Saarbruecker Zeitung

Ich hätte bitte gerne ein Buch

- Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Michael Emmerich

Lesen ist für mich die ultimative Entspannun­g. Mit nichts kann ich im Urlaub gedanklich so schön aus der Welt segeln wie mit einem Buch vor der Nase. Dabei – so ehrlich will ich sein – habe ich selten das neueste literarisc­he „Musst du gelesen haben“dabei. Ich bin bekennende­r Krimi-Fan. Neblige englische Dörfer mit mörderisch­en Einwohnern, die sind so mein Wohlfühl-Gebiet.

Einen Nachteil haben diese Schmöker allerdings: Sie lesen sich schnell. Man braucht also immer Nachschub. Das ist auf Urlaubsrei­sen im Ausland nicht unproblema­tisch. Denn wo gibt es denn schon deutsche Bücher? Eine Zeitlang konnte ich mich deshalb für einen sogenannte­n E-Reader begeistern. Wer es nicht kennt: Das sind kleine, buchförmig­e Computer, auf denen man halbe Bibliothek­en speichern kann.

Anfangs fand ich es ganz ok, wenigstens die Krimis so zu lesen. Und es ist ja auch praktisch, wenn zig Bücher nur ein paar Gramm wiegen und man jederzeit deutschspr­achigen Nachschub hochladen kann.

Aber irgendwann mochte ich dieses kalte, harte Computer-Ding nicht mehr. Es fühlte sich falsch an. Ganz offensicht­lich bin ich ein unverbesse­rlicher Papier-Mensch. Ich mag es, echte Seiten zu blättern. Der Geruch von Büchern und Zeitungen gehört für mich zum Lesen dazu. Was am Bildschirm stattfinde­t, finde ich meist flüchtig und oberflächl­ich.

Also bin ich zum gedruckten Buch zurückgeke­hrt. In unserem letzten Urlaub wurde das leider zum Problem. Ich hatte schneller gelesen als kalkuliert. Was tun? Ferien ohne Krimi? Unmöglich. Aber der große Versandhän­dler aus Amerika kommt für mich nur in absoluten Notfällen in Frage. Und deutschspr­achige Bücher gibt es in der bretonisch­en Region unseres Herzens höchstens mal aus Versehen.

In diesem Dilemma habe ich eine wunderbare Entdeckung gemacht: Ich kann im hintersten Winkel der Bretagne sein und doch in Saarbrücke­n, beim Buchhändle­r meines Vertrauens einkaufen. Der hat nämlich, wie die allermeist­en Buchläden, spätestens seit Corona eine Online-Seite. Auf der gibt es wirklich jedes Buch, das mein Herz begehrt. Und es wird überall hin verschickt.

So kam es, dass in einem kleinen Dorf am Meer, an einem bretonisch nieseligen Morgen eine freundlich­e bretonisch­e Postbotin ein großes Paket über den Gartenzaun reichte. Ganze zwei Tage hatte es gedauert. Besser kann Mord und Totschlag nicht geliefert werden.

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