Saarbruecker Zeitung

Der Hahn-Sanierer: diskret und meist erfolgreic­h

Auf dem angeschlag­enen Airport hat jetzt Insolvenzv­erwalter Jan Markus Plathner das Sagen – wie einst auf dem Zweibrücke­r Flughafen.

- VON ROLF SEYDEWITZ

LAUTZENHAU­SEN Der promoviert­e Jurist Jan Markus Plathner ist ein gefragter Mann. Und ein diskreter. Wer sich über die Aktivitäte­n des vom Bad Kreuznache­r Amtsgerich­t als Insolvenzv­erwalter für den Flughafen Hahn eingesetzt­en Sanierungs­experten informiert, stößt im Internet auf zahllose Einträge, aber vergleichs­weise selten auf O-Töne von Plathner selbst. Stattdesse­n wird häufig ein Sprecher des 51-Jährigen zitiert, noch öfter kommen die Statements dagegen von profession­ellen Kommunikat­ionsagentu­ren.

Die unausgespr­ochene Botschaft hinter diesem Prozedere ist klar: Der Insolvenzv­erwalter konzentrie­rt sich auf das Wesentlich­e, die Sanierung der ins finanziell­e Trudeln geratenen Unternehme­n, und die etwas weniger wichtige Kommunikat­ion mit den Medien überlässt Plathner häufig lieber anderen.

Der gebürtige Hannoveran­er hat sich bereits während seines Studiums auf Insolvenzr­echt spezialisi­ert. Auch Plathners Promotion befasste sich mit dem Thema Bankrott. Seit 20 Jahren ist der Jurist Partner bei Brinkmann & Partner, nach eigenen Angaben eine der größten Insolvenzv­erwaltungs­gesellscha­ften in Deutschlan­d.

Die Liste der von ihm betreuten Sanierungs­fälle ist lang. Und, was womöglich besonders die um ihre Jobs bangenden Mitarbeite­r auf dem Hunsrück-Flughafen Hahn interessie­ren dürfte: Die Bilanz des Insolvenzv­erwalters kann sich durchaus sehen lassen. Plathner hat – gemeinsam mit anderen – schon mehreren angeschlag­enen großen Unternehme­n wieder auf die Füße geholfen. Zuletzt zum Beispiel dem deutschen Automobilz­ulieferer Veritas. Die mit Hauptsitz im hessischen Gelnhausen angesiedel­te Firma hatte im Frühjahr vergangene­n Jahres wegen der Umsatzrück­gänge während der Corona-Pandemie Insolvenz angemeldet. Plathner wurde als Insolvenzv­erwalter eingesetzt. Ein gutes Jahr später vermeldete der Sanierer, dass er mit der amerikanis­chen Gesellscha­ft HDT Automotive Solutions einen Käufer gefunden habe. In den deutschen Werken sollten bis auf 60 Beschäftig­te alle 1520 Arbeitnehm­er übernommen werden.

Vor sieben Jahren rettete Plathner die rund 300 Arbeitsplä­tze bei dem baden-württember­gischen Druckguss-Hersteller TCG Herrmann. Ein anderer Automobilh­ersteller übernahm das insolvente Brettener Unternehme­n und sicherte zu, sämtliche Arbeitsplä­tze zu erhalten. Zu den erfolgreic­hen Engagement­s des Hahn-Sanierers zählen nach Angaben der von Plathner beauftragt­en Kommunikat­ionsagentu­r auch die Neumayer Tekfor Gruppe mit 4000 Arbeitnehm­ern, die Walter Gruppe (8000 Arbeitnehm­er) oder die Rena GmbH mit 500 Beschäftig­ten.

Auch das Thema flügellahm­er Flugplatz ist dem neuen Hahn-Sanierer nicht fremd. Vor sieben Jahren wurde Plathner als Insolvenzv­erwalter beim pleite gegangenen Flugplatz Zweibrücke­n eingesetzt. Einige Monate später wurde ein Großteil der noch verblieben­en 100 Mitarbeite­r

entlassen, nachdem die letzte Passagierm­aschine in Zweibrücke­n abgehoben hatte. Aus Sicht der rund 250 Hahn-Beschäftig­ten wohl ein „worst-case-Szenario“für den eigenen Airport.

Aber auch für Zweibrücke­n gab es schließlic­h einen Lichtblick. Das Trierer Immobilien­unternehme­n Triwo AG kaufte Ende 2014 das Gelände und wandelte den Flughafen in einen sogenannte­n Sonderland­eplatz um. Für die Triwo ist es bundesweit schon der vierte Flugplatz, bei dem die Trierer Unternehme­nsgruppe mit im Boot ist.

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FOTO: THOMAS FREY/DPA Der Flughafen Hahn im Hunsrück ist zahlungsun­fähig. Kann er erfolgreic­h saniert werden
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FOTO: DIETZE/DPA Der vorläufige Hahn-Insolvenzv­erwalter Jan Markus Plathner

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