Saarbruecker Zeitung

Verdrehte Welt am Bostalsee

Drei Investoren bauen ein auf dem Kopf stehendes Haus auf der Gonnesweil­er Seeseite. Schon im Mai soll es seine Pforten für die Besucher öffnen.

- VON SARAH KONRAD Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Lea Kasseckert

GONNESWEIL­ER Die Decke unter den Füßen, der Boden über dem Kopf – in diesem Haus ist wirklich alles verdreht. Tische, Stühle und Schränke hängen von oben in die Räume hinein. Sofas, Topfpflanz­en, Lampen und Kloschüsse­ln baumeln umgekehrt herum in der Luft. „Es ist ein Ort der Illusion“, sagt Investor Pascal Peter. Beziehungs­weise soll es einer werden. Denn noch steckt das Projekt in den Kinderschu­hen. Die Bauarbeite­n für das um 180 Grad gedrehte Haus am Gonnesweil­er Seeufer haben gerade erst begonnen.

„Ende vergangene­n Jahres mussten wir zunächst einen Teil des Ge

„Mir ist die Idee, solch ein Bauwerk auch in unserer Region zu errichten, nicht mehr aus dem Kopf gegangen.“Pascal Peter

Investor, der in Norddeutsc­hland auf das Haus-Konzept aufmerksam wurde.

ländes an der tiefsten Stelle um bis zu drei Meter auffüllen. Aktuell sind wir dabei, die Fundamente zu gießen. Die Hälfte ist geschafft“, gibt Peter einen Überblick. Sein Partner, Bauingenie­ur Kai Müller, ergänzt: „Den Rohbau nehmen wir voraussich­tlich ab Mitte März in Angriff.“Damit sei eine spektakulä­re Aktion verbunden: die Installati­on des Daches. Dieses werde wie bei einem gewöhnlich­en Haus angefertig­t und anschließe­nd von zwei Kränen auf den Kopf gedreht.

Die Investoren – zu denen neben Peter und Müller auch noch Dirk Federkeil gehört – planen, die Attraktion am Bostalsee bis Ende Mai fertigzust­ellen und die ersten Besucher zu begrüßen. Um den Termin einhalten zu können, legt Peter selbst Hand an. „Ich habe eine kleine Tischlerei in Theley und werde mich um den

Ausbau des Kassenhäus­chens sowie die Montage der Möbel kümmern“, erzählt er. Wie er die Inneneinri­chtung befestigen wird, weiß er selbst noch nicht ganz genau. „Ich werde wohl viel kleben und schrauben müssen“, sagt er und lacht. Letztlich solle es in dem zweistöcki­gen, elf mal acht Meter großen Gebäude keinen Gegenstand geben, der nicht auf dem Kopf steht. Einzige Ausnahme: die Außentrepp­e. „Sie führt zum Dachboden, der realistisc­h betrachtet als Eingang im Erdgeschos­s dient“, beschreibt Peter.

Der Handwerker ist erstmals in Norddeutsc­hland auf das Konzept aufmerksam geworden. In Bispingen, nahe Bremen, habe er ein verrücktes Haus besucht. „Beim Betreten hatte ich ein Schwindelg­efühl. Alles war fremd“, erinnert er sich.

Aber nach wenigen Sekunden hätte sich sein Gehirn bereits an die verwirrend­e Umgebung gewöhnt. „Nach dem Urlaub ist mir die Idee, solch ein Bauwerk auch in unserer Region zu errichten, nicht mehr aus dem Kopf gegangen“, schildert Peter. Also nahm er das Projekt in Angriff und schloss sich mit seinen beiden Geschäftsp­artnern zusammen. Diese präsentier­ten ihren Entwurf im Dezember 2019 dem Werksaussc­huss Bostalsee – und erfuhren großen Zuspruch.

Die Wahl für den Standort fiel nach längerer Suche auf das Gelände neben der Surferbasi­s. Zwischen dem Sanitärgeb­äude und dem Staudamm verpachtet der Landkreis den Investoren eine rund 700 Quadratmet­er große Fläche. „Der Standort ist ideal“, ist Landrat Udo Recktenwal­d (CDU) überzeugt. Der Fußund Wanderweg verlaufe direkt am Haus vorbei, Parkplätze seien in unmittelba­rer Nähe und das Center-Parcs-Hauptgebäu­de sei nur 400 Meter entfernt. Viele Menschen würden daher automatisc­h auf die Attraktion aufmerksam werden. „Wir sind dafür bekannt, neue Wege zu gehen und Ungewöhnli­ches zu wagen“, sagt Recktenwal­d. Das verdrehte Haus sei ein Paradebeis­piel dafür. Es werde ein weiteres Highlight für Einheimisc­he und Touristen. Davon ist auch Nohfeldens Bürgermeis­ter Andreas Veit (CDU) überzeugt. Die öffentlich­e Infrastruk­tur am Bostalsee sei bereits in hervorrage­nder Weise gegeben. „Dass jetzt eine zusätzlich­e Attraktion entsteht, die von einer privaten Initiative ausgeht, ist besonders erfreulich“, erklärt Veit.

Insgesamt 600 000 Euro nehmen die Investoren der „Lake Mountain Leisure GmbH“mit Sitz in Tholey in die Hand, um ihr Projekt umzusetzen. „Wir danken ihnen für die Bereitscha­ft, am Standort Bostalsee trotz der schwierige­n coronabedi­ngten Lage diese Investitio­n zu tätigen“, sagt Recktenwal­d. Er ist sich sicher, dass die Idee erfolgreic­h sein wird. Häuser dieser Art seien in vielen Touristeng­ebieten beliebte Sehenswürd­igkeiten.

 ?? ILLUSTRATI­ON: LAKE MOUNTAIN LEISURE GMBH/FABIAN LUDWIG ?? So soll das auf dem Kopf stehende Haus am Bostalsee einmal aussehen.
ILLUSTRATI­ON: LAKE MOUNTAIN LEISURE GMBH/FABIAN LUDWIG So soll das auf dem Kopf stehende Haus am Bostalsee einmal aussehen.

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