Saarbruecker Zeitung

Krise treibt Spritpreis noch höher – Saarland fordert Steuer-Entlastung

Die Preise an den Tankstelle­n ziehen an. Forderunge­n nach Entlastung der Autofahrer werden lauter. Wie lange bezieht Deutschlan­d noch Öl aus Russland?

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SAARBRÜCKE­N/BERLIN (nfo/ulb/jfr) Die Explosion der Sprit-Preise infolge des Krieges um die Ukraine hat die deutsche Politik alarmiert und auch den saarländis­chen Landtagswa­hlkampf erfasst. An einigen saarländis­chen Tankstelle­n wurden am Dienstag Preise von über 2,40 Euro pro Liter Diesel verlangt. Auch Benzin wurde erneut teurer. Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) forderte in einem Schreiben an Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) eine Entlastung der Bürger, die auch die Mittelschi­cht erreichen müsse. Er verwies dabei auf lange Anfahrtswe­ge von Facharbeit­ern im Industriel­and Saarland zu ihrer Arbeitsstä­tte. Konkret regte er an, den Mehrwertst­euersatz für Sprit von 19 auf sieben Prozent zu senken und die Pendlerpau­schale zu erhöhen. Schließlic­h nehme der Staat infolge steigender Preise für Kraftstoff­e mehr Steuern ein. Gegenüber dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d kündigte Hans zudem eine Bundesrats­initiative zur Senkung der Mehrwertst­euer an. Auch Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) hatte sich am Montag für eine „weitere Entlastung für die jetzt immens angestiege­nen Benzin- und Energiepre­ise“ausgesproc­hen. Das bereits beschlosse­ne Entlastung­spaket der Bundesregi­erung (etwa das Ende der EEG-Umlage) „kann nur ein erster Schritt sein“, sagte sie.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) kündigte am Dienstag an, Wege gegen die Preisexplo­sion an den Energiemär­kten zu suchen. Nach Beratungen der Energiemin­ister von Bund und Ländern sagte er, man prüfe, ob „Kriegsgewi­nne“von Unternehme­n, die sehr günstig Energie eingekauft hätten, sie jetzt aber zu exorbitant­en und nur durch den Krieg getriebene­n Preisen verkauften, noch einmal besteuert werden könnten. Das könne dämpfend wirken.

Die Diskussion um die Energiepre­ise wurde gestern auch durch die Ankündigun­g von US-Präsident Joe Biden befeuert, als Sanktion gegen den Angriff auf die Ukraine den Import von russischem Öl und Gas zu stoppen. Die Bundesregi­erung wehrt sich noch gegen entspreche­nde Forderunge­n. Habeck warnte vor wirtschaft- und gesellscha­ftlichen Schäden „schwersten Ausmaßes“im Falle eines Embargos mit entspreche­nden Folgen auf die Preise. Aus Russland kommen allein 35 Prozent der Rohöleinfu­hren Deutschlan­ds.

Derweil sorgte am Dienstag eine Selfie-Videobotsc­haft von Tobias Hans für kontrovers­e Reaktionen im Internet. Hans hatte, vor einer Tankstelle stehend, kritisiert, der Staat bereichere sich über die Steuer an den steigenden Energiepre­isen. Der Satiriker Jan Böhmermann verglich Hans auf Twitter ironisch mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj, der regelmäßig SelfieVide­os aus dem Kriegsgebi­et schickt. Der Generalsek­retär der Saar-SPD, Chistian Petry sagte, Hans solle nicht „mit der Staatskaro­sse vor Tankstelle­n demonstrie­ren“, sondern Lösungen für die Spritpreis­frage finden.

„Der Staat bereichert sich an diesen gestiegene­n Energiekos­ten.“Tobias Hans (CDU) Ministerpr­äsident, in einem Video

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