Verdrehte Welt am Bostalsee
Drei Investoren bauen ein auf dem Kopf stehendes Haus auf der Gonnesweiler Seeseite. Schon im Mai soll es seine Pforten für die Besucher öffnen.
GONNESWEILER Die Decke unter den Füßen, der Boden über dem Kopf – in diesem Haus ist wirklich alles verdreht. Tische, Stühle und Schränke hängen von oben in die Räume hinein. Sofas, Topfpflanzen, Lampen und Kloschüsseln baumeln umgekehrt herum in der Luft. „Es ist ein Ort der Illusion“, sagt Investor Pascal Peter. Beziehungsweise soll es einer werden. Denn noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Die Bauarbeiten für das um 180 Grad gedrehte Haus am Gonnesweiler Seeufer haben gerade erst begonnen.
„Ende vergangenen Jahres mussten wir zunächst einen Teil des Ge
„Mir ist die Idee, solch ein Bauwerk auch in unserer Region zu errichten, nicht mehr aus dem Kopf gegangen.“Pascal Peter
Investor, der in Norddeutschland auf das Haus-Konzept aufmerksam wurde.
ländes an der tiefsten Stelle um bis zu drei Meter auffüllen. Aktuell sind wir dabei, die Fundamente zu gießen. Die Hälfte ist geschafft“, gibt Peter einen Überblick. Sein Partner, Bauingenieur Kai Müller, ergänzt: „Den Rohbau nehmen wir voraussichtlich ab Mitte März in Angriff.“Damit sei eine spektakuläre Aktion verbunden: die Installation des Daches. Dieses werde wie bei einem gewöhnlichen Haus angefertigt und anschließend von zwei Kränen auf den Kopf gedreht.
Die Investoren – zu denen neben Peter und Müller auch noch Dirk Federkeil gehört – planen, die Attraktion am Bostalsee bis Ende Mai fertigzustellen und die ersten Besucher zu begrüßen. Um den Termin einhalten zu können, legt Peter selbst Hand an. „Ich habe eine kleine Tischlerei in Theley und werde mich um den
Ausbau des Kassenhäuschens sowie die Montage der Möbel kümmern“, erzählt er. Wie er die Inneneinrichtung befestigen wird, weiß er selbst noch nicht ganz genau. „Ich werde wohl viel kleben und schrauben müssen“, sagt er und lacht. Letztlich solle es in dem zweistöckigen, elf mal acht Meter großen Gebäude keinen Gegenstand geben, der nicht auf dem Kopf steht. Einzige Ausnahme: die Außentreppe. „Sie führt zum Dachboden, der realistisch betrachtet als Eingang im Erdgeschoss dient“, beschreibt Peter.
Der Handwerker ist erstmals in Norddeutschland auf das Konzept aufmerksam geworden. In Bispingen, nahe Bremen, habe er ein verrücktes Haus besucht. „Beim Betreten hatte ich ein Schwindelgefühl. Alles war fremd“, erinnert er sich.
Aber nach wenigen Sekunden hätte sich sein Gehirn bereits an die verwirrende Umgebung gewöhnt. „Nach dem Urlaub ist mir die Idee, solch ein Bauwerk auch in unserer Region zu errichten, nicht mehr aus dem Kopf gegangen“, schildert Peter. Also nahm er das Projekt in Angriff und schloss sich mit seinen beiden Geschäftspartnern zusammen. Diese präsentierten ihren Entwurf im Dezember 2019 dem Werksausschuss Bostalsee – und erfuhren großen Zuspruch.
Die Wahl für den Standort fiel nach längerer Suche auf das Gelände neben der Surferbasis. Zwischen dem Sanitärgebäude und dem Staudamm verpachtet der Landkreis den Investoren eine rund 700 Quadratmeter große Fläche. „Der Standort ist ideal“, ist Landrat Udo Recktenwald (CDU) überzeugt. Der Fußund Wanderweg verlaufe direkt am Haus vorbei, Parkplätze seien in unmittelbarer Nähe und das Center-Parcs-Hauptgebäude sei nur 400 Meter entfernt. Viele Menschen würden daher automatisch auf die Attraktion aufmerksam werden. „Wir sind dafür bekannt, neue Wege zu gehen und Ungewöhnliches zu wagen“, sagt Recktenwald. Das verdrehte Haus sei ein Paradebeispiel dafür. Es werde ein weiteres Highlight für Einheimische und Touristen. Davon ist auch Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (CDU) überzeugt. Die öffentliche Infrastruktur am Bostalsee sei bereits in hervorragender Weise gegeben. „Dass jetzt eine zusätzliche Attraktion entsteht, die von einer privaten Initiative ausgeht, ist besonders erfreulich“, erklärt Veit.
Insgesamt 600 000 Euro nehmen die Investoren der „Lake Mountain Leisure GmbH“mit Sitz in Tholey in die Hand, um ihr Projekt umzusetzen. „Wir danken ihnen für die Bereitschaft, am Standort Bostalsee trotz der schwierigen coronabedingten Lage diese Investition zu tätigen“, sagt Recktenwald. Er ist sich sicher, dass die Idee erfolgreich sein wird. Häuser dieser Art seien in vielen Touristengebieten beliebte Sehenswürdigkeiten.