Neue Kritik an Kahlschlägen an der Saarschleife
ORSCHOLZ Die Kritik an den Abholzungen an der Saarschleife bei Orscholz reißt nicht ab. Es sei unzureichend, ein Waldproblem einzig durch den Borkenkäferbefall zu erklären und harte Maßnahmen im Wald dann mit dem Argument „Verkehrssicherungspflicht“, die es im Wald nach einem Grundsatzurteil de facto nicht mehr gebe, zu rechtfertigen, betont Nicole Brill, Sprecherin des Bündnisses Saarländischer Wald-Bürgerinitiativen. „Da an der Saarschleife der Borkenkäfer das geringste Problem darstellt, scheidet das Totschlagargument Verkehrssicherungspflicht dort ohnehin aus.“Die Triebfeder sei aus ihrer Sicht vielmehr in einer auf Profit ausgerichteten Forstbewirtschaftung zu suchen. Die massiven Einschläge in den Buchenmischwäldern des Schutzgebietes sprächen eine deutliche Sprache. Dabei sei die Rechtsverordnung zum Schutz dieser Gebiete eindeutig: „Veränderungen oder Störungen, die die Erhaltungsziele der Gebiete in den maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigen, sind verboten“, so Brill.
Die Beurteilung, ob dies durch die forstliche Bewirtschaftung erfolgt, geschehe hier offensichtlich durch die Bewirtschafter selbst. „Wir als Bündnis werden verstärkt auf die Behandlung der Wälder in Schutzgebieten achten und dafür sorgen, dass hier nicht weiter Raubbau auf Kosten des Natur- und Artenschutzes betrieben wird“, sagt die Sprecherin.
In einer Stellungnahme des Grünen-Kreisvorstandes Merzig-Wadern heißt es, die Zustände seien kein Einzelfall und auch nicht das Schlimmste, was man dazu in den vergangenen Jahren zu sehen bekommen habe. Dass zwischenzeitlich auch in schützenswerten Arealen wie den Saar-Steilhängen und im Umfeld der Saarschleife ein derart unsensibler Umgang mit der Natur gepflegt werde, spreche für sich.
Der Tourismus an der Saar, insbesondere im Kreis Merzig-Wadern, lebe von der Schönheit der Natur. Wenn eine inflationäre Ausweisung immer neuer Wanderwege aber letztlich dazu führe, dass die Natur dem Tourismus „im Wege“stehe, stimme etwas mit dem touristischen Konzept nicht. Die Cloef in Mettlach sei ein gutes Beispiel für diesen Konflikt. Vom beschaulichen Aussichtspunkt früherer Tage habe sie sich zum stark besuchten Anlaufpunkt für Tagestouristen gewandelt. „Wir fordern einen naturnahen und umweltschonenden Tourismus“, heißt es in der Stellungnahme der Grünen.
Diese Einschätzung kann Mettlachs Bürgermeister Daniel Kiefer (SPD) nicht nachvollziehen: „Wir gehen davon aus, dass wir durch unsere bestehende Forsteinrichtung aus dem Jahr 2017 die jeweils gültige Schutzgebietsverordnung einhalten und damit alle durch uns durchgeführten Baumfällungen in Schutzgebieten auch rechtskonform sind.“Große Vermögenswerte der Waldbesitzer seien auch durch den Käfer vernichtet worden und die Wälder müssten wieder neu aufgeforstet werden. Es sei erlaubt, vom Borkenkäfer befallene Nadelhölzer aufzuarbeiten und auch einer Verwertung zuzuführen. „Das ist das Recht des Eigentümers“.
Die Baumfällungen in dem Bereich „Cloef-Kleine Cloef-AtriumBaumwipfelpfad“seien, so Kiefer, sehr wohl der Verkehrssicherung geschuldet. Gerade hier, wo die Menschen gezielt durch die vielen Wege an die Natur und Sehenswürdigkeiten herangeführt werden, bestehe sogar eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht. „Gerade dort, wo sich viele Menschen aufhalten – im Bereich auf und um den Baumwipfelpfad etwa – ist dies notwendig.“Der Schutzzweck in diesen Gebieten sei nicht beeinträchtigt, wenn die Nadelwaldbestände im Zuge eines Borkenkäferbefalls nach und nach in Mischwälder verwandelt würden.