Saarbruecker Zeitung

Neue Kritik an Kahlschläg­en an der Saarschlei­fe

- VON DIETER ACKERMANN Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r David Seel

ORSCHOLZ Die Kritik an den Abholzunge­n an der Saarschlei­fe bei Orscholz reißt nicht ab. Es sei unzureiche­nd, ein Waldproble­m einzig durch den Borkenkäfe­rbefall zu erklären und harte Maßnahmen im Wald dann mit dem Argument „Verkehrssi­cherungspf­licht“, die es im Wald nach einem Grundsatzu­rteil de facto nicht mehr gebe, zu rechtferti­gen, betont Nicole Brill, Sprecherin des Bündnisses Saarländis­cher Wald-Bürgerinit­iativen. „Da an der Saarschlei­fe der Borkenkäfe­r das geringste Problem darstellt, scheidet das Totschlaga­rgument Verkehrssi­cherungspf­licht dort ohnehin aus.“Die Triebfeder sei aus ihrer Sicht vielmehr in einer auf Profit ausgericht­eten Forstbewir­tschaftung zu suchen. Die massiven Einschläge in den Buchenmisc­hwäldern des Schutzgebi­etes sprächen eine deutliche Sprache. Dabei sei die Rechtsvero­rdnung zum Schutz dieser Gebiete eindeutig: „Veränderun­gen oder Störungen, die die Erhaltungs­ziele der Gebiete in den maßgeblich­en Bestandtei­len erheblich beeinträch­tigen, sind verboten“, so Brill.

Die Beurteilun­g, ob dies durch die forstliche Bewirtscha­ftung erfolgt, geschehe hier offensicht­lich durch die Bewirtscha­fter selbst. „Wir als Bündnis werden verstärkt auf die Behandlung der Wälder in Schutzgebi­eten achten und dafür sorgen, dass hier nicht weiter Raubbau auf Kosten des Natur- und Artenschut­zes betrieben wird“, sagt die Sprecherin.

In einer Stellungna­hme des Grünen-Kreisvorst­andes Merzig-Wadern heißt es, die Zustände seien kein Einzelfall und auch nicht das Schlimmste, was man dazu in den vergangene­n Jahren zu sehen bekommen habe. Dass zwischenze­itlich auch in schützensw­erten Arealen wie den Saar-Steilhänge­n und im Umfeld der Saarschlei­fe ein derart unsensible­r Umgang mit der Natur gepflegt werde, spreche für sich.

Der Tourismus an der Saar, insbesonde­re im Kreis Merzig-Wadern, lebe von der Schönheit der Natur. Wenn eine inflationä­re Ausweisung immer neuer Wanderwege aber letztlich dazu führe, dass die Natur dem Tourismus „im Wege“stehe, stimme etwas mit dem touristisc­hen Konzept nicht. Die Cloef in Mettlach sei ein gutes Beispiel für diesen Konflikt. Vom beschaulic­hen Aussichtsp­unkt früherer Tage habe sie sich zum stark besuchten Anlaufpunk­t für Tagestouri­sten gewandelt. „Wir fordern einen naturnahen und umweltscho­nenden Tourismus“, heißt es in der Stellungna­hme der Grünen.

Diese Einschätzu­ng kann Mettlachs Bürgermeis­ter Daniel Kiefer (SPD) nicht nachvollzi­ehen: „Wir gehen davon aus, dass wir durch unsere bestehende Forsteinri­chtung aus dem Jahr 2017 die jeweils gültige Schutzgebi­etsverordn­ung einhalten und damit alle durch uns durchgefüh­rten Baumfällun­gen in Schutzgebi­eten auch rechtskonf­orm sind.“Große Vermögensw­erte der Waldbesitz­er seien auch durch den Käfer vernichtet worden und die Wälder müssten wieder neu aufgeforst­et werden. Es sei erlaubt, vom Borkenkäfe­r befallene Nadelhölze­r aufzuarbei­ten und auch einer Verwertung zuzuführen. „Das ist das Recht des Eigentümer­s“.

Die Baumfällun­gen in dem Bereich „Cloef-Kleine Cloef-AtriumBaum­wipfelpfad“seien, so Kiefer, sehr wohl der Verkehrssi­cherung geschuldet. Gerade hier, wo die Menschen gezielt durch die vielen Wege an die Natur und Sehenswürd­igkeiten herangefüh­rt werden, bestehe sogar eine erhöhte Verkehrssi­cherungspf­licht. „Gerade dort, wo sich viele Menschen aufhalten – im Bereich auf und um den Baumwipfel­pfad etwa – ist dies notwendig.“Der Schutzzwec­k in diesen Gebieten sei nicht beeinträch­tigt, wenn die Nadelwaldb­estände im Zuge eines Borkenkäfe­rbefalls nach und nach in Mischwälde­r verwandelt würden.

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