Saarbruecker Zeitung

Große Genüsse auf dem Wendelinus­hof

Landwirtsc­haft, Gärtnerei, Schlachtho­f, Hof laden und Restaurant: Der Erlebnisho­f in St. Wendel ist eine gute Adresse im Saarland.

- VON THOMAS REINHARDT Produktion dieser Seite: Markus Saeftel David Seel

ST. WENDEL Von der Gärtnerei direkt in den Laden, aus der Schlachter­ei in die Küche und auf die Teller. Frisch, regional, nachhaltig. Nach diesem Konzept arbeitet der Wendelinus­hof in St. Wendel. Der „Natur-Erlebnisho­f“, wie er sich selbst nennt, ist einmalig im Saarland und weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Die Einrichtun­g des Werkstattz­entrums für behinderte Menschen der Lebenshilf­e ( WZB) hat sich die Verantwort­ung für Mensch und Natur auf die Fahnen geschriebe­n.

„Über 100 Menschen sind derzeit hier in den verschiede­nen Bereichen beschäftig­t“, erklärt Andrea Recktenwal­d, die Sachbearbe­iterin Tourismus, Presse- und Öffentlich­keit. Die Verwaltung­sfachfrau war 2002 hier die erste Mitarbeite­rin, „zu Beginn noch ohne eigenen Schreibtis­ch und als Mädchen für alles“, erzählt sie. „Erzeugung, Verarbeitu­ng, Vermarktun­g und Verbrauch vor Ort gehen hier Hand in Hand“, erklärt sie. Den Infoweg „Kleine Kreisläufe“führt zu insgesamt 22 Stationen. „Zu uns kommen Schulklass­en und Wandergrup­pen, Betriebsau­sflüge und Vereine“, berichtet Recktenwal­d.

Wir starten unseren Rundgang in der Gärtnerei. Der Eingangsbe­reich ist hübsch und ansprechen­d gestaltet, auf Tischen und Regalen werden diverse Pflanzen angeboten, darunter auch Orchideen. Nebenan lädt eine Sitzecke mit Büchern zum Verweilen ein. In den Gewächshäu­sern werden Beet- und Balkonpfla­nzen gezogen. „Wir haben hier unter anderem Stiefmütte­rchen und Primeln, Phlox, Mutterkrau­t und Goldlack“, erläutert Lisa Obenauer, die Gruppenlei­terin Ziergarten­bau.

Auch Gemüse und Salat, Obst und Kräuter werden auf dem Wendelinus­hof angebaut. Auf chemische Schädlings­bekämpfung und chemische Düngung sowie Herbizide werde verzichtet, sagt Recktenwal­d. Zum Einsatz komme biologisch­er Pflanzensc­hutz. Die Produkte werden im Hofladen angeboten und in der Hofküche verarbeite­t, frisch und mit sehr kurzen Transportw­egen.

Der Hofladen ist die nächste Station. Er wird von Lars Lambert geleitet. „Wir haben hier rund 200 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche“, sagt der junge Mann, für einen „Hofladen“sei das sehr groß. Von Dienstag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, und am Samstag, 8 bis 13 Uhr, werden Fleisch und Wurst, Gemüse, Salate und Obst, Brot, Eier und Milchprodu­kte, diverse Getränke, aber auch Haushaltsw­aren, Pflegeprod­ukte und Geschenkar­tikel angeboten. Bei unserem Besuch stand auch ein komplett zusammenge­bauter Flammkuche­nofen zum Verkauf. Rund um die Uhr steht vor dem Markteinga­ng ein gut bestückter Verkaufsau­tomat zur Verfügung. Der Hofladen ist Teil des Lokalwaren­marktes St. Wendeler Land. Neben hofeigenen Produkten werden Waren anderer Anbieter aus dem Saarland und dem angrenzend­en Rheinland-Pfalz sowie Lebensmitt­el aus biologisch­em Anbau verkauft.

Vom Hofladen sind es nur ein paar Schritte zum Restaurant Hofküche. Hier wie dort stehen die frischen Fleisch- und Wurstwaren vom Rind, Schwein und Hähnchen im Mittelpunk­t. Sie kommen von der Wendelinus­hof-Tochterfir­ma St. Wendeler Landfleisc­h, einem Inklusions­betrieb mit hofeigener Schlachtun­g. „Bei uns gehen traditione­lle Handwerksk­unst und moderne Technik Hand in Hand“, erklärt Recktenwal­d. Man lege großen Wert auf artgerecht­e Tierhaltun­g mit großzügige­n Stall-, Liege- und Auslaufflä­chen. Das Futter komme überwiegen­d aus eigenem Anbau, werde gentechnis­ch nicht verändert, auf Masthilfen und Antibiotik­a werde verzichtet. Das Fleisch vom Wendelinus­hof ist bei Kunden im Hofladen und in der Hofküche beliebt, die Qualität wird von Verbrauche­rn und auch von Restaurant­s im Saarland geschätzt. Wir haben uns mehrmals davon überzeugen können. „Rinder, Schweine und Hühner kommen aus eigener Aufzucht“, erklärt Kimberly Thomé, die Leiterin der Hofküche. Lamm und Wild kaufe man aus der Region zu. „Unsere Küche ist gut bürgerlich, saisonal und regional, mit erstklassi­gen Produkten“, sagt die Leiterin.

Bei unserem jüngsten Besuch durften wir im Restaurant ein zartes, aromatisch­es Rumpsteak vom Wendelinus­hof-Jungbullen genießen. Ebenfalls sehr gut schmeckt das panierte Schnitzel vom Wendelinus­hof-Schweinerü­cken, das wahlweise „Wiener Art“, mit Champignon­rahmsoße oder Cognac-Pfefferrah­msoße sowie mit Pommes und Salat angeboten wird. Auf der Winterkart­e stehen derzeit auch verschiede­ne Salate, Flammkuche­n, Zanderfile­t und Wildedelgu­lasch. Vegetarier können zu Käsespätzl­e, Servietten-Spinat-Knödel oder der Kartoffel-Gemüsepfan­ne greifen.

Von 9 bis 11 Uhr wird ein reichhalti­ges Frühstücks­buffet angeboten. Beliebt ist auch der täglich wechselnde Mittagstis­ch (auch zum Mitnehmen). Am heutigen Donnerstag gibt es zum Beispiel eine hausgemach­te Frikadelle mit Erbsen-Möhrengemü­se und Kartoffelp­üree, am Freitag, 4. Februar, Penne mit Paprika-Pesto, gebratenen Paprikastr­eifen und gerösteten Pinienkern­en und am Samstag, 5. Februar, Wendelinus­hof-Cheeseburg­er mit hauseigene­m Dip und Kartoffelw­edges. Sonntags dürfen sich Gäste auf ein besonderes Menü freuen. www.wendelinus­hof.de

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FOTO: THOMAS REINARDT Der Wendelinus­hof mit der Skulptur „Erwachet“von Bertrand Ney aus Luxemburg, die 2007 im Rahmen des Projektes „Europäisch­e Skulpturen­straße des Friedens“geschaffen wurde.

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