Ich hätte bitte gerne ein Buch
Lesen ist für mich die ultimative Entspannung. Mit nichts kann ich im Urlaub gedanklich so schön aus der Welt segeln wie mit einem Buch vor der Nase. Dabei – so ehrlich will ich sein – habe ich selten das neueste literarische „Musst du gelesen haben“dabei. Ich bin bekennender Krimi-Fan. Neblige englische Dörfer mit mörderischen Einwohnern, die sind so mein Wohlfühl-Gebiet.
Einen Nachteil haben diese Schmöker allerdings: Sie lesen sich schnell. Man braucht also immer Nachschub. Das ist auf Urlaubsreisen im Ausland nicht unproblematisch. Denn wo gibt es denn schon deutsche Bücher? Eine Zeitlang konnte ich mich deshalb für einen sogenannten E-Reader begeistern. Wer es nicht kennt: Das sind kleine, buchförmige Computer, auf denen man halbe Bibliotheken speichern kann.
Anfangs fand ich es ganz ok, wenigstens die Krimis so zu lesen. Und es ist ja auch praktisch, wenn zig Bücher nur ein paar Gramm wiegen und man jederzeit deutschsprachigen Nachschub hochladen kann.
Aber irgendwann mochte ich dieses kalte, harte Computer-Ding nicht mehr. Es fühlte sich falsch an. Ganz offensichtlich bin ich ein unverbesserlicher Papier-Mensch. Ich mag es, echte Seiten zu blättern. Der Geruch von Büchern und Zeitungen gehört für mich zum Lesen dazu. Was am Bildschirm stattfindet, finde ich meist flüchtig und oberflächlich.
Also bin ich zum gedruckten Buch zurückgekehrt. In unserem letzten Urlaub wurde das leider zum Problem. Ich hatte schneller gelesen als kalkuliert. Was tun? Ferien ohne Krimi? Unmöglich. Aber der große Versandhändler aus Amerika kommt für mich nur in absoluten Notfällen in Frage. Und deutschsprachige Bücher gibt es in der bretonischen Region unseres Herzens höchstens mal aus Versehen.
In diesem Dilemma habe ich eine wunderbare Entdeckung gemacht: Ich kann im hintersten Winkel der Bretagne sein und doch in Saarbrücken, beim Buchhändler meines Vertrauens einkaufen. Der hat nämlich, wie die allermeisten Buchläden, spätestens seit Corona eine Online-Seite. Auf der gibt es wirklich jedes Buch, das mein Herz begehrt. Und es wird überall hin verschickt.
So kam es, dass in einem kleinen Dorf am Meer, an einem bretonisch nieseligen Morgen eine freundliche bretonische Postbotin ein großes Paket über den Gartenzaun reichte. Ganze zwei Tage hatte es gedauert. Besser kann Mord und Totschlag nicht geliefert werden.