernost nichtmehr so richtig stimmen. Verknüpftwerden diese Bilder im Kopf meist mit Armut oder Exzentrizität. Undwenn auch in Deutschland immermehrMenschen lernen das Fahrrad zu schätzen, scheint sich das nichtmit der „Autonation“vereinbaren zu lassen. So prallen immerwieder zwei Welten nahezu unversöhnlich aufeinander: Auto gegen Fahrrad. Es ist ein hoch emotionaler Dauerkonflikt.
Langsam zeigt sich aber, dass sich auch die größten Metropolen vom Auto emanzipieren können. Bestes Beispiel ist Paris. Für mehr als die Hälfte des Gebiets gilt inzwischen ein Tempolimit von 30 km/h. Fahrradwege schlängeln sich durch die ganze Stadt und sollen letztendlich flächendeckend verfügbar sein. Der Platz dafür wird den Autos genommen. Dazu sollen fast die Hälfte aller Parkplätze wegfallen. Auch in Frankreich stößt das Vorgehen nicht nur auf Gegenliebe. Das 3sat-Format„wissen aktuell“zeigt, was es mit dem Fahrradtrend in einer vom Auto dominiertenWelt auf sich hat, mit den Problemen und Gefahren im Straßenverkehr, mit notwendigen Infrastruktur-Anpassungen hin zu einer fahrgerechten Stadt und mit ökologischenVorteilen durchRadverkehr. Unbestritten ist: Radeln ist gesund, kostengünstig, machtSpaß und belastet die Umwelt nicht. Mehr Fahrräder in großen Städten bedeuten weniger Lärm, weniger Luftschadstoffe, weniger Platzbedarf für Parkplätze. Doch die Autofahrer gehen auf die Barrikaden. Sie fühlen sich durch langsame Radfahrer gegängelt, fürchten um ihre uneingeschränkte Mobilität, fühlen sich durch zusätzlicheRadwege behindert, beklagen die Undiszipliniertheit vieler Radfahrer. Warum kommt es immer wieder zu Beschimpfungen, Streit und Unfällen? Wie kann man allen Verkehrsteilnehmern gerechter werden? Wenn Fahrradfahren angenehmer und sicherer werden soll, müssenKommunendie Infrastruktur anpassen, mehr in Fahrradwege investieren, stärker auf die Einhaltung derVerkehrsregeln achten. Welche Kosten entstehen den Kommunen dadurch? Und welche Kosten verursachen die Autofahrer? Können durch modernere Fahrradtechnik gefährlicheUnfälle vermieden werden?