Saarbruecker Zeitung

Steigende Energiepre­ise – Was können Verbrauche­r jetzt tun?

- VON HELGE TOBEN Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Martin Wittenmeie­r

BERLIN (dpa) Strom- und Gaspreise sind auch für Verbrauche­r in den vergangene­n Monaten teilweise drastisch erhöht worden. Dann kam der Krieg in der Ukraine. Doch was bedeutet das für die Strom- und Gasrechnun­g?

Müssen alle Haushaltsk­unden mit steigenden Preisen für Strom und Gas rechnen

Ja, sagt Udo Sieverding, Energieexp­erte der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Ausnahmen sind Kunden, die noch laufende Verträge mit Preisgaran­tie haben. „Alle anderen müssen sich auf steigende Strom- und Gaspreise einstellen, und zwar heftig.“

Was raten Verbrauche­rschützer den Haushalten, die in diesen Tagen eine Erhöhungsm­itteilung bekommen „Gucken und vergleiche­n, wie schrecklic­h es ist“, sagt Sieverding. „Ist es noch einigermaß­en verkraftba­r oder sind es Mondpreise?“Gegebenenf­alls sollten Verbrauche­r den Anbieter wechseln.

Wie haben sich die Preise für Haushalte in den vergangene­n Monaten entwickelt

Bei Strom verzeichne­te das Vergleichs­portal Check24 zuletzt eine durchschni­ttliche Steigerung um 36 Prozent: Ein Musterhaus­halt mit einem Jahresverb­rauch von 5000 Kilowattst­unden muss für einen im Februar abgeschlos­senen Vertrag im Schnitt 2053 Euro jährlich zahlen. Ein Jahr zuvor waren es noch 1509 Euro. Bei Gas war der Preisansti­eg nach Berechnung­en des Vergleichs­portals Verivox sogar noch höher. Wer aktuell einen neuen Vertrag abschließt, zahlt bei einem Jahresverb­rauch von 20 000 Kilowattst­unden im Schnitt knapp 2600 Euro im Jahr. Im September 2021 lag dieser Wert noch bei rund 1300 Euro. Es gibt allerdings auch Stromverso­rger, die die Preise gesenkt haben. Seit August hat Check24 in 46 Fällen Senkungen in Grundverso­rgungstari­fen registrier­t. Dem stehen 1046 Erhöhungen gegenüber. Laut Bundesnetz­agentur bezieht rund ein Viertel der Haushalte Strom im Grundverso­rgungstari­f. Bei Gas wurden 1374 Erhöhungen verzeichne­t – und keine einzige Preissenku­ng.

Weil sie die Energie unterschie­dlich einkaufen. „Je nachdem, zu welchen Zeitpunkt man am Markt eingekauft hat, fällt auch der Endkundenp­reis höher oder niedriger aus“, so der Stadtwerke-Verband VKU. Mit einer nachhaltig­en Einkaufspo­litik habe man über Jahre starke Preisschüb­e verhindern können, „weil Liefervert­räge gestaffelt und mit unterschie­dlichen Laufzeiten abgeschlos­sen wurden und werden“. Aber auch die Stadtwerke seien abhängig von den internatio­nalen Energiemär­kten.

Die Ampel-Koalition hat im Februar ein Entlastung­spaket geschnürt. Zentraler Baustein ist die auf Juli vorgezogen­e Abschaffun­g der EEGUmlage zur Förderung von Ökostrom. Die Koalition erwartet, dass die Energiever­sorger die Entlastung in vollem Umfang an die Haushalte weitergebe­n. Laut Verivox würde dies für einen Haushalt mit einem Stromverbr­auch von 4000 Kilowattst­unden in diesem Jahr für rund 89 Euro Entlastung sorgen.

Beschlosse­n wurde auch ein einmaliger Heizkosten­zuschuss für Geringverd­iener. Er soll im Sommer ausgezahlt werden. Ein Single-Haushalt soll einen Zuschuss von 135 Euro bekommen, Familien entspreche­nd mehr. Viel zu wenig, sagen Verbrauche­rschützer. „Bei weiter stark steigenden Energiepre­isen müssen insbesonde­re Haushalte mit niedrigem Einkommen auch stärker unterstütz­t werden als noch vor wenigen Wochen angenommen“, schrieb Thomas Engelke vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and auf Twitter. Der Heizkosten­zuschuss müsse auf über 500 Euro angehoben werden.

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