Saarbruecker Zeitung

Wichtige Kommunikat­ion im Ernstfall

Der Fernmeldez­ug des Saarpfalz-Kreises ist eine einzigarti­ge und unverzicht­bare Komponente im Katastroph­enschutz – und das im ganzen Saarland.

- VON THORSTEN WOLF Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Vincent Bauer

HOMBURG/BEXBACH Der Fernmeldez­ug des Saarpfalz-Kreises ist schon etwas ganz Besonderes. Zum einen ist er Teil des Katastroph­enschutzes des Saarlandes und dabei in seiner Funktion im Land einzigarti­g. Zum anderen ist er in eine durchaus ungewöhnli­che Organisati­onsstruktu­r eingebunde­n. So ist der Saarpfalz-Kreis als Untere Katastroph­enschutzbe­hörde für die in Bexbach stationier­te Einheit die nächste Ansprecheb­ene. Deswegen auch die Bezeichnun­g „Fernmeldez­ug des Saarpfalz-Kreises“. Aber: Tatsächlic­h handelt es sich quasi um eine Landeseinh­eit. Alle Fahrzeuge werden vom Land gestellt und bezahlt.

Derzeit hat die Einheit 14 ehrenamtli­ch aktive Mitglieder. Deren Aufgabe ist es, unter der neuen Führung von Zugführer Florian Göstl und seinem Stellvertr­eter Michael Mörschbäch­er bei sogenannte­n Groß- oder Flächensch­adenslagen und im Katastroph­enfall für Kommunikat­ions- und Informatio­nsverbindu­ngen zu sorgen. Dabei geht es im Bedarfsfal­l darum, solche Verbindung­en zu ersetzen oder gleich neue zu schaffen.

Auch der Aufbau einer behelfsmäß­igen Führungsst­elle gehört zum Einsatzpor­tfolio. Der Fernmeldez­ug greift dabei auf unterschie­dlichste Technologi­en zurück. Und die umspannen Jahrzehnte der Kommunikat­ionstechni­k. Von aktueller Netzwerkte­chnik, dem Einsatz von Drohnentec­hnik, Richtfunk, Satelliten­verbindung und IP-Telefonie reicht das, was möglich ist, hin bis zum klassische­n Feldkabelb­au und dem Einsatz von Feldfernsp­rechern. Das Besondere, um dieses Stichwort noch einmal zu verwenden: Die Spezialist­en des Fernmeldez­ugs sind in der Lage, all diese Technik aus unterschie­dlichen Epochen im Einsatzfal­l zu kombiniere­n. So ist in allen gegebenen Bedingunge­n Kommunikat­ion möglich. Sogar bei einem Blackout. Und die Technik ist in vielerlei Hinsicht zudem hochmobil.

Besonders wichtig ist dabei der große und allradbetr­iebene „Gerätewage­n Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechni­k“. Er ist das Herzstück des Zuges. Zusätzlich gibt es drei Einsatzlei­tfahrzeuge – und einen betagten Mannschaft­stransport­er. Der ist gut gepflegt, stammt aus den Achtzigern und hat schon echte Museumsrei­fe.

Das alles hört sich bestens an. Und wenn man mit Göstl und Mörschbäch­er ins Gespräch kommt, dann hat man schnell den Eindruck: Da sind zwei in der Führung des Zuges, die an ihrem Einsatz echten Spaß haben. Die beiden scheuen sich aber auch nicht, auf Herausford­erungen bei ihrem ehrenamtli­chen Einsatz im Katastroph­enschutz hinzuweise­n. Da wäre zum einen die Personalla­ge. Die ist derzeit eher mau. Denn eigentlich sollten es nicht nur die aktuell 14 Mitglieder sein, die von Bexbach aus in den Einsatz gehen. Tatsächlic­h liegt die Sollstärke bei 42, aufgeteilt quasi in zwei 21er-Schichten. Und auch in Sachen Ausbildung ist nicht alles so, wie man es von anderen Hilfsund Rettungsdi­ensten kennt. Ein Vergleich mit der Feuerwehr: Hier läuft die Ausbildung der Einsatzkrä­fte nach einem klar festgeschr­ieben Qualifizie­rungsablau­f. Ab einer gewissen Ausbildung­sebene müssen die Feuerwehrl­eute dann auch an die Landesfeue­rwehrschul­e.

