Darum geht es beim Netflix-Hit „Squid Game“
SAARBRÜCKEN (kp) Der in Deutschland ab 16 Jahren freigegebene Netflix-Hit „Squid Game“bricht alle Streaming-Rekorde. In der Serie nehmen insgesamt 456 hochverschuldete Menschen an einem Wettbewerb teil. Nach ihrer Zusage werden sie an einen geheimen Ort gebracht und von maskiertem, bewaffnetem Personal in das Regelwerk eingeführt. Dem Gewinner winkt ein Preisgeld von umgerechnet 33 Millionen Euro. Der (große) Haken: Bei jedem der sechs Kinderspiele kommen die Verlierer ums Leben. Der Wettbewerb kann jederzeit per Mehrheitsentscheidung der Teilnehmenden abgebrochen werden. Zwar nutzen einige davon diese Option nach dem ersten Spiel, die meisten kehren jedoch wegen mangelnder Perspektiven und des hohen Preisgeldes in den Wettbewerb zurück. Die ermordeten Spieler werden in mehreren Öfen eines Krematoriums verbrannt, einigen werden zuvor Organe entnommen und anschließend verkauft.
Netflix empfiehlt die Serie erst ab 16 Jahren. Laut der Homepage „Klicksafe“– einer EU-Kampagne, die Bürger in ihrer Medienkompetenz stärkt und für Gefahren im Internet sensibilisiert – werden gewalttätige Medieninhalte jedoch auch von einem jüngeren Publikum konsumiert. Als ein Grund wird der emotionale „Kick“durch das Überschreiten von Grenzen genannt.
Im Heimatland des südkoreanischen Regisseurs Hwang Dong-hyuk trifft die Serie ebenfalls einen Nerv. Doch auch in der übrigen Welt scheinen Themen wie wachsende soziale Ungleichheit, Diskriminierung von Minderheiten und extremer Leistungsdruck auf ein breites Zuschauerinteresse zu stoßen. Die Frage, was Menschen alles für Geld tun, wird hier auf die Spitze getrieben.
In Belgien und Großbritannien soll es an Schulen allerdings bereits zu gewalttätigen Szenen gekommen sein. Aus diesem Grund thematisiert nicht nur die saarländische Landesmedienanstalt (siehe oben) mögliche schädliche Folgen von „Squid Game“. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, warnte in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vor den Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Pflicht und Schuld nur bei den Eltern zu suchen, gehe jedoch an der Lebenswirklichkeit vorbei. Wichtig sei ein Ansprechpartner, wenn Serien Ängste und Verunsicherungen auslösten. Ein Übermaß an Gewalt sei durch gewalttätige Serien wie „Squid Game“jedoch nicht zu befürchten.
„Klicksafe“empfiehlt Eltern, sich die Serie von ihren Kindern erklären zu lassen und die eigenen Ängste und Bedenken zu äußern. Jüngere Kinder seien froh, wenn Eltern vehement eingreifen und Verbote aussprechen. Da sei es sinnvoll, einen Kinder-Account auf Netflix einzurichten und dort festzulegen, welche Inhalte der Nachwuchs anschauen darf.