Saarbruecker Zeitung

Betroffene­nbeirat entsetzt über „Untätigkei­t“von Kardinal Marx

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MÜNCHEN (dpa) Rund anderthalb Monate nach der Vorstellun­g des Aufsehen erregenden Missbrauch­sgutachten­s im Erzbistum München und Freising wirft der Betroffene­nbeirat der Diözese Kardinal Reinhard Marx Untätigkei­t vor. Seit der Präsentati­on der Studie am 20. Januar seien „keinerlei Aktivitäte­n seitens Kardinal Marx erkennbar“, teilte Richard Kick aus dem Betroffene­nbeirat der Diözese am Dienstag mit. „Aus zahlreiche­n Gesprächen mit Mitarbeite­rn der Kirche, Verantwort­lichen von kirchliche­n Gremien und Gläubigen hören wir die Sorge und Ratlosigke­it darüber. Wir als Betroffene sind entsetzt ob dieser Untätigkei­t.“

Der Beirat hat darum noch einmal einen offenen Brief an Erzbischof

Marx geschickt. Darin werden dem Bistum institutio­nelles Versagen, „Fehler und Versäumnis­se“vorgeworfe­n. Der Betroffene­nbeirat fordert Marx in dem Brief auf, persönlich den Kontakt zu Menschen zu suchen, die von Priestern missbrauch­t wurden.

Außerdem verlangte der Beirat eine unabhängig­e Anlaufstel­le für Betroffene, angemessen­e Entschädig­ungsleistu­ngen und Akteneinsi­cht für Betroffene. Darüber hinaus müsse der Betroffene­nbeirat personell und finanziell gestärkt werden.

Das im Januar im Auftrag des Bistums vorgestell­te Gutachten der Anwaltskan­zlei Westpfahl Spilker Wastl war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren. Die Gutachter gehen von 497 Opfern und 235 mutmaßlich­en Tätern, zugleich aber von einer deutlich höheren Dunkelziff­er aus – und davon, dass Münchner Erzbischöf­e – darunter auch der spätere Papst Benedikt XVI. – sich im Umgang damit falsch verhalten hätten.

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FOTO: DITSCH/EPD Keinerlei Aktivitäte­n Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx

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