Er malt in einem alten Schwimmbad
Christoph Kuhn hat sich in Heusweiler sein eigenes Atelier eingerichtet. Denn das Malen hat er trotz einiger Schicksalsschläge nie aufgegeben.
HEUSWEILER Seine Bilder sind wild und ungestüm. Es gehört schon eine ganze Menge an Mut und auch körperliche Anstrengung dazu, so viel von sich preis zu geben, wie es Christoph Kuhn alias Kucki mit seinen Gemälden macht. Er hat im Laufe von 25 Jahren, so lange beschäftigt er sich schon mit Malerei, einen farbenfrohen Kosmos von Gemälden mit explodierenden Motiven erschaffen, dass es den Betrachter fast erschlägt. In seinem Atelier in Heusweiler und in einem früheren Schwimmbad im Haus, das er kurzerhand zur privaten Galerie umfunktioniert hat, stapeln sich die Bilder. Farbspritzer bedecken Boden und Wände, Gläser und Dosen voll gesteckt mit allerlei Pinseln, Spachteln, Farbtuben, Malkästen und Leinwänden. Dazwischen stapeln sich Bildbände anderer Künstler und Skizzenblätter. Und mitten in dem ehemaligen Schwimmbad der Familie Kuhn, in dem aktuellen Ausstellungsraum, steht eine Ente, ein Citroën 2 CV Oldtimer. Was das Auto mit seiner Kunst zu tun hat? Nichts, sagt Kuhn, aber vielleicht doch, alles habe doch mit allem zu tun. So wundert es nicht, dass der Künstler sich auch noch als Imker und Erbauer von Hochbeeten betätigt. Projekte über Projekte, vielleicht ist Christoph Kuhn selber das Kunstwerk. Kunst ist bekanntlich ein Prozess, entwickelt sich, verändert sich, erneuert sich; der Künstler, oder die Künstlerin sucht und findet neue Wege, Farben und Formen, um sich auszudrücken.
Der 58-Jährige hat Betriebswirtschaft studiert, so eine Art Gegenteil von Kunst. Er hatte gute Jobs, aber wie so oft verläuft das Leben nicht linear. Vor 17 Jahren verstarb seine Frau, und er musste sich als allein erziehender Vater um seine kleine Tochter kümmern. Es war eine Zäsur. Kuhn machte sich selbstständig und eröffnete in Heusweiler eine Zoohandlung mit Namen „Kucki“. Es erschien ihm leichter als Selbstständiger, sein Kind zu betreuen.
Das Malen hat er aber nie aufgegeben. Denn die Kunst, die Farben und Formen haben ihn nicht losgelassen. Das hat wohl familiäre Gründe. Sein Großonkel, der weit über das Saarland hinaus bekannte Ma
„Onkel Leo hat mich schon als kleiner Junge fasziniert, ich habe ihm immer beim Malen zugeschaut.“Christoph Kuhn über seinen Großonkel Leo Grewenig
ler und Kunsterzieher Leo Grewenig, war oft im Hause von Tapetenhändler Emil Grewenig, dem Großvater von Christoph Kuhn. „Onkel Leo hat mich schon als kleiner Junge fasziniert, ich habe ihm immer beim Malen zugeschaut“, erinnert sich Kuhn. Wie sein Großonkel Grewenig bevorzugt Kuhn die nicht gegenständliche Malerei, allerdings radikaler, temperamentvoller. Seine Werke erinnern an den Amerikaner Jackson Pollock. Aber, das unterstreicht Kuhn, Vorbilder im engeren Sinne habe er keine, wohl aber sei er gierig nach Inspiration, davon zeugt seine Bibliothek. Das Studium der Arbeitsweisen namhafter internationaler Künstler und nicht zuletzt der Malerei seines Großonkels haben seinen Blick geschult. Ein klassisches Kunststudium kam für ihn auf Grund der familiären Situation nicht in Frage. Überhaupt, vermutet Kuhn, dass die akademisch vermittelte Kunst ihn vermutlich nicht weitergebracht hätte.
Coronabedingt sind Ausstellungen ausgefallen. Es gelte jetzt, wieder durchzustarten. Zurzeit ist eine neue Ausstellung in Lebach geplant. Auch in der Riegelsberger Rathausgalerie würde er gerne mal seine Bilder zeigen.