Saarbruecker Zeitung

Biber siedelt sich mitten in Fischbach an

Mitten durch Fischbach- Camphausen f ließt eben jener Fischbach - an dem sich nun ein Biber angesiedel­t hat. Und das mitten im Ort.

- VON HEIKO LEHMANN

FISCHBACH Ein Biber mitten in der Waldparkan­lage in Fischbach – direkt neben Wander- und Radwegen und nur einen Steinwurf von den Tennisplät­zen oder der Landstraße entfernt: ein Biber mitten im Ort. Seit einer Woche ist er das Topthema in der Gemeinde Quierschie­d. Sein Zuhause ist der Fischbach, der südlich von Merchweile­r im Saarkohlew­ald entspringt und 17,5 Kilometer durch den Regionalve­rband fließt, ehe er in Saarbrücke­n in Höhe des Bürgerpark­s in die Saar mündet.

Spaziergän­gern ist in der vergangene­n Woche ein fast durchgenag­ter Baum in der Waldparkan­lage aufgefalle­n. Bei näherem Hinschauen wurden auch durchgenag­te Äste und kleinere Bäume gesichtet. „Das ist ein Biber, da besteht kein Zweifel. Die Frage ist, ob es eine ganze Population ist. Ich glaube, es ist ein Einzeltier, das auf Wanderscha­ft ist. Ich habe nur Spuren von einem Biber gesehen“, sagt Martin Bambach. Er ist so etwas wie der „Biberpate“in Quierschie­d. Er kennt sich aus und hat auch schon Biberwande­rungen angeboten. Für ihn sind Biber im Fischbach nichts Neues. „Es gibt schon drei Population­en im Fischbach. Eine Population sind zwei Elterntier­e und etwa vier Jungtiere. Sie haben ihren Bau meistens in Waldgebiet­en, wo Ruhe herrscht“, sagt Martin Bambach.

Er kennt die Geschichte der Biber im Saarland ganz genau. So wurde im Jahr 1414 von der Kirche festgelegt, dass Biber zu den Fischen zählen, da sie ja schließlic­h im Wasser schwimmen. Der Hintergrun­d war aber ein anderer. Fische durften damals an den Feiertagen und auch in der Fastenzeit gegessen werden. Und ab 1414 standen somit auch die Biber auf der Speisekart­e. Das führte letztlich dazu, dass es im Jahr 1840 keinen einzigen Biber mehr im Saarland gab. Neben dem Fleisch wurde er auch aufgrund seines Pelzes gejagt – und einem Sekret aus den Drüsen des Tiers, das sich Bibergeil nennt. Bibergeil wurde eine aphrodisie­rende Wirkung nachgesagt.

In den 1990er Jahren kam die Biber-Wende im Saarland. „Damals wurden etwa 50 Biber im Saarland ausgesetzt. Heute gibt es wieder 700 Biber im Saarland“, sagt Martin Bambach.

Der Biber ist heute nach der europäisch­en Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und dem Bundesnatu­rschutzges­etz eine streng geschützte Art. Das gilt auch für den Biber in der Waldparkan­lage in Fischbach. „Die Anlage darf jetzt in keinem Fall eine Pilgerstät­te werden. Der Biber braucht auch seine Ruhe. Zum einen ist der Biber tagsüber ohnehin nicht zu sehen und er ist auch so scheu, dass man ihn ohnehin kaum sehen wird“, sagt Torsten Heintz, der Naturschut­zbeauftrag­e von Fischbach. Der Biber sollte auch keinesfall­s gefüttert werden.

Selbst „Biberpate“Martin Bambach bekommt die Biber kaum zu Gesicht und kann sich nur an ein einziges Mal erinnern, dass er einen Biber in den vergangene­n zehn Jahren für Sekundenbr­uchteile bei Tag gesehen hat. „Ich gehe davon aus, dass der Biber in Fischbach ein Jungtier von einer anderen Population im Fischbach ist. Er ist auf Wanderscha­ft und sucht sich eine neue Heimat. Spätestens im Alter von drei Jahren verlassen die jungen Biber die Familie“, erklärt Bambach. Biber sind Vegetarier und ernähren sich in erster Linie von Grünzeug, das in der Natur wächst. Da aber in dieser Jahreszeit immer weniger

Grünzeug wächst, fällt der Biber Bäume, um an die Rinde und an die Blätter zu kommen. Und das könnte zu einem Problem werden. „In der Anlage in Fischbach stehen auch Obstbäume, die als Ausgleichs­maßnahmen gesetzt wurden. Es sollten Vorkehrung­en getroffen werden, dass der Biber die Obstbäume nicht fällt“, sagt Martin Bambach. Torsten Heinz kennt noch ein weiteres Problem. „Biber bauen Dämme, und das könnte bei Starkregen­ereignisse­n zu größeren Überschwem­mungen führen. Wir werden uns in den kommenden Wochen vor Ort mit Experten treffen und erfahren, wie wir mit der Situation in Zukunft umgehen sollen“, sagt der Fischbache­r Naturschut­zbeauftrag­te. Im schönsten Fall müssen die Experten und die Gemeindeve­rwaltung in Fischbach nicht reagieren, der Biber kann in der Waldparkan­lage bleiben und die Bevölkerun­g kann stolz auf ihren Biber sein, der allerdings in Ruhe gelassen werden möchte.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Spuren, die ein Biber hinterlass­en hat. Gerade im Herbst beginnt der Nager, Bäume zu fällen. Auch am Fischbach.
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SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL/DPA Biber fressen gerne Weidenrind­e. Darin stecken Stoffe, die gegen Entzündung­en helfen.

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