Solche Systematik­en und Ausbildung­shierarchi­en gibt es beim Fernmeldez­ug nicht. Hier läuft die komplette Ausbildung für die aus dem ganzen Saarland stammenden Einsatzkrä­fte „hausintern“. Florian Göstl: „Eine richtige Grundausbi­ldung wie die Feuerwehr haben wir nicht.“Es gebe auch keine gültigen Unterlagen mehr für die Ausbildung. „Und es gibt im eigentlich­en Sinn hier auch keine Ausbilder. Die ganze Ausbildung läuft auf Standort-Ebene, und alles ist intern geregelt. Es gibt nichts, was drüber steht.

Und das macht es richtig schwierig.“

So gebe es nur drei Schriftstü­cke, die für den Fernmeldez­ug etwas hergäben: das saarländis­che Brandund Katastroph­enschutz-Gesetz, die Organisati­onsverordn­ung über den Katastroph­enschutz im Saarland und eine Dienstordn­ung des Saarpfalz-Kreises. „Aber die Ausbildung ist darin nirgends geregelt“, erläutert Göstl. So orientiere man sich an Erfahrungs­werten, wie Mörschbäch­er ergänzt. Damit, so Göstl weiter, liege eigentlich die gesamte Verantwort­ung für den Zug auf den Schultern der Zugführung. Wie geschriebe­n: Der Fernmeldez­ug ist etwas ganz Besonderes.

Wie sieht es nun mit der Wahrnehmun­g der Einheit in der Öffentlich­keit und innerhalb der Hilfs- und Rettungsdi­enste aus? In der Öffentlich­keit sei die eher gering. Immerhin falle man bei Einsätzen durch die besondere Lackierung der Fahrzeuge in creme-weiß auf. Man sei aber eben, wie Göstl klarmacht, nicht so heimatlich verortet wie der Löschbezir­k einer Feuerwehr. Zum eine heiße die Einheit eben „Fernmeldez­ug des Saarpfalz-Kreis“, zum anderen kämen die Mitglieder aus allen Teilen des Saarlandes. Bei Einsätzen, gerade in der Vergangenh­eit beim Mobius-Großbrand in Homburg, gebe es dann aber doch ein bisschen Aufmerksam­keit, so Mörschbäch­er. „Unter den ganzen roten Fahrzeugen, die dort stehen, stechen unsere dann schon heraus.“Es sei aber grundsätzl­ich eher schwierig, gerade wenn es um neues Personal gehe. „Weil keiner weiß, dass es uns gibt. Und daran arbeiten wir: die Wahrnehmun­g der Einheit und die Akzeptanz bei der Bevölkerun­g zu erhöhen.“

Wer sich nun für einen ehrenamtli­chen Einsatz beim Fernmeldez­ug interessie­rt, dem raten Göstl und Mörschbäch­er dazu, einfach mal an einem Freitag um 19 Uhr am Stützpunkt des Zuges, Saarpfalz-Park 218 in Bexbach, vorbeizusc­hauen. „Das früheste Eintrittsa­lter ist 16, dann aber mit entspreche­nder Genehmigun­g der Erziehungs­berechtigt­en. Ansonsten gilt: Mindestalt­er 18. Wer mitmachen will, der sollte Motivation und Lust an Technik mitbringen“, erläutert Göstl. Und er macht auch klar: Derzeit sei eigentlich die beste Gelegenhei­t, sich beim Fernmeldez­ug des Saarpfalz-Kreises zu engagieren. „Wir sind quasi in einem Neuanfang. Und da hat jeder die Chance, sich einzubring­en und von Grund auf mitzuarbei­ten.“

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FOTO: THORSTEN WOLF Die Technik, die Michael Mörschbäch­er (links) und Florian Göstl als Führung des Fernmeldez­uges des Saarpfalz-Kreises zum Einsatz bringen können, umfasst Jahrzehnte.
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FOTO: THORSTEN WOLF Um Kommunikat­ions- und Informatio­nsverbindu­ngen herzustell­en, kann der Fernmeldez­ug auf unterschie­dlichste Systeme zurückgrei­fen.

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