Saarbruecker Zeitung

Er malt in einem alten Schwimmbad

Christoph Kuhn hat sich in Heusweiler sein eigenes Atelier eingericht­et. Denn das Malen hat er trotz einiger Schicksals­schläge nie aufgegeben.

- VON ANDREAS ENGEL Wer sich für die Kunst von Christoph „Kucki“Kuhn interessie­rt, ist jederzeit willkommen. Er bittet allerdings um Anmeldung, „damit ich aach dahemm bin“. E-Mail: kuhn-christoph@t-online.de

HEUSWEILER Seine Bilder sind wild und ungestüm. Es gehört schon eine ganze Menge an Mut und auch körperlich­e Anstrengun­g dazu, so viel von sich preis zu geben, wie es Christoph Kuhn alias Kucki mit seinen Gemälden macht. Er hat im Laufe von 25 Jahren, so lange beschäftig­t er sich schon mit Malerei, einen farbenfroh­en Kosmos von Gemälden mit explodiere­nden Motiven erschaffen, dass es den Betrachter fast erschlägt. In seinem Atelier in Heusweiler und in einem früheren Schwimmbad im Haus, das er kurzerhand zur privaten Galerie umfunktion­iert hat, stapeln sich die Bilder. Farbspritz­er bedecken Boden und Wände, Gläser und Dosen voll gesteckt mit allerlei Pinseln, Spachteln, Farbtuben, Malkästen und Leinwänden. Dazwischen stapeln sich Bildbände anderer Künstler und Skizzenblä­tter. Und mitten in dem ehemaligen Schwimmbad der Familie Kuhn, in dem aktuellen Ausstellun­gsraum, steht eine Ente, ein Citroën 2 CV Oldtimer. Was das Auto mit seiner Kunst zu tun hat? Nichts, sagt Kuhn, aber vielleicht doch, alles habe doch mit allem zu tun. So wundert es nicht, dass der Künstler sich auch noch als Imker und Erbauer von Hochbeeten betätigt. Projekte über Projekte, vielleicht ist Christoph Kuhn selber das Kunstwerk. Kunst ist bekanntlic­h ein Prozess, entwickelt sich, verändert sich, erneuert sich; der Künstler, oder die Künstlerin sucht und findet neue Wege, Farben und Formen, um sich auszudrück­en.

Der 58-Jährige hat Betriebswi­rtschaft studiert, so eine Art Gegenteil von Kunst. Er hatte gute Jobs, aber wie so oft verläuft das Leben nicht linear. Vor 17 Jahren verstarb seine Frau, und er musste sich als allein erziehende­r Vater um seine kleine Tochter kümmern. Es war eine Zäsur. Kuhn machte sich selbststän­dig und eröffnete in Heusweiler eine Zoohandlun­g mit Namen „Kucki“. Es erschien ihm leichter als Selbststän­diger, sein Kind zu betreuen.

Das Malen hat er aber nie aufgegeben. Denn die Kunst, die Farben und Formen haben ihn nicht losgelasse­n. Das hat wohl familiäre Gründe. Sein Großonkel, der weit über das Saarland hinaus bekannte Ma

„Onkel Leo hat mich schon als kleiner Junge fasziniert, ich habe ihm immer beim Malen zugeschaut.“Christoph Kuhn über seinen Großonkel Leo Grewenig

ler und Kunsterzie­her Leo Grewenig, war oft im Hause von Tapetenhän­dler Emil Grewenig, dem Großvater von Christoph Kuhn. „Onkel Leo hat mich schon als kleiner Junge fasziniert, ich habe ihm immer beim Malen zugeschaut“, erinnert sich Kuhn. Wie sein Großonkel Grewenig bevorzugt Kuhn die nicht gegenständ­liche Malerei, allerdings radikaler, temperamen­tvoller. Seine Werke erinnern an den Amerikaner Jackson Pollock. Aber, das unterstrei­cht Kuhn, Vorbilder im engeren Sinne habe er keine, wohl aber sei er gierig nach Inspiratio­n, davon zeugt seine Bibliothek. Das Studium der Arbeitswei­sen namhafter internatio­naler Künstler und nicht zuletzt der Malerei seines Großonkels haben seinen Blick geschult. Ein klassische­s Kunststudi­um kam für ihn auf Grund der familiären Situation nicht in Frage. Überhaupt, vermutet Kuhn, dass die akademisch vermittelt­e Kunst ihn vermutlich nicht weitergebr­acht hätte.

Coronabedi­ngt sind Ausstellun­gen ausgefalle­n. Es gelte jetzt, wieder durchzusta­rten. Zurzeit ist eine neue Ausstellun­g in Lebach geplant. Auch in der Riegelsber­ger Rathausgal­erie würde er gerne mal seine Bilder zeigen.

 ?? FOTO: ANDREAS ENGEL ?? Christoph „Kucki“Kuhn mit einigen seiner Arbeiten und seiner „Ente“im früheren Schwimmbad seiner Familie. Hier, in seinem Ausstellun­gsraum, geht er seiner großen Leidenscha­ft nach und malt bunte Kunstwerke.
FOTO: ANDREAS ENGEL Christoph „Kucki“Kuhn mit einigen seiner Arbeiten und seiner „Ente“im früheren Schwimmbad seiner Familie. Hier, in seinem Ausstellun­gsraum, geht er seiner großen Leidenscha­ft nach und malt bunte Kunstwerke.

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