„Was Corona mit uns macht, ist traurig“
Für Kinder ist die Pandemie mit vielen Ängsten verbunden. Eine Leserin schildert der SZ den Fall ihrer achtjährigen Enkelin, die endlich wieder fröhlich sein möchte.
HOMBURG Wie erleben Kinder eine Corona-Infektion? Ist die Krankheit bei Kindern wirklich immer so harmlos, wie getan wird? Und wie erleben sie eine Zeit voller Masken? Unsere Leserin Stephanie Wellner hat uns berichtet, wie es ihrer achtjährigen Enkelin Kiara dabei erging. „Kiara ist am 28. November an Corona erkrankt. Der Verlauf war eigentlich leicht. Zumindest sah es am Anfang so aus. Sie hatte dann Fieber, Magen-Darm-Probleme mit sehr starkem stündlichen Erbrechen,
„Ich lächele ein kleines Baby an, das wir sehen. Aber das Baby lacht nicht mehr so zurück wie früher.“
Kiara Wellner
Appetitlosigkeit und Geschmacksverlust. Sie nahm rapide ab.“
Zum Glück habe sie immer genügend getrunken, erzählt Oma Stephanie, „die Ärztin sagte, wenn sie nicht genug trinkt, dann müsse sie ganz allein ins Krankenhaus, das wäre jetzt so bei Corona“. Das wollte natürlich keiner, am allerwenigsten die kleine Kiara. Die Vorstellung, ganz allein zu sein, machte ihr Angst. Sie habe nach fünf Tagen zum Glück schon wieder ein negatives Ergebnis bekommen bei der täglichen Testung zu Hause, musste aber 14 Tage noch in Quarantäne zu Hause bleiben.
„Kiara malt sehr gerne. In dieser Zeit entstand das Bild eines Mädchens, das sie darstellt“, erzählt die Oma. Nach der Quarantäne ging Kiara wieder in die Schule. Am Wochenende darauf ging es ihr aber schon wieder sehr schlecht. Diesmal war es nicht Corona, aber eine Folge davon, „laut Ärztin war ihr Immunsystem total zusammengebrochen. Sie hatte schon wieder Magen- und Darmprobleme und nahm noch mehr ab“, schildert Stephanie Wellner die Situation. „Über Weihnachten ging es Kiara wieder besser und wir haben sie gemeinsam wieder aufgepäppelt. Im neuen Jahr entstand das zweite Bild.“
Stephanie Wellner fragte ihre Enkelin, warum der junge Mann auf dem Bild so traurig schaue – so wie Kiara selbst auf dem ersten Bild auch. „Sie antwortet mir: In der jetzigen Zeit muss jeder auf sich achten, und man ist dadurch von dem Leben, wie es vor Corona war, weit entfernt. So was macht mich traurig.“
Auf die nächste Frage der Großmutter, warum jede Person jetzt eine Maske trage, antwortet das achtjährige Mädchen: „Das ist die Realität. Man sieht keine Münder mehr und muss die Mimik an den Augen ablesen und erraten. Das macht mich auch traurig und auch meine Freunde, mit denen ich darüber rede.“Und Kiaras schlimmste Erfahrung mit der Maske? „Ich lächele ein kleines Baby an, das wir sehen. Aber das Baby lacht nicht mehr so zurück wie früher. Ich glaube, es liegt daran, dass das Baby ja gar nicht sieht, dass ich es anlächele.“
Stephanie Wellner schickte uns diese kleine Geschichte mit den gemalten Bildern von Kiara, um anderen Kindern Mut zu machen und ihnen zu sagen, dass sie mit ihrer Corona-Infektion und mit ihrer Traurigkeit nicht allein seien. Vielleicht sei es ja ein Trost für sie, wenn sie in unserer Zeitung lesen, dass es anderen Kindern auch nicht gut gehe und sie sich eine unbeschwerte Zeit ohne Maske zurückwünschten. „Es wird viel über Kinder geredet, ohne ihnen wirklich zuzuhören“, sagt Stephanie Wellner.